Afrikas neuestes Welterbe
Die UNESCO hat eine neue Kulturstätte Afrikas ins Weltkulturerbe aufgenommen. Eine weitere Welterbestätte wird nun als gefährdet eingestuft. Wir stellen die afrikanischen Neulinge der letzten Jahre vor.
Thimlich Ohinga
Stein auf Stein, ohne Mörtel, und doch halten sie seit über 500 Jahren. Die Trockenmauern Thimlich Ohinga sind die bedeutendste archäologische Stätte Ostafrikas. Sie zeugen von der Kultur und dem Handwerk der Hirtengemeinschaften, die die Region des Viktoriasees ab dem 16. Jahrhundert besiedelt haben. Die UNESCO hat Thimlich Ohinga Ende Juni 2018 in die Liste des Weltkulturerbes neu aufgenommen.
Turkana-See, Kenia
Seit vielen Jahren ist dagegen der Turkana-See auf der Liste des Weltkulturerbes. Aber auf ihrer Sitzung im Juni und Juli 2018 hat die UNESCO den kenianischen See zum gefährdeten Weltkulturerbe erklärt. Der Staudamm Gibe III in Äthiopien bedrohe den Wasserfluss und das Ökösystem im Turkana-See.
Eritreas Hauptstadt Asmara
Asmara liegt auf einem Hochplateau, mehr als 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Von 1890 bis 1941 war Eritrea italienische Kolonie. Asmara diente den Italienern zunächst als Außenposten, später ließ die faschistische Regierung von Mussolini die Stadt ausbauen. Asmara ist einer der afrikanischen Neuzugänge beim UNESCO-Welterbe: Seit 2017 gehört die Stadt dazu.
Kolonialerbe
Vor allem Teile der Stadt, die ab 1893 unter italienischer Kontrolle entstanden, gehören zum Weltkulturerbe. Darunter sind Regierungs- und Wohnhäuser, Kinos, Moscheen, und Synagogen und die hier abgebildete eritreisch-katholische Kirche "Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz". Zum Welterbe zählen außerdem die indigenen Stadtviertel Arbate Asmera und Abbashawel.
"Afrikas modernistische Stadt"
Auch Gebäude wie dieses Geschäftshaus im Art-Deco-Stil überzeugten die UNESCO 2017. Asmara sei ein "außergewöhnliches Beispiel eines frühen modernistischen Urbanismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts", entschied die Welterbe-Kommission, "angewandt auf den afrikanischen Kontext".
Altstadt von Mbanza Kongo, Angola
Auch Angola feierte 2017 sein erstes UNESCO-Welterbe: Die Stadt Mbanza Kongo liegt nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo im Nordwesten des Landes. Sie war einst die politische und spirituelle Hauptstadt des Kongoreiches, das vom 14. bis 19. Jahrhundert existierte. Im 15. Jahrhundert erweiterten die Portugiesen die Stadt um Steinhäuser im europäischen Stil.
Die älteste Kirche Afrikas?
Bekannt ist die Stadt auch für die Ruinen einer im 16. Jahrhundert erbauten Kathedrale. Sie sei die älteste Kirche ganz Afrikas, sagen manche Angolaner. Die UNESCO-Kommission sagt: "Mehr als jeder andere Ort in Subsahara-Afrika zeigt Mbanza Kongo die tiefgreifenden Veränderungen durch die Christianisierung und die Ankunft der Portugiesen [in der Region]."
Kulturlandschaft der Khomani, Südafrika
Die Kulturlandschaft der Khomani San liegt im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Botswana und Namibia. Das Gebiet überschneidet sich mit dem Kalahari-Gemsbok-Nationalpark. In der Sanddünenlandschaft wurden Spuren menschlichen Lebens entdeckt, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Diese Spuren stehen in Verbindung mit der Kultur des einst nomadischen Khomani-San-Volkes.
Einzigartiger Lebensstil
Die Weltkulturerbestätte umfasst Zeugnisse der Geschichte, Migration, Lebensgrundlagen und des kollektiven Gedächtnisses der San, die im rauen Wüstenklima überleben konnten. Laut UNESCO ist die Kulturlandschaft "Zeugnis eines Lebensstils, der die Region über tausende von Jahren geprägt hat" - und bis heute prägt.
Sudans Meeres-Nationalparks
Das Sanganeb-Atoll im Roten Meer ist seit 2016 UNESCO-Weltnaturerbe. Das Korallenriff liegt 25 Kilometer vor der sudanesischen Küste. Zu diesem Welterbe gehören auch die Bucht von Dungonab und die Insel Mukkawar, 125 Kilometer von der Hafenstadt Bur Sudan entfernt. Das Ökosystem besteht aus Korallenriffen, Mangroven und Seegrasfeldern und ist Heimat von Vögeln, Haien, Schildkröten und Seekühen.
Ennedi-Massiv, Tschad
Das Ennedi-Massiv im Nordosten des Tschad wurde ebenfalls 2016 zum Weltnatur- und Weltkulturerbe gekürt. Wasser und Wind haben den Sandstein über die Zeit zu einer eindrucksvollen Landschaft mit Klippen, Schluchten und Felshaken geformt. Das Ennedi-Massiv ist gleichzeitig die größte Fels-Galerie der Sahara: Tausende Zeichnungen sind in den Sandstein gekratzt - Zeugnisse der Vergangenheit.
Okavangodelta, Botswana
Im Norden Botswanas fächert sich der Fluss Okavango auf tausende Quadratkilometer auf - dann versickert oder verdunstet ein Großteil des Wassers. Das Binnendelta beherbergt zahlreiche gefährdete Tierarten: Geparde, Nashörner, Afrikanische Wildhunde und Löwen. Seit 2014 ist das Okavangodelta Weltnaturerbe. Im Juli entscheidet die UNESCO über neue Welterbestätten - zwei Anwärter kommen aus Afrika.