„Adam und Eva “
14. September 2018Im Paradies
Die Geschichte von Adam und Eva ist eine der Ur-Geschichten der Bibel (1. Mose 3). Nicht weil sie vor langer Urzeit so passiert wäre, sondern weil sie etwas Ur-typisches über uns Menschen erzählt.
Als Gott den Adam geschaffen hat, setzt er ihn in den Garten Eden, einen geschützten Raum jenseits der Wildnis draußen. In diesem Paradies lässt es sich gemütlich leben. Nur hat Adam ein Problem. Er ist allein.
Gott schafft die Eva. Adam wacht aus dem Schlaf auf, öffnet die Augen und ist baff. Jetzt ist das Paradies perfekt.
Verlorenes Paradies
Adam und Eva durften von allen Bäumen des Gartens essen. Das hatte Gott ihnen gesagt. Nur ein Baum in der Mitte des Gartens war tabu, der Baum der Erkenntnis.
Eines Tages steht Eva vor dem Baum und die Schlange sagt: „Probier mal.“ Da sah Eva, so heisst es in der Bibel, dass von dem Baum gut zu essen wäre. Und sie nahm eine Frucht und aß. Und Adam biss auch hinein. Nun mussten sie das Paradies verlassen.
Mit der Entscheidung, entgegen Gottes Verbot von dem Baum der Erkenntnis zu essen, veränderte sich alles. Die einen sagen: Die Sünde kam in die Welt. Die anderen sagen: Adam und Eva wurden erwachsen.
Blick zurück
Adam und Eva sind alt geworden und schauen zurück.
Eva Ich denke oft ans Paradies zurück. Weißt du noch?
Adam Wie könnte ich das vergessen. Wir hatten alles. Der Duft nach Gras. Dieser Bach. Wir brauchten nur den Arm ausstrecken und Früchte pflücken. Was für ein Leben: von der Hand in den Mund.
Eva Da waren wir wie Kinder.
Adam Wieso Kinder?
Eva Na ja, unbeschwert. Alles war da. Es wurde für uns gesorgt.
Adam Das hätte ewig so weiter gehen können. Wenn du ...! Na ja. Ich habe dir das oft vorgeworfen, weißt du noch? Dass du dir die Frucht hattest andrehen lassen! Du konntest nicht widerstehen.
Eva Ach ja? Und wo warst du, Adam? In dem entscheidenden Moment, als die Schlange sagte „Iss ruhig!“? Ich drehte mich um, und wer fehlte? Du! Außerdem, du hast auch gegessen.
Adam Tja, der Rest war Geschichte. - Ich überlege, hätten wir etwas versäumt, wenn wir in Eden geblieben wären?
Eva Du meinst, abgesehen von der Feldarbeit im Schweiß unseres Angesichts und von meinen Schmerzen mit den Geburtswehen und den Sorgen um unser Auskommen?
Adam Es war nicht einfach. Aber was, wenn wir unser Leben im Paradies verbracht hätten? Wenn wir die Entscheidung mit der Frucht nicht getroffen hätten?
Eva Also, wenn wir nie erwachsen geworden wären? - Dann wären wir auch unschuldig wie die Kinder geblieben. Und naiv. Und abhängig.
Adam Und ich hätte nie die Schaufel erfunden. Und das Haus gebaut. Da fühlte ich mich zum Bersten lebendig.
Eva Ja, wir haben viel auf die Reihe gekriegt. Wir mussten kreativ sein. Und das ist uns gelungen.
Adam Denkst du manchmal an Gott? Ich meine, der war auch kreativ, und wahrscheinlich haben wir das von ihm.
Eva Ja, schon. Soweit ich mich erinnere, war er aber auch ziemlich wütend!
Adam Ja, aber weißt du noch, wie er uns Röcke aus Fellen machte? Damit wir ja warm genug angezogen sind? Manchmal kommt es mir so vor, als wenn er um die Ecke kommt und dann höre ich ihn „Wo bist du?“
Eva Ich glaube, er findet uns. Wie ich das sehe, hat er schon oft vorbeigeschaut bei uns.
Zum Autor:
Ralph Frieling (Jahrgang 1966) ist Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Weslarn in Westfalen.