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100-Dollar-Laptop für Arme

Steffen Leidel, zurzeit Tunis 17. November 2005

Das renommierte MIT (Massachusetts Institute of Technology) hat einen Laptop entwickelt, der nur 100 Dollar kosten soll. Millionen Schulkinder in Entwicklungsländern sollen damit ausgestattet werden.

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Froschgrün mit gelber KurbelBild: AP

Trotz seines vollen Terminkalenders auf dem Weltinformationsgipfel (16.-18.11.) war Kofi Annan persönlich gekommen, um Nicolas Negroponte, Gründer und Chef des renommierten Elite-Instituts MIT, zu gratulieren. "Nick, ich danke dir und deinem Team für diese wundervolle Erfindung", sagte Annan am Mittwochabend (16.11.2005) voller Bewunderung. Auch viele Journalisten applaudierten - das ist eher selten auf Pressekonferenzen. Doch viele staunten über die neue Wundermaschine, die ihnen da präsentiert wurde.

Sie ist so groß wie ein Schulbuch, ein Henkel ist daran und eine Hand-Kurbel für die Stromversorgung. Negropontes Vision: In wenigen Jahren sollen mehrere hundert Millionen Kinder mit dem Laptop ausgestattet sein, auch in den entlegenen Regionen der Welt: "Wir haben eine sehr robuste Maschine gebaut, die sehr wenig Strom verbraucht. Die Kinder sollen diesen Laptop mit nach Hause nehmen, damit spielen und studieren.“

Die grüne Maschine

Den Laptop kann man wenden und drehen wie man möchte. Er ist E-Book, Spiel-Konsole und TV-Bildschirm in einem. Auffällig ist die Farbe: leuchtend grün: "Die Wahl der Farbe war mit Abstand die schwierigste Entscheidung. Nun ja, grün ist weder männlich, noch weiblich. Wir nutzen gewöhnlich das Wort Grün um positive Dinge zu bezeichnen. Wir nennen den Laptop schon die grüne Maschine."

Von den Leistungen her unterscheidet sich der 100-Dollar-Laptop kaum von einem 1000-Dollar-Modell. Er hat einen handelsüblichen AMD-Chip, mit Linux als Betriebsystem. Große Datenmengen kann er zwar nicht speichern, ist aber internetfähig und soll sogar in der Lage sein, mit anderen Geräten ein kabelloses Netzwerk zu bilden. Der außergewöhnlich günstige Bildschirm, der eigens vom MIT entwickelt wurde, ist ein Grund für den niedrigen Preis. Außerdem werden die Kunden keine Einzelpersonen sein, sondern Regierungen, die hohe Stückzahlen kaufen müssen: "Die müssen mindestens eine Million Stück kaufen. Das ist die Bedingung. Wir können nicht versprechen, dass der Computer dann genau 100 Dollar kostet. Vielleicht sind es ja 115 Dollar und 72 Cent. Was wir versprechen ist, dass der Preis weiter sinken wird", sagte Negroponte.

Gemeinnützige Organisation sorgt für Zusammenbau

Der Laptop soll zunächst in sechs Ländern eingeführt werden. Negroponte hat grobe Zusagen aus Brasilien, Argentinien, Nigeria, Ägypten sowie China und Thailand. Welcher Hersteller das Gerät produzieren soll, ist noch unklar. "Wir vom MIT machen damit keinen Profit, aber wir wollen, dass diejenigen, die die Komponenten herstellen, Gewinne machen", betont Negroponte. Wichtig sei, dass die Organisation, die den Zusammenbau koordiniert, eine gemeinnützige ist. "Nicht, weil ich besonders humanitär sein will. Ich möchte lediglich, dass der Vorstand der Initiative 'Ein Laptop pro Kind' das Ziel verfolgt den Preis zu senken und nicht Aktionäre mit Geld zu versorgen."

Trotz der Euphorie, gibt es auch kritische Stimmen. Dipak Khakhar von der Welt-Informatik-Organisation IFIP (International Federation for Information Processing) warnt davor, Wunder von dem neuen Laptop zu erwarten. "Sie können den Computer für 100, 50, 25 Dollar verkaufen oder ihn kostenlos verteilen. Der 100-Dollar-Laptop ist okay, aber Sie brauchen auch die Kapazitäten, um die Leute auszubilden, wie sie mit den Computern umgehen sollen." Noch gibt es von dem Laptop nur einen Prototyp. Im Frühjahr 2006 sollen dann die ersten Geräte vom Band laufen.