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Abschottung hält Ebola nicht auf

Friederike Müller30. Juli 2014

Das Ebola-Virus breitet sich in Westafrika aus - und mit ihm die Angst. Einige Länder reagieren, indem sie Grenzen schließen und Flüge aussetzen. Doch das könne die Seuche nicht eindämmen, mahnen Experten.

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Mediziner in Schutzanzügen Foto: EPA/AHMED JALLANZO
Bild: picture-alliance/dpa

Mit dem ersten Ebola-Toten kam auch die Angst in die nigerianische Metropole Lagos. "Meine Eltern, die nicht in der Stadt wohnen, haben mich angerufen", berichtet eine Einwohnerin der DW. "Sie sind sehr besorgt und haben mir gesagt, ich solle Schutzhandschuhe und eine Gesichtsmaske tragen. Das werde ich auch tun."

Die Ausbreitung des tödlichen Virus in Westafrika scheint derzeit kaum zu stoppen. Nicht nur die Einwohner in Lagos, wo am vergangenen Freitag (25.07.2014) der erste Ebolapatient in Nigeria starb, haben begonnen, teils drastische Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Zwei regionale Fluglinien stellen ihre Flüge in die Länder Sierra Leone und Liberia komplett ein. Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sireleaf ordnete sogar an, die Grenzen des Landes bis auf wenige Ausnahmen zu schließen, um zu verhindern, dass sich das Virus weiter ausbreitet.

Hände Foto: EPA/AHMED JALLANZO
Händewaschen: ein einfaches Mittel, um die Ausbreitung des Virus zumindest einzudämmenBild: picture-alliance/dpa

Die aktuelle Ebolaepidemie war Februar 2014 im westafrikanischen Guinea ausgebrochen. In den folgenden Wochen und Monaten breitete sich das Virus vor allem in den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia aus und hat nun auch Nigeria erreicht. Mehr als 670 Menschen starben bereits. Gegen Ebola gibt es weder einen Impfstoff noch ein Heilmittel, die Krankheit endet in vielen Fällen tödlich. Am Dienstag (29.07.2014) erlag auch der oberste Mediziner und Ebola-Experte Sierra Leones, Sheik Umar Khan, der Infektion.

Grenzen nicht kontrollierbar

Angesichts dieser Gefahr begrüßten die meisten Liberianer auch drastische Maßnahmen wie die Grenzschließung, berichtet DW-Korrespondent Julius Kanubah. "Doch Liberia hat eine sehr lange Grenze, die sehr durchlässig ist. Die zu kontrollieren, bringt die Regierung an den Rand ihrer Möglichkeiten."

Auch Experten bezweifeln, dass sich das Virus durch geschlossene Grenzübergänge oder gestrichene Flüge aufhalten lasse. Solche Maßnahmen seien nicht sinnvoll, sagt Gregory Härtl von der Weltgesundheitsorganisation WHO gegenüber der DW. "Warum sollten wir die Grenzen zwischen Liberia und Sierra Leone oder Liberia und Guinea schließen? Das Virus ist ja bereits in diesen drei Ländern", sagt Härt. Stattdessen sei es wichtig, die Grenzen gut zu überwachen und mögliche Ebola-Fälle zu identifizieren. "Wir müssen die Kontakte nachverfolgen, die eine Person gehabt hat. Das ist echte Detektivarbeit." Die geschehe zwar schon, doch noch mehr Mitarbeiter vor Ort seien dafür nötig, sagt Härtl.

ebola
Das Ebolavirus breitet sich über Grenzen hinweg in Westafrika ausBild: DW

Neben der nigerianischen Fluglinie Arik Air fliegt seit einigen Tagen auch die panafrikanische Airline ASKY Liberia und Sierra Leone nicht mehr an. Mit ASKY war der an Ebola erkrankte Passagier nach Liberia gereist. Ob die komplette Einstellung aller Flüge, gerechtfertigt sei, wollte die WHO nicht beurteilen, sagt Härtl. Allerdings rate die Organisation selbst nicht zu solch drastischen Schritten. Man bemühe sich dagegen, "Handel und Reise so wenig wie möglich zu beeinträchtigen." In den nächsten Tagen will die WHO darüber beraten, welche Empfehlungen sie Ländern geben kann, um sich vor einer Verbreitung von Ebola auf dem Luftweg zu schützen.

Arzt Sheik Umar Khan aus Sierra Leone an Ebola gestorben Foto: REUTERS/Umaru Fofana
Auch Sierra Leones Chefmediziner Sheik Umar Khan starb an EbolaBild: Reuters

Wärme-Kameras spüren Fieber-Patienten auf

Alternativen zur Abschottung zeigt Conackry, die Hauptstadt Guineas, auf. Der Flughafen Conackrys wird weiterhin auch von ASKY angeflogen. Balam Michel, Vertreter des Unternehmens in Conackry sagt der DW, er sei zufrieden mit den Sicherheitsvorkehrungen vor Ort und habe keine Angst. So sei der Flughafen mit Wärme-Kameras ausgestattet, mit denen erhöhte Temperatur bei Fluggästen festgestellt werden könne. Eine medizinische Notfalltruppe sei vor Ort. "Wenn ein Passagier Anzeichen aufweist, die auf Ebola oder eine Fiebererkrankung hinweisen, wird er sofort in das Behandlungszentrum gebracht, um festzustellen, ob es sich um Ebola handelt oder nicht."

Auch im weitentfernten Kenia in Ostafrika werden bereits Vorkehrungen gegen eine mögliche Ebolaausbreitung getroffen: Mohammed Karama vom Kenya Medical Research Institute erklärt der DW, die Fluglinie Kenya Airways habe beschlossen, alle Passagiere aus betroffenen Regionen vor dem Betreten der Flugzeuge gründlich auf Ebola-Symptome zu überprüfen. "Der Gesundheitsminister hat alle Eingangspunkte – Flughäfen, Häfen und Landgrenzen – dazu aufgerufen, alle Menschen mit Anzeichen der Viruserkrankung zu identifizieren und ihre Kontakte zu überprüfen."

Westafrika Sierra Leone Ebola Virus ausgebrochen Ärzte Foto: REUTERS/Tommy Trenchard
Staatliche Gesundheitshelfer nehmen Blutproben in Sierra Leone, um Ebola-Infektionen zu diagnostizieren.Bild: Reuters

Die Symptome der tödlichen Virus-Erkrankung rechtzeitig zu erkennen, ist auch nach Ansicht der WHO der wichtigste Schritt, um ein weiteres Ausbreiten der Krankheit zu vermeiden. "Wir arbeiten mit den Nachbarländern der betroffenen Länder zusammen, und machen sie bereit dafür", sagt WHO-Mitarbeiter Härtl. Dafür sei auch eine enge Zusammenarbeit unter Ärzten und medizinischem Personal aus den betroffenen Ländern wichtig. Als erster Schritt zu einer solchen engeren Kooperation wurde vergangene Woche das "Koordinationszentrum für den Kampf gegen Ebola in Westafrika" in Guineas Hauptstadt Conackry eröffnet.