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Frankreich will afrikanisches Kulturerbe zurückgeben

Petra Lambeck mit afpe
23. November 2018

Es ist ein hochaktuelles Thema in Europa: die Restitution von Kunstwerken aus den ehemaligen afrikanischen Kolonien. Nun sorgt ein Bericht aus Frankreich für Aufsehen. Er will eine Zeitenwende einläuten.

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BG Afrikanische Raubkunst | Kultgott GU vom Palast des Königs Behanzin
Bild: Imago/UIG/W. Forman

"Das afrikanische Kulturerbe darf nicht länger Gefangener europäischer Museen sein." Mit diesem Satz kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron vergangenes Jahr an, dass sich etwas ändern werde im Umgang Frankreichs mit seinem kolonialen Erbe. Kurz darauf beauftragte er die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy sowie den Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr zu untersuchen, wie Frankreich die Restitution afrikanischer Kulturgüter angehen könnte. Das Ergebnis wird an diesem Freitag in Paris vorgestellt. Doch schon vor der offiziellen Präsentation sind Auszüge daraus bekannt geworden. 

Neuverteilung des Kulturerbes

In ihrem Bericht fordern die Autoren nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP eine Änderung der Gesetzeslage in Frankreich. Bislang ist es so, dass Kulturgüter, die als "nationale Schätze" (trésors nationaux) klassifiziert sind -  dazu gehören Güter aus den öffentlichen Sammlungen der französischen Museen - nicht ausgeführt werden dürfen. Höchstens vorübergehend zum Zweck der Restaurierung, Begutachtung oder als Museumsleihgabe mit obligatorischem Rückgabetermin. Eine Rückgabe von geraubten Kulturgütern aus der Kolonialzeit scheitert daher allein schon an den rechtlichen Vorgaben. 

Diese Erfahrung musste beispielsweise Benin machen. Das Land beantragte 2016 die Wiedergabe der geraubten Schätze aus dem Königreich Dahomey - und bekam eine Absage mit der Begründung, dass es sich hierbei um französisches Kulturgut handele. Dann nahm sich Präsident Macron der Sache an. Dementsprechend froh ist Marie-Cecile Zinsou, Tochter des ehemaligen Premierministers Benins und Präsidentin der Zinsou-Kunststiftung in Cotonou, über die neue Entwicklung: "Heute fühlt es sich an, als wären wir nur einen Schritt davon entfernt, unsere Geschichte wiederherzustellen und sie endlich auf diesem Kontinent teilen zu können", wie sie in einem Interview mit der AFP sagte. 

Auch Deutschland muss handeln

Insgesamt befinden sich - so die Recherchen von Savoy und Sarr - etwa 90.000 Werke aus Subsahara-Afrika in Frankreichs öffentlichen Museen. Allein 70.000 davon im Musée du quai Branly in Paris. "Ich will wissen, wie viel Blut von einem Kunstwerk tropft", wird die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy gerne zitiert. Sie beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit dem Thema, das Interesse in der Öffentlichkeit hingegen ist relativ neu. Auch den deutschen Museen wird ein großer Nachholbedarf attestiert, was das koloniale Erbe betrifft. Im Frühling veröffentlichte der Deutsche Museumsbund einen "Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten". Kein verbindliches Papier, sondern eine Handlungsempfehlung für die Museen. 

Benedicte Savoy und Felwine Sarr
Die Experten: Felwine Starr und Bénédicte SavoyBild: Getty Images/AFP/A. Jocard

"Eine Gesellschaft ist besser, wenn sie ihre Vergangenheit kennt", sagte Savoy vor ein paar Monaten in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung. Die Restitution des afrikanischen Kulturerbes, von dem sich ihren Angaben zufolge 95 Prozent außerhalb des Kontinents befindet, würde daher in vielen Ländern zu einem größeren Selbstbewusstsein führen und "zu einem großen Respekt für die Kreativität der Vorfahren beitragen". Dabei gehe es nicht darum, "die westlichen Museen zu leeren", so Savoy, sondern "um eine vernünftige Neuverteilung eines Kulturerbes, das bisher nur in den Händen einiger weniger westlicher Länder war."