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"Wir lassen uns nicht einsperren"

Fréjus Quenum (fm)18. September 2015

Nach dem Putsch im westafrikanischen Burkina Faso werden Aktivisten, die sich für Demokratie einsetzen, bedroht und verfolgt. Oscibi Johann von der Bewegung "Balai Citoyen" will sich nicht einschüchtern lassen.

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Burkina Faso Oscibi Johann von Balai Citoyen
Bild: DW/G. Vollmer

DW: Am Mittwochabend haben sich Mitglieder der Präsidialgarde RSP (Régiment de Sécurité Présidentielle) an Burkina Fasos Staatsspitze geputscht. Und das, obwohl im nächsten Monat Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in die Demokratie führen sollten. Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?

Oscibi Johann: Ich selbst wurde überfallen und war im Krankenhaus. Jetzt bin ich an einem sicheren Ort. Es war leider zu erwarten, dass die RSP wieder einmal versucht, die Demokratie zu zerstören, die das Volk hier aufbauen will. Das macht uns sehr traurig.

Die Mitglieder der RSP begründen den Putsch mit ihrer Kritik an der Übergangsregierung. Diese habe die Wahlen schlecht geplant, heißt es. Auch von Wahlbetrug ist die Rede und davon, dass Kandidaten des alten Regimes unter Ex-Präsident Blaise Compaoré nicht antreten dürfen. Können Sie das nachvollziehen?

Das sind alles Lügen. Wir wussten schon lange, dass die RSP den Übergangsprozess zur Demokratie in unserem Land stören würde. Sie versuchen es bereits zum fünften Mal. Ich hoffe, dass sie es nicht schaffen.

Der Druck auf Sie und andere Menschen, die sich für die Demokratiebewegung in Burkina Faso einsetzen, ist hoch. Aus Sicherheitsgründen halten Sie sich im Hintergrund. Spielen Sie damit nicht den Putschisten in die Hände?

Nein. Wir lassen uns nicht einsperren und werden uns nicht verstecken. Wir entwickeln Strategien, und werden uns auch wieder versammeln, um unsere Demokratie zu retten.

Die Vereinten Nationen haben den Putsch verurteilt, Kritik kommt auch aus europäischen Staaten und aus Afrika selbst, etwa von der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS. Glauben Sie, dass das die RSP unter Druck setzen wird?

Nein. Die RSP spielt nicht nach internationalen Regeln. Sie ist eine Miliz. So etwas ist denen total egal. Es liegt jetzt an der burkinischen Bevölkerung, sich mit internationaler Hilfe zu organisieren, um Burkina Faso aus dem Chaos zu holen.

Glauben Sie, dass Ex-Präsident Blaise Compaoré hinter all dem steckt?

Es gibt einen ganzen Block von Personen, die unser Land 27 Jahre lang (während der Herrschaft Compaorés, Anm. d. Red.) ausgebeutet haben. Und die sind nicht bereit für Demokratie und Transparenz. Aber ich hoffe, dass sie keinen Erfolg haben werden.

Was halten Sie von Gilbert Diendéré, der den Putsch angeführt hat und jetzt an der Spitze des neu errichteten Nationalen Rats für Demokratie sitzt?

Diendéré wird Burkina Faso keine Demokratie bringen, er war ja auch aktiv am Putsch 1987 beteiligt (der Blaise Compaoré an die Macht brachte, Anm. d. Red.). Ich vertraue ihm überhaupt nicht.

Der Musiker und Aktivist Oscibi Johann engagiert sich in der Bürgerbewegung "Balai Citoyen" in Burkina Faso. Die Bewegung hatte im Oktober 2014 die Proteste organisiert, die zum Sturz des damaligen Präsidenten Compaoré und zur Bildung einer Übergangsregierung führten. Auch nach dem jüngsten Putsch gegen diese Übergangsregierung ruft die Bewegung wieder zu Protesten auf.

Das Interview führte Fréjus Quenum.