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Afrikanische Vorbilder im Kampf gegen Aids

Hilke Fischer17. Juli 2016

Eine Welt ohne Aids ist möglich: In den Ländern Afrikas südlich der Sahara gibt es mehr als 40 Prozent weniger Infektionen als noch im Jahr 2000. Diese vier Länder sind besonders erfolgreich im Kampf gegen das Virus.

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Kondome werden in Kenia an Jugendliche verteilt (Foto: AFP) Foto: Getty Images/AFP/S. Maina
Schutz vor Aids: In Nairobi verteilt eine Aufklärungskampagne KondomeBild: Getty Images/AFP/S. Maina

Äthiopien: Kostenlose Medikamente

Äthiopien gilt als Musterbeispiel im Kampf gegen das HI-Virus und die Krankheit Aids: Zwischen 2001 und 2011 sank die Zahl der Neuinfektionen in dem ostafrikanischen Land um 90 Prozent und damit so stark wie nirgendwo auf dem Kontinent. Die Zahl der Menschen, die an den Folgen von Aids starben, ging im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte zurück.

Die sinkenden Infektions- und Sterberaten sind vor allem eine Folge der antiretroviralen Therapie. Sie verzögert den Ausbruch der Krankheit und ermöglicht den Menschen so ein weitgehend normales Leben mit dem Virus. Seit 2005 werden die Medikamente in Äthiopien kostenlos verteilt; in den abgelegenen Dörfern achten geschulte Kräfte darauf, dass jeder seine Medikamente nimmt. Knapp 2500 Gesundheitsstationen bieten schwangeren Frauen Betreuung und Hilfe an, um eine Ansteckung der Kinder zu verhindern. In den Jahren 2013 und 2014 ließen sich zudem rund 9,6 Millionen Menschen auf HIV testen - also etwa jeder zehnte Äthiopier.

Infografik HIV-Verbreitung Afrika 2015 mit Kenia, Burkina Faso, etc. Deutsch

Kenia: Aufklärung als Pflichtfach

Knapp sechs Prozent der Kenianer leben mit HIV/Aids, das sind rund 1,5 Millionen Menschen. Die Zahl der Neuinfektionen ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen: 2005 übertrugen noch 28,3 Prozent der infizierten Mütter das Virus auf ihre Kinder - fünf Jahre später waren es nur noch 8,5 Prozent. Inzwischen lassen sich mehr als 90 Prozent der schwangeren Frauen auf HIV testen. Gab es im Jahr 2000 nur drei Einrichtungen, in denen sich Kenianer beraten und testen lassen konnten, waren es 2010 bereits mehr als 4000.

Grund für die sinkenden Raten ist vor allem die bessere Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten: Im Jahr 2003 hatten nur 6000 Menschen Zugang zu der Therapie, zehn Jahre später waren es mehr als 600.000. Die kenianische Regierung setzt zudem stark auf die freiwillige männliche Beschneidung, die Studien zufolge das Ansteckungsrisiko von Männern um rund 40 Prozent reduziert. In den Schulen ist die Aufklärung über HIV und Aids seit 2003 Pflichtbestandteil des Lehrplans. Die Kosten für den Kampf gegen Aids tragen zu 70 Prozent externe Geber.

Burkina Faso: Unterstützungsfonds für Kranke und Waisen

In den meisten westafrikanischen Ländern sind prozentual weniger Menschen mit dem HI-Virus infiziert als im Osten und Süden des Kontinents. Burkina Faso gehörte mit rund sechs Prozent Anfang der 2000er Jahre zu den westafrikanischen Ländern mit den höchsten HIV/Aids-Raten. Inzwischen sind nach Schätzungen von UNAIDS nur noch 0,8 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus infiziert.

Die Regierung des Landes hat früh und engagiert auf die Epidemie reagiert: Erste Aktionspläne wurden bereits 1987 umgesetzt. Zusammen mit internationalen Gebern, der Privatwirtschaft und den lokalen Gemeinden investierte die Regierung viel Geld in die antiretrovirale Therapie, in einen Unterstützungsfonds für Aidskranke und -waisen sowie in die Ausbildung von tausenden Gesundheitsarbeitern. Zudem setzt sie auf Aufklärung, HIV-Tests und das Verteilen von Kondomen.

Infografik Veränderung HIV-Neuinfektionen 2005-2015 Deutsch

Uganda: Abstinenz, Treue und Kondome

In Uganda erreichte die Aids-Epidemie in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt: Rund 18 Prozent der Bevölkerung hatten sich mit dem Virus infiziert. Die Regierung und internationale Organisationen starteten ehrgeizige und kostenintensive Aufklärungsprogramme, "Abstinenz, Treue und Kondome" lautete der Slogan. Die Kampagne hatte großen Erfolg: Im Jahr 2000 waren nur noch fünf Prozent der Bevölkerung HIV-positiv.

Doch inzwischen zeichnet sich ein gegenteiliger Trend ab. Die Zahl der Neuinfektionen in Uganda steigt seit etwa zehn Jahren wieder, die HIV/Aids-Rate liegt bei über sieben Prozent. Grund dafür sind ausgerechnet der weitverbreitete Einsatz antiretroviraler Medikamente und die Beschneidung von Männern. Viele Ugander glauben, dass die Therapie die Krankheit komplett heilen könne und dass eine Infektion dank der Beschneidung ausgeschlossen sei. Deshalb verzichten mehr und mehr Menschen wieder auf Kondome.