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Bildung

"007" kommt in den Hörsaal

15. Januar 2019

Ethik statt Verfolgungsjagd, Terrorismusforschung statt Spionage: Die Bundeswehr-Uni München bietet erstmals einen Masterstudiengang Geheimdienste an. Die Ausbildung ist allerdings für Zivilisten nicht zugänglich.

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James Bond 007 Intro Live And Let Die
Bild: picture alliance

Der berühmteste Spion der Filmgeschichte hat nie studiert: James Bond ist schon nach zwei Semestern von der realen britischen Eliteschule Eton geflogen. In 25 Filmen jagt "007" unermüdlich Bösewichte. Seine wichtigsten Hilfsmittel sind schnelle Autos, seine Walther PPK und die Erfindungen seines Quartiermeisters "Q". In dieser Testosteron-Welt spielen Frauen eher oberflächliche Nebenrollen wie die der Sekretärin Miss Moneypenny.

Tatsächlich hat die Arbeit beim Geheimdienst recht wenig mit dem Leben des Leinwandhelden gemein, und wenn deutsche Spione künftig häufiger über "MISS" reden, meinen sie nicht die zahlreichen Frauengeschichten ihres fantastischen Kollegen. In der realen Welt steht MISS für "Master in Intelligence and Security Studies"

Der neue Studiengang startete in diesem Januar. "Es ist keine Ausbildung zum Spion - da gibt es keine Verfolgungsjagden und es wird auch nicht geübt, wie man über Dächer springt", sagte Uwe Borghoff der DW. Der Professor an der Universität der Bundeswehr München leitet den neuen Studiengang zusammen mit Jan-Hendrik Dietrich von der Hochschule des Bundes.

Studieren statt spionieren

Stattdessen beschäftigen sich die Anwärter an den Studienorten München, Berlin und Brühl mit Themen wie Ethik, politischen Problemen oder juristischen Rahmenbedingungen des Diensts. In einigen anderen Ländern gibt es diese akademische Auseinandersetzung mit "Intelligence and Security Studies" bereits seit vielen Jahren. "Für mich ist der Studiengang deswegen so hochspannend, weil er eben diese neue Disziplin in Deutschland einführt", sagt Borghoff.

Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München
Ein Hörsaal der Bundeswehr-Universität in Neubiberg bei MünchenBild: Picture alliance/dpa/Universität der Bundeswehr

In der Übersicht des Studiengangs stehen Fächer wie "Intelligence Collection", "Terrorismusforschung" oder "Kommunikation & Führung in den Nachrichtendiensten". Ein Schwerpunkt liegt auch auf digitalen Themen wie "Cyber Defence". Am Ende des zweijährigen Programms steht eine 100-seitige Masterarbeit.

35 exklusive Studierende

Interesse geweckt? Leider steht der Studiengang Zivilisten aktuell nicht offen. Wer sich hier einschreiben will, muss einem der deutschen Geheimdienste - also Bundesnachrichtendienst, Militärischem Abschirmdienst, Bundesamt oder den Landesämtern für Verfassungsschutz - oder der Bundeswehr angehören. Außerdem sind auch im Staatsschutz tätige Polizisten und Bedienstete der Ministerien im sicherheitspolitischen Bereich zugelassen.

Der erste Jahrgang zählt 35 Studierende, bestätigte ein Sprecher der Bundeswehr-Universität. Wie sie sich auf die verschiedenen Behörden verteilen, wollte er nicht verraten. "Es wird niemals allgemeine Studierende in dem Studiengang geben", sagt Borghoff - einerseits, weil die Gebäude in Berlin nur betreten darf, wer eine Zugangsberechtigung hat. "In bestimmten Modulen werden die Studierenden vermutlich auch mit eingestuften Materialien konfrontiert", sagt Borghoff, deshalb müssten sie eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen.

Auf dem Weg zur "Intelligence Community"

Wer studieren darf, wird auch nicht durch einen Numerus Clausus festgelegt, sondern in einem Beirat, dem ranghohe Vertreter der beteiligten Behörden angehören. Die ersten Gespräche zum neuen Studiengang wurden laut Borghoff bereits vor vier Jahren geführt. Seitdem hat eine vom Bundeskanzleramt koordinierte Arbeitsgruppe, an der unter anderem das Innen- und Verteidigungsministerium beteiligt waren, den Studiengang entwickelt.

Eine "Intelligence Community" zu schaffen, die Behörden übergreifend zusammenarbeitet, ist laut Uwe Borghoff ein sehr erwünschter positiver Effekt des Studiengangs: "Wenn die Mitarbeiter der unterschiedlichen Dienste und der Bundeswehr zusammen im Hörsaal sitzen, dann kann das für eine spätere Vernetzung von verschiedenen Diensten nur von Vorteil sein."

Immerhin eine Gemeinsamkeit zwischen der Welt des James Bond und dem MISS-Studiengang lässt sich feststellen: Agentinnen sind in der Unterzahl. Wie die Frauenquote im Studiengang aussieht, darf Borghoff nicht verraten, aber sie sei dann doch eher "gering".