Afrikas Ärzte brauchen Verhandlungsstrategien
22. Oktober 2005Das Gesundheitswesen krankt in vielen Ländern Afrikas. Es mangelt nicht nur an Geld, auch die Kenntnisse und Erfahrungen in der Krankenhausverwaltung sind lückenhaft. Daher bietet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWent) Trainings zum Krankenhausmanagement an. 20 Fachkräfte aus vier afrikanischen Ländern - Tansania, Malawi, Ruanda und Kamerun - sind derzeit zu dem einjährigen Training in Deutschland.
Die Krankenhausmanager, medizinische Fachkräfte und Vertreter von Gesundheitsministerien lassen sich auf deutsche Sprache, deutsche Kultur, deutsches Essen und vor allem auf deutsche Managementstrategien ein. Ihr Ziel: Die oft desolate Situation in den Hospitälern daheim trotz oder gerade wegen knapper Kassen durch modernere Planung und Verwaltung besser in den Griff zu bekommen.
"Change Management" ist gefragt
Die Erwartungen sind hoch: Finanz- und Qualitätsmanagement, Umgang mit Datenmaterial, Sach- und Personalverwaltung, all das soll in dem einjährigen Training vermittelt werden. Denn nicht immer sitzen daheim in den Verwaltungen der Krankenhäuser Fachleute, weiß zum Beispiel Pendo Wanka vom Roten Kreuz in Tansania: "Zum Beispiel werden in Tansania viele Krankenhäuser von Ärzten statt von Managern verwaltet. Und die haben keine Management-Erfahrung."
Aber auch für die ausgebildeten Krankenhaus-Manager könne der zusätzliche Austausch mit Kollegen aus anderen afrikanischen Ländern und den Fachleuten aus Deutschland sehr hilfreich sein, meint Claudia Kornahrens, Abteilungsleiterin Gesundheit bei InWent. Dazu komme es vor allem darauf an, das Training praxisnah zu gestalten. Und Kornahrens will zu neuen Denkansätzen ermuntern: "Hauptanliegen ist, Veränderungskompetenz auch zu fördern - so genanntes 'Change Management'."
Kostenlose Tabletten werden weggeworfen
Lovemore Thom Chisale ist Verwaltungsdirektor des Mzozo Central Hospitals in Malawi, ein Krankenhaus mit 500 Betten. Er nennt eine Veränderung, die zurzeit im Gesundheitsbereich seines Landes erfolgt: "Bisher war es kostenlos, wenn man zu einer Klinik ging. Für die Zentralkrankenhäuser ändert sich das jetzt. Wenn die Leute in ein Zentralkrankenhaus gehen wollen, müssen sie zahlen. Das ist schon mal ein Weg, Mittel für den Gesundheitssektor zu bekommen."
Überdies sei es ein Weg, die Eigenverantwortung der Menschen für ihre Gesundheit - sei es bei der Vorsorge, sei es beim verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten - zu fördern, sagen die Gesundheitsexperten aus Afrika. Denn dort, wo Tabletten kostenlos verteilt würden, da würden sie häufig achtlos weggeworfen.
Politiker müssen überzeugt werden
Trotzdem wissen natürlich auch die Krankenhaus-
Manager: Viele Kranke in ihrem Land können sich eine kostenpflichtige Behandlung nicht leisten. Hier kommt die Verantwortung der afrikanischen Regierungen ins Spiel, die mehr als bisher für den Gesundheitssektor tun müssen. Das meint jedenfalls Denis Nsame, Manager des Distrikt-Hospitals Batibo in Kamerun, das für ein Einzugsgebiet von 110.000 Menschen etwa 100 Betten bereithält: "Auch wenn wir hier in Management-Strategien ausgebildet werden, so wissen wir doch, dass die Frage der Finanzen die große Herausforderung für unsere Gesundheitssysteme ist. Denn wenn wir nach Hause kommen und sich unsere Entscheidungsträger darum nicht kümmern, dann bleiben wir weiter zurück. Kamerun zum Beispiel gibt nur vier Prozent seines Staatshaushaltes für Gesundheit aus."
Viele wollen nach Europa
Nsame und seine Kollegen plädieren daher für einen verbesserten Dialog zwischen Managern und Politikern, Fachleuten und Entscheidungsträgern in ihren Heimatländern. Der sei im Übrigen auch nötig, um einem anderem Problem auf dem Gesundheitssektor in fast allen afrikanischen Ländern zu begegnen - der massiven Abwanderung von Ärzten und Krankenschwestern nach Europa. Auch hier seien die Regierungen gefragt, um das medizinische Fachpersonal zum Bleiben zu motivieren, durch höhere Gehälter und bessere Karrierechancen, meint Lovemore Thom Chisale aus Malawi. "Ich glaube, dieses Training kann uns helfen, unsere Verhandlungsstrategien zu verbessern. Denn gute Verhandlungstechniken brauchen wir, um unsere Regierungen zu überzeugen."