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Airbus stellt Lufttaxi für vier Passagiere vor

11. März 2019

"Think big" ist spätestens seit der A380-Pleite nicht mehr so angesagt bei dem europäischen Flugzeugkonzern. Kein Wunder also, dass er nun ein Fluggerät irgendwo zwischen Großdrohne und Kleinhubschrauber präsentierte.

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Deutschland Flugtaxi "CityAirbus" in Ingolstadt
Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Der sogenannte CityAirbus ist eine elektrobetriebene, Drohnen-ähnliche Maschine mit vier Sitzplätzen und acht Rotoren. Der Senkrechtstarter kann auf kleinem Raum abheben und landen. Einen Piloten braucht das Lufttaxi nicht. Der europäische Flugzeugbauer Airbus, der erst vor wenigen Wochen das Ende des größten Passagierjets der Welt, des A380, verkündet hat, sieht in solch kleinen Fluggeräten einen Zukunftsmarkt. Insbesondere in Millionenstädten sollen in einigen Jahren Lufttaxis eine Alternative zu fahrenden Taxis, Bussen und U-Bahnen sein. "Sowohl der Bau als auch das Betreiben ist interessant", sagte Airbus-Sprecher Gregor von Kursell. Vor mehreren hundert Interessierten stellte der Konzern auf dem Ingolstädter Rathausplatz den CityAirbus erstmals im Original vor.

Es ist angedacht, dass solche Flugtaxis künftig in Großstädten Passagiere auf festen Routen befördern, etwa vom Zentrum zum Flughafen. Daneben sind aber noch weitere Einsatzgebiete geplant, unter anderem im Gesundheitswesen. So sollen die Mini-Flieger künftig Notärzte schnell zu Unfallopfern bringen sowie dringend benötigte Blutspenden oder Organe transportieren.

Keine Testflüge über bewohntem Gebiet erlaubt

"Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer über das von Airbus als "Demonstrator" bezeichnete Fluggerät. Bei der Präsentation dabei war auch Digital-Staatsministerin Dorothee Bär. Scheuer betonte, bei der neuen Technologie solle nicht nur über Verbote, sondern insbesondere über die Chancen diskutiert werden. Der Minister versprach, schnell rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von Lufttaxis in Deutschland schaffen. In seinem Haus werde schon über Flugrouten zum Münchner Airport diskutiert. Die Gesetze dürften nicht erst geschaffen werden, wenn die Ingenieure die Fluggeräte fertig entwickelt haben. Beides müsse zeitgleich passieren, so der CSU-Politiker weiter. Ingolstadt ist eine der Modellregionen der EU-Initiative "Urban Air Mobility", mit der der Einsatz von Passagier-Drohnen im städtischen Umfeld vorbereitet werden soll.

Deutschland Vorstellung CityAirbus - Lufttaxi von Airbus
Verkehrsminister Scheuer und Digital-Staatsministerin Bär (Mitte) bei der Präsentation des CityAirbus in IngolstadtBild: Reuters/A. Gebert

Zunächst wird der Mini-Airbus aber nur auf einem Testgelände im benachbarten Manching abheben, wo Mitte des Jahres die Praxistests beginnen sollen. Flüge über bebautem Gebiet seien vorläufig noch nicht möglich, weil es noch keine Zulassung dafür gebe, erklärte Airbus-Sprecher von Kursell. Das neue Lufttaxi wurde in den vergangenen beiden Jahren im Airbus-Helikopterwerk im schwäbischen Donauwörth gebaut. An dem Ingolstädter Projekt sind auch der Autobauer Audi sowie etliche weitere Unternehmen und Forschungseinrichtungen beteiligt.

Auch US-Konkurrent Boeing bastelt an Lufttaxi

Weltweit werden derzeit solche Fluggeräte entwickelt. Boeing, der amerikanische Erzkonkurrent von Airbus, hatte bereits im Januar in den USA einen ersten Testflug mit dem Prototypen eines autonomen Elektro-Lufttaxis unternommen. Der Konzern räumte jedoch ein, dass die größte Herausforderung mit der Übergangsphase zur Anwendung verschiedener Flugarten noch bevorstehe.

Der Prototyp eines autonomen Elektro-Lufttaxis vom US-Konkurrenten Boeing  (Foto: Boeing)
Der Prototyp eines autonomen Elektro-Lufttaxis vom US-Konkurrenten Boeing Bild: Boeing

Doch nicht nur die Luftfahrtindustrie sieht in den Flugtaxis Chancen für die Zukunft, auch die Autobranche mischt mit. "Das ist auf jeden Fall ein Thema, das man sich vorstellen kann", sagt Sandra Courant, Pressesprecherin des Verbandes der Automobilindustrie. Daimler hat sich beispielsweise an dem Start-up-Unternehmen Volocopter in Bruchsal beteiligt, das sich ebenso wie Airbus einen regelmäßigen Flug-Nahverkehr von Stadtzentren zu außerhalb gelegenen Flughäfen vorstellen kann. Der Frankfurter Airport prüft derzeit mit Volocopter ein entsprechendes Projekt. "Wir wollen Drohnen und Flugtaxis aus dem Labor in die Luft bringen", sagte Scheuer Ende Februar zum Start eines 15 Millionen Euro umfassenden Förderprogramms seines Ministeriums. Volocopter hat auch ein Lufttaxi für Dubai, die größte Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, entwickelt.

Der Volocopter 2X soll als Flugtaxi in Dubai eingesetzt werden (Foto: picture-alliance/abaca/Balkis Press)
Der Volocopter 2X soll als Flugtaxi in Dubai eingesetzt werden Bild: picture-alliance/abaca/Balkis Press

Eher Konkurrenz zum Auto als zu großen Fliegern 

Die neuen Fluggeräte sind dabei eher als Konkurrent zum Personenverkehr per Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr zu sehen als zum klassischen Luftverkehr. So hat der CityAirbus eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine dem Auto vergleichbare Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. "Solche Luftfahrzeuge werden wahrscheinlich nicht von Stadt zu Stadt fliegen", sagt von Kursell. Auch der Begriff Lufttaxi sei "ein irreführender Begriff", da es kein Taxi sei. Der CityAirbus werde voraussichtlich nur auf festen Routen von einem definierten Punkt zum anderen unterwegs sein. "Man kann da nicht individuell fliegen", erklärt der Airbus-Sprecher.

Auf jeden Fall wird es einige Zeit dauern, bis die Drohnen-ähnlichen Fluggeräte ohne Piloten in den regulären Betrieb gehen. Frühestens Mitte des kommenden Jahrzehnts wird es nach Einschätzung von Airbus europäische Vorschriften für den Gebrauch geben. "Erst dann können Lufttaxis kommerziell eingesetzt werden", sagt von Kursell.

sti/jj (afp, dpa)