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Ein Happy End wie aus einem Kitschfilm

2. August 2021

Sie ist die erste Ringerin aus Deutschland, die eine olympische Medaille gewonnen hat. Aline Rotter-Focken hat immer von Gold geträumt. Im letzten Kampf ihrer Karriere erfüllt sie sich ihren Lebenstraum.

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Tokio 2020 | Aline Rotter Focken, Ringen
Bild: Aaron Favila/picture-alliance/AP

Ein Hollywood-Regisseur hätte das Happy End kaum besser inszenieren können: In ihrem letzten Wettkampf als Ringerin gewinnt Aline Rotter-Focken olympisches Gold. "So wollte ich immer gehen. Es ist ein Kindheitstraum, der wahr wurde. Besser geht es nicht. Dafür habe ich jeden Tag gearbeitet", sagte die 30-Jährige, die bereits vor den Spielen angekündigt hatte, dass sie nach Tokio ihre Karriere beenden werde. "Bei all meinen Niederlagen in den vergangenen Jahren habe ich mir immer gesagt, dass ich mir den großen Sieg für das perfekte Ende meines Films aufhebe."

Über die Matte gepurzelt

Dieser Film begann schon im frühen Kindesalter. Aline Rotter-Focken wurde 1991 in Krefeld in eine Ringer-Familie geboren. Ihr Großvater war deutscher Vizemeister, ihr Vater rang ebenfalls und wurde dann Trainer und Vereinschef des örtlichen Ringervereins. Kaum verwunderlich, dass es auch die vierjährige Aline und ihren Bruder Tim auf die Matte zog. "Ich bin quasi in der Halle aufgewachsen und über die Matte gepurzelt", sagte die Ringerin einmal im ZDF. 

Mit sieben Jahren bestritt sie ihren ersten Wettkampf, mit 15 schaffte sie es ins Nachwuchs-Nationalteam. 2010 wurde Aline Focken Jugendeuropameisterin, ein Jahr später gewann sie ihren ersten deutschen Einzel-Meistertitel bei den Erwachsenen. Der erste ganz große internationale Coup gelang der Freistil-Ringerin 2014, als sie in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans, Weltmeisterin wurde.

Enttäuschung in Rio de Janeiro 

Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio knickte die Karriere vorübergehend ein. Focken wurde nur Neunte, sie dachte sogar daran, die Brocken hinzuwerfen. Doch am Ende entschied sich die 1,76 Meter große Athletin weiterzumachen. "Ich will meine Leistung in der Weltspitze bestätigen", sagte sie damals in einem Interview.

Tokio 2020 | Ringen Aline Rotter-Focken
Im Finalduell um Gold mit der US-Amerikanerin Adeline Gray war Aline Rotter-Focken obenauf Bild: Aaron Favila/picture-alliance/AP

2018 heiratete sie den Ringer Jan Rotter, mit dem sie seitdem in Triberg im Schwarzwald lebt und auch gemeinsam trainiert. Nach dem Masterabschluss an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken arbeitete Rotter-Focken zunächst als Sporttherapeutin. Seit Anfang 2018 verdient sie ihr Geld als Gesundheitsmanagerin bei einem Unternehmen im Schwarzwald. Das Ringen bezeichnete Rotter-Focken kürzlich als "eine sehr harte, aber auch ehrliche Sportart. Nur diejenige, die auch wirklich hart arbeitet und sich jeden Tag versucht zu verbessern, wird erfolgreich sein."

Eigentlich hatte Aline Rotter-Focken ihre Karriere schon 2020 beenden wollen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr die Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021. Die Vorzeige-Athletin des Deutschen Ringer-Bunds hängte noch ein Jahr dran - und setzte in Tokio den goldenen Schlusspunkt unter ihre aktive Laufbahn. Ein Happy-End fast wie aus einem Hollywood-Kitschfilm.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter