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PolitikAsien

Afghanistan: Ein Onlinemagazin für Frauen

23. Januar 2024

Mutige Frauen setzen sich unter der Herrschaft der radikalen Taliban für mehr Rechte ein. Für Aufklärung publiziert eine Gruppe von Journalistinnen das Onlinemagazin "Zan Times".

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Afghanistan Frauen-Rechte | Demo in Köln
Seit der Machtübernahme durch die Taliban werden afghanische Frauen ihrer Grundrechte beraubt Bild: Ximena Borrazas/ZUMA Wire/IMAGO

Nach dem letzten Bericht der UNAMA, der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan, haben die Taliban die Rechte von Frauen weiter eingeschränkt. In ihrem aktuellen Quartalsbericht vom Dezember 2023 erklärt die UN-Mission in Afghanistan, dass die Taliban dramatische Maßnahmen gegen Frauen ergriffen hätten, die ledig seien oder sich nicht in Begleitung eines männlichen Aufsehers befunden hätten.

Der Zugang von Frauen zu Arbeit, Reisen und Gesundheitsversorgung zum Beispiel wurde weiter erschwert. In einem Fall wurde einer Frau vom "Tugendministerium" nahegelegt, zu heiraten, um ihren Job in einer Gesundheitseinrichtung zu behalten, wie es in dem am Montag veröffentlichten UNAMA-Bericht angeführt wird. Es wurde argumentiert, dass es für eine unverheiratete Frau unschicklich sei zu arbeiten.

Diese Beispiele sind nur einige von vielen, berichtet Zahra Nader. Die Journalistin ist die Gründerin des Online-Magazins "Zan Times". Im August 2022 hat sie das Magazin ins Leben gerufen, um Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland eine Stimme zu verleihen.

Screenshot zantimes.com
Online-Magazin "Zan Times"Bild: zantimes.com

Die 34-jährige Nader lebt in Kanada. Als sie von Kabul nach Toronto flog, um an der York University in Gender Studies zu promovieren, waren die Taliban noch nicht an der Macht. Unter den Taliban wäre es für sie nicht mehr möglich gewesen, auszureisen, um weiter zu studieren. "Ich fühle mich verpflichtet, Mädchen und Frauen in meinem Heimatland zu unterstützen", betont sie.

Riskantes Arbeiten unter Taliban-Regime

In Afghanistan hatte Nader vor der Ausreise als Journalistin gearbeitet. Sie schrieb unter anderen als Reporterin für die "New York Times". Sie steht heute weiterhin in Verbindung mit Kolleginnen, die seit der Machtübernahme der Taliban entweder ihre Jobs verloren haben oder sogar aus Angst um ihr Leben das Land verlassen mussten.

"Für unser Magazin 'Zan Times' arbeiten afghanische Journalistinnen innerhalb und außerhalb des Landes, um auf Farsi und Englisch zu berichten. Die Informationen vor Ort werden von einer kleinen Gruppe von Journalistinnen in Afghanistan gesammelt. Sie arbeiten unter großer Gefahr und berichten über Themen, die die Taliban nicht hören wollen: LGBTQ in Afghanistan, Menschenrechte; häusliche Gewalt oder Kinderehen. Es gibt viel zu erzählen. Viel Unrecht." Farsi ist mit der afghanistanischen Amtssprache Dari verwandt und kann im Lande meist verstanden werden. 

Die Taliban verbannten nach ihrer Machtübernahme im August 2021 Frauen aus praktisch allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Mädchen wurde der Schulbesuch über die sechste Klasse hinaus untersagt. Schönheitssalons wurden geschlossen. In einem Erlass aus dem Mai 2022 wurde Frauen empfohlen, eine Ganzkörperburka zu tragen und nur noch ihre Augen zu zeigen. Wer sich wagt, ohne Ganzkörperburka das Haus zu verlassen, wird auf der Straße geschlagen und mitgenommen.

Lage der Frauen in Afghanistan verschlechtert sich stetig

"Aus der Sicht vieler Familien ist es eine große Schande, wenn weibliche Familienmitglieder von den Taliban mitgenommen würden. Deswegen verbieten viele Väter oder Ehemänner ihren Töchtern oder Frauen, das Haus zu verlassen", erzählt Zahra Nader und fügt hinzu: "Kritische Berichterstattung und alles, was der Propaganda der Taliban widerspricht, ist lebensgefährlich. Unsere Kolleginnen vor Ort müssen äußerst vorsichtig sein. Sie schreiben unter Pseudonym und verlassen das Haus nur in Absprache mit uns. Die Kolleginnen kennen sich untereinander nicht und sind nur mit Kolleginnen im Ausland in Kontakt."

"Ohne leere Worte"

Für die Gründung des Onlinemagazins hatte Nader zunächst ihre eigenen Ersparnisse aufgebraucht. Sie und ihre Kolleginnen haben auch teilweise unbezahlt gearbeitet. Inzwischen erhalten sie Stipendien, Fördergelder und Spenden.

"Wir wollen aufklären. Wir setzen uns für kritisches Denken ein", sagt Zahra Nader und fügt hinzu: "Unsere Leserinnen stammen hauptsächlich aus Afghanistan, aber es gibt auch viele Zugriffe aus anderen Ländern, in denen viele Geflüchtete aus Afghanistan leben." 

Wie zahlreiche Mitmenschen aus Afghanistan setzt auch Zahra Nader auf die Solidarität der internationalen Gemeinschaft sowie auf politische Unterstützung für Frauen und Mädchen in ihrem Land. Länder, die in den letzten 20 Jahren in Afghanistan involviert waren und eine feministische Außenpolitik vertreten, sollten sich für Frauen in Afghanistan und ihre Rechte einsetzen, sagt sie und betont: "Damit meine ich nicht nur, Reden zu halten oder die Taliban zu verurteilen. Das bringt gar nichts. Die Taliban müssen Taten sehen. Zum Beispiel, dass sie sanktioniert werden und nicht reisen können, solange sie ihre frauenfeindliche Politik nicht geändert haben und Frauen wieder eine aktive Teilhabe am öffentlichen Leben erlauben."