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Angriff der Abchasier

12. August 2008

Nach den tagelangen Kämpfen um das von Georgien abtrünnige Gebiet Südossetien verschärfte sich die Lage an der zweiten Front in Abchasien. Und auch an der Propaganda-Front wird erneut scharf geschossen.

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Flüchtenden vor dem Kondori-Tal (Quelle: AP)
Flucht aus dem neuen Schlachtfeld im Kondori-TalBild: AP
Georgiens Präsident Saakaschwili (Quelle: AP)
Georgiens Präsident Saakaschwili spricht von ethnischer SäuberungBild: AP

Der georgische Präsident Michail Saakaschwili hat Russland der ethnischen Säuberung in Abchasien beschuldigt. Saakaschwilli sagte am Montagabend (11.08.2008) in einem Gespräch mit dem Nachrichtensender CNN, dass derzeit der größere Konflikt nicht in Südossetien stattfinde, sondern in Abchasien. Die russischen Streitkräfte griffen auf breiter Front militärische und zivile Ziele in Georgien an. Es sei ein kaltblütiger und brutaler Angriff, sagte der Präsident. "Aber Georgien wird sich niemals ergeben, denn wir kämpfen für unsere Freiheit", sagte Saakaschwili.

Rückt Russland in Georgien ein?

Die georgische Regierung teilte unterdessen allerdings mit, dass ein weiteres Vorrücken der russischen Truppen nicht zu beobachten sei. Auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat angebliche Pläne Moskaus für einen Eroberungskrieg in Georgien entschieden dementiert. Die russische Armee sei nur in das von Georgien abtrünnige Gebiet Südossetien vorgerückt, um den Gewaltausbruch in der Region zu beenden und neue Aggressionen zu verhindern. Das sagte Lawrow am Dienstag in Moskau bei einem Treffen mit dem finnischen Außenminister Alexander Stubb, wie die Agentur Interfax meldete.

Georgische Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Irak (Quelle: AP)
Georgische Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem IrakBild: AP

Dennoch gab es auch am Dienstag Berichte über neue Angriffe auf die Stadt Gori, die außerhalb des Kriegsgebietes in Südossetien liegt. Das Zentrum der Stadt sei bombardiert worden, wie das staatliche georgische Fernsehen berichtete. Dabei habe es Opfer gegeben, mehrere Gebäude der Universität stünden in Flammen. Kurz zuvor hatten russische Kampfbomber Angriffe auf die Umgebung von Gori geflogen. Sie bombardierten nach Angaben des Chefs des Nationalen Sicherheitsrats in Georgien, Alexander Lomaja, Wohngebiete im Ort Tkwjawi, 20 Kilometer nördlich von Gori. Die meisten Zivilisten seien vorher bereits in Sicherheit gebracht worden. Bewohner der Geburtsstadt des Sowjetdiktators Stalin hatten am Montagabend von einer Einnahme Goris durch die russische Armee berichtet.

Kampf um das Kodori-Tal

Derweil starteten abchasische Truppen am Dienstag eine Offensive gegen georgische Truppen im Kodori-Tal, dem einzigen Gebiet in Abchasien, das noch von Georgien kontrolliert wird. Dies berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Vertreter des abchasischen Verteidigungsministeriums. Der russische Nachrichtensender Westi 24 berichtete von heftigen Schusswechseln und Luftangriffen der abchasischen Luftwaffe in der Kodori-Schlucht.

Wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf den Generalstabschef Abchasiens berichtete, waren 250 abchasische Soldaten im Einsatz.

Abchasien versucht seit Samstag, die georgischen Truppen aus der Kodori-Schlucht zu vertreiben. Georgien kontrollierte seit 2006 das obere Kodori-Tal, das auch die Abchasen als ihr Territorium betrachten. (kas)