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Air Berlin will keine Bürgschaft

20. Juni 2017

Die schwer angeschlagene deutsche Fluglinie will versuchen, ohne staatliche Bürgschaften ihre existenzielle Krise zu bewältigen. Durch Kostensenkungen habe man wieder mehr Spielraum, so Air Berlin-Chef Winkelmann.

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Flugzeug von Air Berlin
Bild: Andreas Wiese/airberlin

Air Berlin will vorerst doch keine Staatsbürgschaften beantragen. "Eine Absicherung von Krediten durch die öffentliche Hand ist nicht mehr nötig", sagte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann dem "Tagesspiegel" laut Vorabbericht vom Dienstag. Man habe zuletzt Fortschritte bei der Neuaufstellung des Unternehmens gemacht und etwa die Leasing-Kosten für gut ein Dutzend Flugzeuge gedrückt. Der Schritt entlaste Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft um 50 Millionen Euro.

Air Berlin ächzt unter einem hohen Schuldenberg und wird vor allem durch die Finanzspritzen ihres arabischen Großaktionärs Etihad in der Luft gehalten. Bei der Air-Berlin-Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch hatte Winkelmann noch betont, die Voranfrage auf Prüfung einer Bürgschaft an die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Berlin gehöre "zu unserer vorausschauenden Unternehmensführung. Wir loten alle Möglichkeiten aus - für alle Fälle."

140 Millionen Euro Zinskosten pro Jahr

Air Berlin hatte Anfang Juni die Möglichkeit ausgelotet, von zwei Bundesländern Bürgschaften zu erhalten. Mit solchen Zusagen können Bund und Länder die Rückzahlung von Krediten an ein Unternehmen garantieren, die sonst keine Darlehen mehr bekommen könnten. Air Berlin zahlt Winkelmann zufolge im Jahr 140 Millionen Euro für Zinsen.

Die mit ihrem "Mallorca-Shuttle" bekannt gewordene Gesellschaft steckt nach strategischen Fehlern und einer jahrelangen Verlustserie in einer existenziellen Krise. Allein vergangenes Jahr standen unter dem Strich knapp 800 Millionen Euro Verlust. Damit die Hauptstadt-Airline über die Runden kommt, muss Großaktionär Etihad seit dem Einstieg 2011 immer wieder tief in die Taschen greifen. Die staatliche Fluglinie des Öl-Emirats Abu Dhabi sicherte den Berlinern zwar weitere Unterstützung bis Herbst 2018 zu, sucht aber gleichzeitig nach Wegen, das glücklose Engagement in Deutschland zu beenden. Die Lufthansa ist am Kauf des kleineren Rivalen interessiert, will aber nicht die Schulden von gut einer Milliarde Euro schultern.

tko/ jb (afp, dpa)