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71 tote Flüchtlinge in Österreich

28. August 2015

Bei der Flüchtlingstragödie auf einer Autobahn in Österreich sind deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen als am Anfang angenommen. Inzwischen gab es mehrere Festnahmen.

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Der Flüchtlings-LKW hinter einem Zaun mit Sichtblende (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/H-P Bader

Aus dem an einer Autobahn abgestellten Lastwagen wurden 71 Leichen geborgen, wie die österreichische Regierung am Freitag mitteilte. Am Donnerstagabend war von bis zu 50 Toten die Rede gewesen. Da viele der Leichen bereits stark verwest waren, war es schwierig, unmittelbar genauere Angaben zu machen.

Der LKW-Transporter, in dem die Flüchtlinge entdeckt worden waren, war nach Nickelsdorf nahe der ungarischen Grenze gebracht worden (Artikelbild). Dort wurde er in einem gekühlten Raum geöffnet, sagte der zuständige Landespolizei-Direktor Hans Peter Doskozil. Die Leichen sollen laut Polizeiangaben in der Gerichtsmedizin in Wien untersucht werden. Ob die Menschen beim Transport erstickt sind, wie verschiedentlich vermutet wurde, könne man noch nicht sagen, so der Landespolizei-Direktor. Die Gerichtsmediziner klärten in jedem einzelnen Fall die Todesursache.

Nachts über die Grenze

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Flüchtlinge nicht in Österreich starben, sondern bereits auf der Reise dorthin, etwa eineinhalb bis zwei Tage bevor sie gefunden wurden. Bei dem Schlepperfahrzeug handele es sich um einen in Ungarn zugelassenen Wagen, der östlich von Budapest gestartet sei und wohl in der Nacht die österreichische Grenze überquert habe, sagte Doskozil. Er vermute, dass die Schlepper Österreich inzwischen verlassen hätten.

Wie die "Kronen-Zeitung" berichtet, wurden in Ungarn sieben Tatverdächtige festgenommen. Die Hintermänner würden aber in Rumänien vermutet, hieß es weiter. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, er könne diese Information nicht bestätigen und verwies auf eine für 11 Uhr angesetzte Pressekonferenz der Polizei.

"Keine sanftmütigen Fluchthelfer"

"Diese Tragödie macht uns alle betroffen", betonte Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. "Schlepper sind Kriminelle. Und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen." Das Drama müsse ein "Signal an die europäische Ebene" sein, so die Ministerin. Es müssten an den EU-Grenzen endlich Außenstellen geschaffen werden, in denen Flüchtlinge sofort Schutz bekommen. Justizminister Wolfgang Brandstetter sagte, die organisierte Schlepperei müsse europaweit konsequent bekämpft werden.

pg/jj/uh (dpa, afp, rtr)