Aktionsplan für nachhaltigen Wohlstand
11. April 2012Wie können wir den Planeten lebenswert für alle machen? Das ist die entscheidende Frage, die sich das Worldwatch-Institut in Washington im diesjährigen "Bericht zur Lage der Welt“ stellt. Doch die Autoren werfen nicht nur Fragen auf, sondern liefern Ideen für eine nachhaltigere Entwicklung.
Die reichen Länder, so der Bericht, würden zu viele Ressourcen verbrauchen. Die Autoren schlagen deshalb zum Beispiel vor, eine Steuer für umweltschädliche Produkte einzuführen um so den übermäßigen Konsum dieser Güter einzudämmen. Darüber hinaus sollten Anreize geschaffen werden Produkte zu kaufen, die langlebig sind. In Japan müssen zum Beispiel Hersteller von Kühlschränken oder Fernsehern die Energieeffizienz auf dem Gerät angeben. Die energieeffizientesten Geräte werden dabei als Maßstab genommen. Die Regierung zwingt mit dieser staatlichen Kennzeichnungspflicht alle anderen Hersteller, auch umweltfreundlichere Produkte auf den Markt zu bringen.
Praktische Ideen
Auch machen sich die Herausgeber des Berichts für mehr Lebensqualität durch kürzere Arbeitszeiten stark. Aus ihrer Sicht würden die meisten Menschen lieber weniger arbeiten und etwas weniger verdienen, um so mehr Zeit für sich und ihre Familie zu haben.
Konkrete Lösungsvorschläge gibt es auch zum Verkehr: Staus in den Städten könne man durch eine gezielte Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln und durch das Umsteigen auf das Fahrrad begegnen.
"Wir müssen einen Weg finden, damit alle Menschen ein Recht auf einen gewissen Wohlstand haben, ohne jedoch dabei den Planeten kaputt zu machen“, betont Michael Renner, einer der Herausgeber des Worldwatch-Berichts, im Interview mit der Deutschen Welle.
Verlierer müssen gewinnen
Vor allem vermisse er in der aktuellen Diskussion häufig die legitime Forderung der Schwellen- und Entwicklungsländer nach Wohlstand. Die jetzige Diskussion, so Renner, müsse viel mehr von einer globalen Solidarität ausgehen.
Er hofft, dass der diesjährige Bericht mit dem Titel "Auf dem Weg zum nachhaltigen Wohlstand“ auch Inspiration für die große UN-Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung im Juni in Brasilien sein werde. Zwanzig Jahre nach dem ersten Weltgipfel für eine globale Politik zum Schutz von Klima und Umwelt findet vom 20.-22 Juni in Rio de Janeiro an selber Stelle die zweite große UN-Erdkonferenz statt. 1992 wurde dort das Aktionsprogramm Agenda 21 verabschiedet, die Staatengemeinschaft bekannte sich zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung.
Nun müsse dieses Leitbild endlich umgesetzt werden, so Renner. Denn “auf unserem kleinen und zunehmend überfüllten Planeten werden die `Gewinner´ verlieren, wenn die Verlierer nicht gewinnen“, schreibt der Worldwatch-Autor im ersten Kapitel des "Berichts zur Lage der Welt“
17 Kapitel umfasst der Bericht – jedes Kapitel ist von einem internationalen Experten verfasst worden. Die Themen reichen von der Idee einer grünen, nachhaltigen Wirtschaft bis hin zu einer umwelt- und sozialverträglichen Umgestaltung der Städte, der Landwirtschaft und auch des globalen Konsums.
Lösungsorientierte Ansätze
Seit 1984 gibt das unabhängige Umwelt- und Entwicklungsinstitut in Washington einen jährlichen "Bericht zur Lage der Welt" heraus. Diese Berichte hatten in den vergangenen Jahren unterschiedliche Schwerpunkte. Dennoch bilden sie alle nicht nur den Stand der Entwicklung ab, sondern machen auch praktische Lösungsvorschläge.
"Das ist ein grundlegender Optimismus, den das Worldwatch-Institut auszeichnet, und den wir zu einem guten Teil auch teilen“, sagt Klaus Milke von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch. Germanwatch setzt sich für eine soziale und ökologische Entwicklung ein. Zusammen mit der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung gibt Germanwatch jedes Jahr die deutsche Ausgabe des "Berichts zur Lage der Welt“ heraus – ergänzt mit einem eigenen Kapitel. In diesem Jahr werde es vor allem um die Verantwortung der privaten Akteure gehen, wie zum Beispiel der deutschen und europäischen Unternehmen, sowie um die Krisen-Erscheinungen des globalen Kapitalismus, so Milke.
"Bericht zur Lage der Welt" in mehr als 20 Sprachen
Während das unabhängige Forschungsinstitut Worldwatch in Washington am Mittwoch (11.4.) seinen jährlichen "Bericht zur Lage der Welt" vorstellt, sind die Übersetzer in Deutschland bereits am Werk. Denn am 15. Mai stellen Germanwatch und die Heinrich-Böll-Stiftung den Bericht auf der Bundespressekonferenz in Berlin in der deutschen Fassung vor. Auch in anderen Ländern wird der Bericht in der jeweiligen Muttersprache erscheinen: Durch eine Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erscheint er in mehr als 20 Sprachen.