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Politik

92 Tote bei Dschihadisten-Angriff im Tschad

25. März 2020

Es war laut Staatschef Idriss Déby der bislang schwerste Angriff von Boko Haram im Tschad. Um die Armee so attackieren zu können, müssten die Dschihadisten Komplizen im Militär haben, sagte ein Experte der DW.

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Tschad 2008 | Soldat, Checkpoint in N'Djamena
Soldat der tschadischen Armee (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/M. Messara

Nach Armeeangaben begann der Angriff auf den Stützpunkt Boma am frühen Dienstagmorgen und dauerte mindestens sieben Stunden. Zur Verstärkung entsandte Truppen wurden demnach ebenfalls von der Dschihadistenmiliz attackiert. 92 Soldaten starben, mindestens 47 wurden verletzt. Es sei das erste Mal, dass sein Land im Kampf gegen Boko Haram "so viele Männer verloren hat", sagte der Staatschef des Tschad, Idriss Déby, nach einem Besuch der Militärbasis auf einer Halbinsel im Tschadsee.

"Regierung muss Untersuchung einleiten"

Es sei die bislang schwerste Niederlage der tschadischen Nationalarmee gegen Boko Haram gewesen, bestätigte der Politik-Experte Narcisse Laldjim im Gespräch mit der DW. Die Militärbasis befinde sich in einem riesigen Gebiet aus Inseln und Sümpfen, was die Dschihadisten zu ihrem Vorteil genutzt hätten. Gleichwohl zeige der Angriff, "dass es innerhalb der Armee sicherlich Komplizen gibt", meinte Laldjim.

Ohne Komplizen innerhalb des Militärs hätte Boko Haram den Angriff wohl nicht gewagt. „Meiner Ansicht nach muss die Regierung eine Untersuchung einleiten, um festzustellen, wer verantwortlich ist", forderte Laldjim. Beim dem Angriff wurden nach Militärangaben nicht nur mehrere Armeefahrzeuge zerstört, sondern auch geraubt und auf Schnellbooten abtransportiert.

Tschad bislang weitgehend vom Terror verschont

Boko Haram kämpft schon seit 2009 gewaltsam für einen islamistischen Staat im Nordosten Nigerias. Der Konflikt weitete sich auf den Tschad und die anderen Nachbarländer Kamerun und Niger aus. Inzwischen hat sich die Terrorgruppe in zwei Fraktionen gespalten. Eine Splittergruppe bekennt sich zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die andere zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Welche Splittergruppe für den Anschlag im Tschad verantwortlich ist, ist noch unklar.

Der Tschad ist maßgeblich an der gemeinsamen Anti-Terror-Militäreinheit G5-Sahel von fünf Staaten beteiligt, war bislang von Anschlägen auf eigenem Territorium aber weitgehend verschont geblieben. In der Sahelregion sind in den vergangenen Jahren rund 35.000 Menschen durch Angriffe und Anschläge von Boko Haram gestorben, zwei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.

ww/gri (DW, afp, epd)