Safran statt Opium
17. Oktober 2012Früher hat Hajji Akbar noch Mohn angebaut. Das war lukrativ, doch bekam er immer wieder Probleme mit der afghanischen Regierung. Mehrmals, erzählt Hajji Akbar, habe er seinen Standort aufgeben und von einer Provinz in die nächste ziehen müssen. Doch seit er vor 15 Jahren von Mohn auf Safran umstieg, kommt er sich fast wie ein afghanischer Nationalheld vor. Heute trägt Hajji Akbar den Beinamen "Vater des Safrans", und für seinen Werdegang hat er sogar eine Ehrenmedaille von Präsident Karsai persönlich verliehen bekommen.
Zum Safran kam der einstige Mohnbauer 1998, als er als Flüchtling in der westafghanischen Provinz Herat lebte. Den Safrananbau lernte er als Gelegenheitsarbeiter im benachbarten Iran. Seitdem hat sich sein Leben von Grund auf verändert. Heute ist Akbar stolzer Großgrundbesitzer und Inhaber seiner eigenen Vertriebsfirma. Im Gespräch mit der DW erklärt er stolz, dass das ohne den Umstieg auf Safran nicht möglich gewesen wäre. Das seltene Gewürz habe ihn so reich gemacht, dass er sich die Hadsch, die muslimische Pilgerfahrt nach Mekka, leisten, sämtliche Hochzeiten seiner Kinder bezahlen und darüber hinaus noch mehrere Hektar Land kaufen konnte.
Teurer als Opium
Die afghanische Regierung sieht im Safran eine der vielversprechendsten Alternativen zum Mohnanbau, weil der Preis für Safran höher liegt als der für Opium. Außerdem erfülle das afghanische Klima beinahe alle Bedingungen für die Kultivierung von Safran. Momentan unterstützt die Regierung Modellprojekte, um Bauern im Süden und Westen des Landes beim Wechsel von Mohn zu Safran zu unterstützen.
Zabihullah Dayem, PR-Berater des afghanischen Ministeriums für Drogenbekämpfung, erzählt, dass durch diese Projekte die Opium-Produktion in einigen Provinzen bereits zurückgedrängt werden konnte. Doch noch immer werden in Afghanistan fast 90 Prozent des weltweiten Opiums gewonnen. Problematisch ist dabei nicht nur der illegale Drogenhandel, sondern auch, dass mit dem durch Opium gewonnenen Geld militante Islamisten finanziert werden.
Geduld ist gefragt
Die Ansätze klingen vielversprechend, doch kann Safran wirklich zu einer ernsthaften Alternative zum Opiumanbau werden? Jalil Ahamad ist Safran-Aufkäufer in der Provinz Herat. Er erzählt, dass Bauern, die auf Safran umsteigen wollen, vor allen Dingen Geduld brauchen: "Wenn ein Bauer auf 2.000 Quadratmetern Land Safran anpflanzt, dann wird er im ersten Jahr gerade einmal 300 Gramm Safran ernten können", erzählt der Händler. "Im zweiten Jahr sind es schon 500 Gramm, und nach vier Jahren können es dann bis zu vier Kilogramm werden."
Aber nicht alle Provinzen des Landes sind für den Safrananbau geeignet. Sardar Khan, ein Bauer in der ostafghanischen Provinz Laghman, ist nach einem Jahr wieder zum Mohnanbau zurückgekehrt. Der Safran, den er angebaut hatte, war von so schlechter Qualität, dass er ihn nur zu ganz schlechten Preisen loswerden konnte. Und noch etwas ärgert den Bauern: "Die Regierung hat uns versprochen, uns bei der Umstellung auf Safran finanziell zu unterstützen“, beklagt er sich, "aber dann haben sie sich wieder herausgeredet. Die haben uns einfach belogen!" Heute blühen auf Khans Feldern wieder Mohnpflanzen. Die Opium-Aufkäufer, erzählt Khan, seien einfach zuverlässiger: "Die sagen uns im Voraus, dass sie alles aufkaufen werden. Wenn wir in Finanznöte kommen, dann geben sie uns einen Vorschuss und sagen: Zahlt es einfach zurück, sobald ihr die Ernte eingefahren habt!"
Bauern, die auf 2.000 Quadratmetern Opium anbauen, können damit Ernten im Wert von 2.500 bis 4.000 US-Dollar einfahren. Safran bringt ihm auf derselben Fläche Land bis zu 6.000 US-Dollar ein. Das klingt eigentlich nach einem guten Deal. Doch bei Bauern wie Sardar Khan braucht die afghanische Regierung einen langen Atem, um sie erneut von der Alternative Safran zu überzeugen. Khan jedenfalls hat schon eine Menge Geld verloren, gerade weil er den lokalen Regierungsbeamten zu sehr vertraut hatte.