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500 deutsche Freiwillige gegen Ebola

23. September 2014

Bei der Bundeswehr sind Hunderte dem Aufruf der Verteidigungsministerin gefolgt und haben sich für einen Einsatz gegen Ebola gemeldet. Währenddessen verschärft sich die Situation in Liberia.

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Ebola / Monrovia / Liberia (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

"Ein großartiges Zeichen für die Hilfsbereitschaft" nannte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Reaktion der Bundeswehr-Mitarbeiter: Rund 500 Interessenten hätten sich bereits innerhalb der ersten 24 Stunden auf ihren Aufruf hin für einen Einsatz in Liberia bereit erklärt, sagte die Ministerin der "Bild"-Zeitung. Die Interessenten kämen aus allen Teilen der Bundeswehr. Darunter seien auch einige Reservisten und sogar Zivilisten. Von der Leyen betonte, dass geprüft werden müsse, über welche Vorkenntnisse die Freiwilligen verfügten und wie sie schnellst möglich für den Einsatz fit gemacht werden könnten.

"Globale Dimension"

Von der Leyen hatte zuvor Ärzte und Pfleger der Bundeswehr, aber auch Techniker und Logistiker gebeten, sich am Kampf gegen die Seuche zu beteiligen. "Zusehends gefährdet die Epidemie nicht nur die Sicherheit und Stabilität Westafrikas, sondern nimmt eine globale Dimension an", begründete sie diesen Schritt in einem sogenannten Tagesbefehl.

Die Helfer sollten in einem speziellen Lehrgang für Kriseneinsätze ausgebildet werden. Die Ministerin versprach ausreichende medizinische Versorgung, einen finanziellen Zuschlag und eine klare zeitliche Befristung. Darüber hinaus solle sicher gestellt werden, dass Freiwillige im Falle einer Infektion schnellstmöglich nach Deutschland zurück geflogen werden könnten.

Gemischte Reaktionen

Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn kritisierte das Vorgehen der Ministerin gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Ich frage mich, ob das jetzt die neue Praxis bei der Bundeswehr wird: Afghanistan, Mali oder Kosovo - wer will mitfahren?" Aus der SPD gab es indes positive Stimmen. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung": "In der Welt humanitäre Hilfe zu leisten, ist nicht prioritäre Aufgabe der Bundeswehr." Daher sei es richtig, nicht auf Zwang sondern auf Freiwilligkeit zu setzen.

Auch die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" begrüßte gegenüber der Zeitschrift "Internationale Politik und Gesellschaft" die militärische Unterstützung im Kampf gegen den Ebola-Erreger. Zugleich bemängelte die Organisation, dass die Bundesregierung den Ernst der Lage erst jetzt erkannt habe.

Sparzwang bei der WHO

Experten machen für die langsame Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die Ebola-Epidemie die Sparauflagen bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verantwortlich. Ausgerechnet in der Notfallabteilung seien die Mittel besonders drastisch gekürzt worden, schreibt die Forscherin Tine Hanrieder in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung".

Die UN-Organisation habe demnach seit 2009 rund ein Drittel ihrer Fachleute eingespart. Darunter seien auch viele Ebola-Experten gewesen, die das Ausmaß der Epidemie früher hätten erkennen können. Der WHO ist in den vergangenen Monaten vielfach vorgeworfen worden, nicht schnell genug auf den Ebola-Ausbruch in Westafrika reagiert zu haben.

Weltgesundheitsorganisation WHO Ebola (Foto: "picture-alliance/dpa/Salvatore Di Nolfi)
Die WHO steht wegen ihres langsamen Vorgehens gegen Ebola in der KritikBild: picture-alliance/dpa/Salvatore Di Nolfi

Langfristige "epidemische" Ausmaße

Eine aktuelle Studie der WHO geht inzwischen von bis zu 20.000 Menschen aus, die sich bis Anfang November infizieren könnten. In der in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie heißt es, die Krankheit könne vollends "epidemisch" werden und sich über Jahre in der Region fest setzen. Die Wissenschaftler hatten Daten seit dem Ausbruch im vergangenen Dezember analysiert.

Dabei gewannen sie auch Erkenntnisse darüber, wie viele Erkrankte an dem Virus sterben. Die Sterberate müsse demzufolge von den zuvor angenommenen etwa 50 Prozent auf rund 71 Prozent korrigiert werden. Jüngsten Daten zufolge hat die WHO in Westafrika nahezu 5.800 Ebola-Patienten registriert, fast 2.800 davon sind der Erkrankung erlegen. Liberia ist mit gut 3.000 Ebola-Fällen am stärksten betroffen, gefolgt von Guinea und Sierra Leone. In Nigeria und Senegal sei die Situation hingegen praktisch unter Kontrolle.

Im Kongo "fast vorbei"

Die Demokratische Republik Kongo habe den Ebola-Ausbruch Behördenangaben zufolge ebenfalls im Griff. Ministerin Augustin Matata Ponyo hatte am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt, dass die Seuche "fast vorbei" sei und es seit zehn Tagen keine bekannten Neuinfektionen mehr gegeben habe. Im Kongo hatten sich nach Angaben der WHO bis Mitte September etwa 70 Menschen infiziert.

Liberia Ebola Abtransport Opfer Angehörige Trauer (Foto: Reuters/James Giahyue)
Liberia ist von allen Ländern am stärksten betroffenBild: Reuters/James Giahyue

Politischer Zusammenbruch in Liberia?

In Liberia nimmt der Verlauf der Ebola-Epidemie drastische Ausmaße an. Der liberianische Informationsminister Lewis Brown warnte, das Staatswesen könne zusammenbrechen und das Land in die Bürgerkriege vergangener Jahrzehnte zurückfallen. Die zögerliche internationale Hilfe könne auch zu einem Zusammenbruch der Gesellschaften in der gesamten Region führen. Dies betreffe ebenso Sierra Leone und Nigeria. Die Vereinten Nationen (UN) kündigten indes an, von der Staatengemeinschaft rund 780 Millionen Dollar Hilfsgelder einsammeln zu wollen.

nin/det (dpa, kna, afp, rtr, epd)