Ajax-Profi Nouri aus Koma erwacht
21. August 2018Die Szene ereignete sich auf dem linken Flügel. Abdelhak Nouri ist gerade in der Rückwärtsbewegung als er plötzlich langsamer wird und sich schließlich auf den Rasen legt. Es läuft die 72. Minute im Testspiel zwischen Fußball-Bundesligist Werder Bremen und dem niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam im österreichischen Hippach. Ein Vorbereitungsspiel im Trainingslager, kein großer Leistungsdruck. Ein Mitspieler hebt den Arm, macht so den Schiedsrichter auf den am Boden liegenden Nouri aufmerksam, wenige Sekunden später ist das Spiel unterbrochen. Anfangs bewegt sich Nouri noch, niemand glaubt an etwas Ernsteres. Werder Bremen wechselt, einige Spieler nutzen die Situation zur Trinkpause, es ist warm.
Nouri kann per Mimik kommunizieren
Als dann aber Sanitäter mit einem Defibrillator auf Spielfeld rennen, ist klar, hier stimmt etwas nicht. Immer mehr Helfer eilen zur Hilfe, irgendwann kommt der Krankenwagen auf das Spielfeld gefahren. Die Partie ist längst unterbrochen. Später erfahren die Fans: Nouri erlitt einen Herzstillstand. Jener 8. Juli 2017 verändert das Leben von Abdelhak Nouri. Der heute 21-jährige Fußballer lag seit diesem Tag im Koma - bis zu diesem Dienstag. Mehr als 13 Monate nach seinem Zusammenbruch ist der Mittelfeldspieler wieder aus dem Koma erwacht. Dies bestätigte die Familie des Talents dem niederländischen TV-Sender NOS.
Eine gute Nachricht für viele Fans, die seit Monaten mit dem jungen Talent gebangt hatten. Nouri könne durch Bewegungen seines Mundes und seiner Augenbrauen mit seinen Angehörigen kommunizieren, erklärte sein Bruder. Es sind hoffentlich die ersten Schritte einer nun beginnenden Regeneration. Ob Nouri allerdings wieder ganz der Alte wird, scheint unklar bis unwahrscheinlich. Denn aufgrund des Sauerstoffmangels erlitt er bleibende Hirnschäden. Im vergangenen Juni räumte der niederländische Rekordmeister ein, dass die notärztliche Erstversorgung Nouris "unzureichend" gewesen sei.
Irreparable Hirnschäden
Wenige Tage nach dem Vorfall im Testspiel von Hippach hatten Neurologen einer Klinik in Innsbruck festgestellt, dass "ein großer Teil des Gehirns nicht mehr funktioniert und die Chance auf Erholung der entscheidenden Hirnfunktionen gleich null ist". Die Ärzte erklärten damals die Hirnschäden mit dem langen Sauerstoffmangel im Gehirn. "Er kann nicht laufen, nicht sprechen, er erkennt uns nicht", sagte damals Abderrahim Nouri, der Bruder des Fußballers. Die Familie hatte mehrfach Vorwürfe gegen den Verein wegen Behandlungsfehlern erhoben und war vor das Schiedsgericht des niederländischen Fußball-Verbandes KNVB gezogen. In mehreren Gutachten wurde der Fall untersucht. Darin hieß es unter anderem, dass die Vereinsärzte den Defibrillator zu spät eingesetzt hätten. In den ersten beiden Gutachten war den Medizinern auf dem Platz dagegen keine Schuld zugesprochen worden. Ajax räumte später Fehler im Umgang mit der Situation ein.
jw/hf (mit sid, dpa)