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Chancen und Risiken in Afrika

Andreas Becker13. Februar 2014

In vielen Ländern Afrikas wächst die Wirtschaft rasant - und ist dabei, sich zu verändern. Investitionen aus China treiben die Entwicklung voran. Eine Chance für die noch zögerlichen Deutschen?

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China Afrika Engagement
Bild: AP

Seit Jahren wachsen die Volkswirtschaften südlich der Sahara im Schnitt um fast sechs Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass sich daran in absehbarer Zeit auch nichts ändert.

Vor allem China hat den afrikanischen Kontinent längst für sich entdeckt. Das Handelsvolumen zwischen Afrika und der Volksrepublik lag 2012 bei rund 200 Milliarden US-Dollar, zwanzig mal mehr als zu Beginn des Jahrtausends, so die afrikanische Ecobank. In vielen Ländern bauen chinesische Firmen Straßen und Infrastrukturprojekte und schaffen somit die Bedingungen für weiteres Wachstum.

"Afrika bedeutet Geschäft, Afrika bedeutet Chancen, Afrika bedeutet Zukunft", sagt Zhao Changhui von der China Export-Import Bank, einem staatlichen Institut, das den Export von chinesischen Produkten und Dienstleistungenfödert. "Viele Chinesen glauben sogar, dass die Zukunft Chinas von Afrika abhängt."

Fehlendes Verständnis

Das liegt an den Rohstoffen, die China in Afrika abbaut, weil es sie für sein eigenes Wachstum braucht. Zhao analysiert für seine Bank das Risiko von Geschäften in Afrika. Politische Stabilität, Korruption, Energieversorgung und Infrastruktur gehören zu den Faktoren, die er dabei berücksichtigen muss.

In vielen deutschen Firmen fällt die Analyse offenbar negativ aus, denn das deutsche Handelsvolumen mit Ländern südlich der Sahara beträgt nur einen Bruchteil des chinesischen. "Die Deutschen haben noch nicht verstanden, was in Afrika passiert und wie die Risiken wirklich einzuschätzen sind", sagt Zhao. "Sie können doch nicht erwarten, dass jedes Land so ist wie Deutschland."

Chinesische Firmen lassen sich selbst vom Bürgerkrieg im Südsudan nicht abschrecken. So gab die staatliche China Railway Construction Corporation im Januar bekannt, sie werde für rund 1,5 Milliarden US-Dollar im Osten Sudans eine Eisenbahnstrecke bauen.

Warten auf bessere Zeiten

Die Einschätzung, die Deutschen seien zu risikoscheu, teilt Andreas Wenzel nicht. Er ist Generalsekretär von SAFRI, der "Südliches Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft". Für die Deutschen mache es wenig Sinn, mit den Chinesen beim Straßenbau und der Ausbeutung von Rohstoffen zu konkurrieren. Ihre beste Zeit komme erst noch.

Andreas Wenzel
Hoffen auf die Industrie: Andreas Wenzel von SAFRIBild: António Cascais

"Es ist wichtig, sich jetzt für den Zeitpunkt zu positionieren, an dem in diesen Ländern Industrialisierungsprozesse einsetzen", so Wetzel. "Das macht dann auch ein stärkeres Engagement der auf Hochtechnologie basierenden deutschen Wirtschaft interessant."

In Südafrika, dem am weitesten industrialisierten Land des Kontinents, sind bereits 600 deutsche Unternehmen aktiv. Die Frage ist nun, ob und wann sich auch in anderen Länder des Kontinents eine Industrie entwickelt, die Maschinen und Anlagen aus Deutschland brauchen könnte. Bisher dominieren meist Landwirtschaft, Dienstleistungen und der Export von Rohstoffen.

Selbst in Südafrika habe sich der Anteil des produzierenden Gewerbes an der Wirtschaftsleistung in den vergangenen zwanzig Jahren halbiert, weil die Konkurrenz in China und anderen asiatischen Ländern einfach zu stark war, sagt Martyn Davies, Chef der Beratungsgesellschaft Frontier Advisory in Johannesburg.

Produzieren in Afrika

Doch weil in Asien inzwischen die Löhne steigen, werde Afrika als Industriestandort zunehmend interessant. "Einige Länder in Afrika werden bald den Volkswirtschaften Südostasiens ähneln", glaubt Davies. "Wer profitiert? Vor allem Äthiopien, vielleicht auch Kenia. Südafrika wird weiter dominieren, aber mehr durch seine Größe als durch hohe Wachstumsraten."

Teaser / Global Ideas / Äthiopien für die globalideas Webseite
Kaffeeplanze in ÄthiopienBild: Svane Bender-Kaphengst / NABU

Sollte das zutreffen, hätten afrikanische Volkswirtschaften endlich die Möglichkeit, den bisherigen Kreislauf zu durchbrechen – nämlich Rohstoffe zu exportieren und fertige Produkte zu importieren, sagt der Nigerianer Yonov Frederick Agah, einer von vier stellvertretenden Generaldirektoren der Welthandelsorganisation (WTO).

"Deutschland baut selbst keinen Kaffee an. Und doch exportiert das Land mehr Kaffee als alle Länder Afrikas zusammen", so Agah. "Der Wert der deutschen Kaffee-Exporte ist fast doppelt so hoch wie der Afrikas."

Das Geheimnis: Der Rohkaffee wird in Deutschland verarbeitet, veredelt und weiterverkauft. Für afrikanische Länder wäre dieser Ansatz nicht nur profitabler, er brächte auch dringend benötigte Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft.