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15.000 Nigerianer auf der Flucht

22. Juli 2014

Die Islamisten verbreiten seit Jahren Angst und Tod im Norden des Landes. Jetzt ist eine ganze Kleinstadt auf der Flucht vor den selbsternannten Gotteskriegern.

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Karte Nigeria Borno

Nach dem Überfall der islamistischen Sekte Boko Haram auf die Stadt Damboa sind im Nordosten Nigerias 15.000 Menschen auf der Flucht. Mehr als 10.000 Menschen seien in die Stadt Biu geflohen, 2000 nach Goniri und 3000 nach Maiduguri, teilte ein Vertreter der nigerianischen Rettungskräfte am Montag mit. Kämpfer der Gruppe hatten die Kleinstadt im Bundesstaat Borno in der Nacht zu Freitag überfallen und zahlreiche Menschen getötet.

Am Montag war die Stadt Medienberichten zufolge weiterhin unter Kontrolle der Extremisten. Einwohner, die nicht fliehen konnten und sich den Angreifern ergaben, wurden laut Augenzeugen erschossen. Die Rebellen hatten bereits am 6. Juli eine Polizeiwache und ein Armeelager in Damboa angegriffen und die Sicherheitskräfte vertrieben. Meldungen, dass die Islamisten die Stadt in ihre Gewalt gebracht hätten, wies ein Sprecher des Verteidigungsministeriums jedoch zurück: "Wir werden keiner Terroristengruppe einen Teil unseres Landes überlassen. Unsere Patrouillen sind unterwegs und dabei, ihre Anstrengungen zu intensivieren, um die Sicherheit wieder herzustellen."

Islamisten operieren landesweit

Boko Haram, deren Name übersetzt etwa "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, kämpft seit Jahren mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Die Islamistengruppe hat in den vergangenen Jahren bei Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen, Kirchen und Wohngebiete tausende Menschen getötet. International Schlagzeilen machte sie zudem mit der Entführung von 276 Mädchen aus einer Schule im Ort Chibok. Die meisten von ihnen sind noch immer in der Gewalt der Aufständischen. Die Armee ist vielfach nicht in der Lage, für ausreichenden Schutz vor den Angriffen zu sorgen.

Eine Militäroperation im vergangenen Jahr hatte die Islamisten vorübergehend aus dem Nordwesten des Landes vertrieben. Sie zogen sich in das Bergland an der Grenze zu Kamerun zurück. Von dort aus führen sie Vergeltungsangriffe vor allem gegen Zivilisten durch, die Bürgerwehren gegründet haben, um der Armee bei der Vertreibung der Militanten zu unterstützen.

Mehrere Bombenanschläge in diesem Jahr, darunter drei in der Hauptstadt Abuja und einer in der Wirtschaftsmetropole Lagos, zeigen, dass die Sekte inzwischen im ganzen Land zuschlagen kann – jederzeit.

gmf/ml (afp, rtr)