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Politik

18 Jahre Haft für Schleuser-Kapitän

13. Dezember 2016

Es war eine der schwersten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer überhaupt: Im April 2015 ertranken bis zu 900 Menschen vor der Küste Libyens. Dafür müssen der tunesische Kapitän und sein syrischer Komplize nun büßen.

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Der nun verurteilte Schleuser-Kapitän Mohammed Ali Malek (Foto: Getty Images/AFP/Alberto Pizzoli)
Das Entsetzen konnte nicht vor der Strafe schützen: Der nun verurteilte Kapitän Mohammed Ali Malek nach der Katastrophe Bild: Getty Images/AFP/Alberto Pizzoli

Im Prozess um eine der schwersten Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer ist ein Schlepper zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Ein weiterer Schleuser muss für fünf Jahre ins Gefängnis, wie das Gericht in Catania urteilte. Bei dem Bootsunglück im April 2015 waren zwischen 800 und 900 Menschen umgekommen. Nur 28 Menschen überlebten die Katastrophe vor der Küste Libyens.

Der Hauptangeklagte Mohammed Ali Malek aus Tunesien soll der Kapitän des Schiffs gewesen sein. Er wurde wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Herbeiführens eines Schiffbruchs und Menschenschmuggels verurteilt - sein Helfer aus Syrien nur wegen Menschenschmuggels. Beide hatten ihre Unschuld beteuert. Sie behaupteten, sie seien selbst Migranten, die von den eigentlichen Schleppern zum Steuern des Bootes gezwungen worden seien. Überlebende hatten jedoch angegeben, Malek sei der Kapitän gewesen. Seine mangelnden Schifffahrtskenntnisse hätten zu dem Unglück geführt. Maleks Verteidiger Massimo Ferrante sagte nach dem Richterspruch, sein Mandant sei "schockiert" über das Urteil. Er wolle in Berufung gehen. 

Das vollkommen überfüllte Schiff war am 18. April 2015 vor der libyschen Küste gesunken, weil die Menschen an Bord in Panik geraten waren, als ein anderes Schiff - der portugiesische Frachter "King Jacob" - zur Rettung nahte. Das Wrack wurde mittlerweile vom Meeresgrund gehoben und befindet sich in Sizilien.

Italienische Marine-Taucher suchen in dem Wrack des Schiffes nach weitere Opfern (Foto: picture alliance/dpa/Italian Navy Press Office)
Italienische Marine-Taucher suchen in dem Wrack des Schiffes nach weitere OpfernBild: picture alliance/dpa/Italian Navy Press Office

Die meisten der Ertrunkenen kamen aus den westafrikanischen Staaten Gambia, Senegal und Mali. Auch Menschen aus Bangladesch, Äthiopien und der Elfenbeinküste waren an Bord. Noch immer ist nicht abschließend klar, wie viele Menschen bei dem Unglück starben. Die italienische Marine hatte nach eigenen Angaben zunächst 169 Leichen aus dem Meer geborgen. Im Juni 2016 wurde das Schiff vom Meeresgrund aus 370 Metern Tiefe gehoben. 675 weitere Leichen wurden in dem Wrack entdeckt, allein 458 im Frachtraum. Es war im April 2015 das zweite schwere Unglück im Mittelmeer innerhalb von nur einer Woche.

sti/uh (afp, dpa)