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Hamas feuert Raketen im Dutzend

7. Juli 2014

Keine Feuerpause in Nahost: Die Palästinenser-Organisation Hamas feuerte in den jüngsten Stunden immer wieder Raketen auf Israel ab. Und die israelische Armee schlägt zurück - mit Luftangriffen.

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Israel Westjordanland Konflikt
Bild: SAID KHATIB/AFP/Getty Images

Die radikalislamische Hamas gibt nicht klein bei. Nach Angaben der israelischen Armee schlugen Raketen, die im Gaza-Streifen abgefeuert wurden, bis zu 80 Kilometer tief auf israelischem Boden ein - so weit wie nie zuvor in der jüngsten Eskalation. Während die israelische Führung in den vergangenen Tagen Signale der Beruhigung ausgesendet und betont hatte, Ruhe werde mit Ruhe beantwortet, bereitete sich die Armee nun auf einen Großeinsatz im Gaza-Streifen vor. Die israelische Luftwaffe hat nach palästinensischen Angaben in der Nacht zum Dienstag dutzende Angriffe auf Ziele im Gazastreifen geflogen. Eine israelische Militärsprecherin bestätigte, dass eine Luftoperation im Gange sei. Nach vorläufigen Angaben palästinensischer Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter wurden bei den Angriffen mindestens neun Menschen verletzt.

Raketenteile auf Kreuzfahrtschiff
Zuvor waren den ganzen Tag über Raketen auf Südisrael niedergegangen. Die Behörden wiesen die Bevölkerung in der West-Negev-Region an, sich nicht weiter als 15 Sekunden vom nächsten Schutzraum entfernt aufzuhalten. Zwischenzeitlich wurde sogar in Außenbezirken der Metropolen Tel Aviv und Jerusalem Raketenalarm ausgelöst. Dies habe sich aber als falscher Alarm herausgestellt, erklärte die Polizei.

Von Raketenteilen wurde auch ein deutsches Kreuzfahrtschiff getroffen. Auf das Deck der "AIDAdiva" des Reiseanbieters Aida Cruises seien imHafen von Ashdod Raketentrümmer niedergegangen, berichtete ein ARD-Korrespondent in den "Tagesthemen" am Montagabend unter Berufung auf einen Urlauber, der sich an Bord des Schiffes befand. Es war zunächst unklar, ob es sich um Teile palästinensischer Raketen oder israelischer Abwehrraketen handelte.

Die Essedin al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bekannte sich zum Abschuss "dutzender" Raketen auf die israelischen Städte Netiwot, Aschkelon, Aschdod und Ofakim. Dies sei eine Reaktion auf die "Aggression" Israels, hieß es in einer Erklärung. Israel reagierte seinerseits mit mehr als 30 Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, wie Augenzeugen und Sicherheitskräfte der Hamas mitteilten. Ob es Verletzte im Gazastreifen gab, blieb auch hier unklar.

Tod, Vergeltung, Rache

Die Lage in der Region ist seit dem Tod dreier israelischer Religionsschüler und dem Mord an einem jungen Palästinenser, der als Vergeltung dafür betrachtet wird, höchst angespannt. In der Nacht zum Montag waren bei Angriffen der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen acht militante Palästinenser getötet worden. Die Hamas kündigte Rache für die Tötung an.

Israels Armeesprecher Peter Lerner sagte vor Journalisten, das Vorgehen der Hamas bedeute, "dass wir uns jetzt auf eine Eskalation vorbereiten". Mehrere Hundert Reservisten waren bereits in den vergangenen Tagen einberufen worden. Insgesamt richten sich die israelischen Verteidigungsstreitkräfte Agenturberichten zufolge darauf ein, bis zu 1500 Soldatinnen und Soldaten zusätzlich in einen Einsatz schicken zu können.

Und dann noch: eine Regierungskrise

Die Hamas ist seit einigen Wochen auch Teil der palästinensischen Einheitsregierung unter Präsident Mahmud Abbas. In Israel führt die neue Konfrontation auch innenpolitisch zu einer Krise. Außenminister Avigdor Lieberman verkündete am Montag den Austritt seiner Partei aus dem Bündnis mit der Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Allerdings wollten er und die anderen Minister seiner ultrakonservativen Partei "Unser Haus Israel" in der Regierungskoalition mit Netanjahu bleiben. "Eine Situation, in der eine Terrorgruppe Hunderte von Raketen besitzt und jederzeit entscheiden kann, sie einzusetzen, ist inakzeptabel", sagte Lieberman, der seit längerem für ein hartes Vorgehen gegen Hamas plädiert. "Ich weiss nicht, worauf wir warten", sagte Lieberman mit Blick auf die als zögerlich empfundene Zurückhaltung Netanjahus.

Avigdor Lieberman Archiv 30.06.2014 Berlin
Unzufrieden mit dem Regierungschef: Außenminister LiebermanBild: Reuters

ml/mak (afp, rtr)