55 Millionen Vertriebene im eigenen Land
20. Mai 202155 Millionen Menschen weltweit sind Ende 2020 in ihrem eigenen Land auf der Flucht gewesen. Diese Zahl nennt das Beobachtungszentrum für interne Vertreibung in Genf in seinem neuen Jahresbericht. Sie markiert einen neuen Negativrekord. Die Direktorin der Beobachtungsstelle, Alexandra Bilak, warnt vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin prekären humanitären Lage vieler Binnenflüchtlinge durch die Corona-Pandemie.
Laut dem Jahresbericht flüchteten Ende des vergangenen Jahres 48 Millionen Menschen in ihrem Heimatland vor Gewalt und Konflikten. Zu den betroffenen Ländern zählten Staaten wie Afghanistan, Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo, Mosambik oder Syrien. Ein Jahr zuvor hatte das Beobachtungszentrum "nur" rund 46 Millionen Menschen erfasst, die vor Gewalt und Kriegen innerhalb des eigenen Landes auf der Flucht waren.
Weitere sieben Millionen Kinder, Frauen und Männer irrten nach Angaben des Beobachtungszentrums Ende 2020 im jeweils eigenen Land umher, weil Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen oder Erdbeben sie dazu gezwungen haben. Die Autoren des Berichts weisen zudem darauf hin, dass in bestimmten Ländern Menschen sowohl der Gewalt als auch Naturereignissen weichen müssen. So seien im Jemen Einwohner zunächst vor den Folgen des Bürgerkriegs geflohen, später hätten sie sich vor Überflutungen in dem Krisenland in Sicherheit bringen müssen.
Das Völkerrecht unterscheidet zwischen Binnenflüchtlingen einerseits und Flüchtlingen andererseits. Flüchtlinge fliehen vor Unterdrückung, Gewalt und Krieg in ihrem Heimatland in ein anderes Land. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gab die Zahl der Flüchtlinge Ende 2019 mit rund 26 Millionen an.
Das Beobachtungszentrum für interne Vertreibung gehört zum Norwegischen Flüchtlingsrat. Die Einrichtung arbeitet eng mit den Vereinten Nationen zusammen.
se/mak (epd, ard)