Alma Mater? Dollar Marter!
15. Juni 2002Der Arbeitsmarkt in China ist dicht und die Universitäten haben keinen guten Ruf. Wer Karriere machen will und es sich leisten kann, versucht in den USA zu studieren. Als billigere Variante gilt das Studium in Deutschland. Denn immerhin fallen die horrenden Studiengebühren weg. Und einen Studienplatz gäbe es auch. Das jedenfalls behaupten chinesische Vermittlungsagenturen. Sie versprechen ihren Kunden ein sorgenfreies Leben in Deutschland.
Ankunft in der Realität
Nach der Ankunft ist von den überschwänglichen Versprechungen dann oft aber keine Rede mehr. Zu spät wird den jungen Chinesen – die meisten sind zwischen 18 und 24 Jahre alt – klar, dass sie betrogen wurden. Rund 12.000 US$ zahlen ihre Familien für den Service der Vermittlungsagenturen. Dafür gibt es oft nur einen Platz in einem Dreibettzimmer, einen Deutschkurs bei einer obskuren Sprachschule und ein Visum für ein Jahr. Aber studieren in Deutschland? Einen Abschluss gar? Unerreichbar! Das können ihnen die Agenturen nicht ermöglichen; obwohl sie damit ihre Kunden locken.
Das Ende der Fälscher
Viele der Chinesen erfüllen nicht die Anforderungen, die deutsche Hochschulen an ausländische Bewerber stellen. Die chinesische Hochschulreife ist in Deutschland nicht anerkannt und so müssten Bewerber aus China – selbst wenn ihre Deutschkenntnisse ausreichen sollten – erstmal das deutsche Abitur nachholen. Wer bereits in China studiert hat, muss dort die Zwischenprüfung ablegen, um in Deutschland studieren zu können. An dieser Stelle haben bis zum vergangenen Jahr viele Vermittlungsagenturen ihre Dienste angeboten: Mit gefälschten Zeugnissen und Bescheinigungen über angeblich gute Deutschkenntnisse.
Seit Juli 2001 ist damit jetzt Schluss. Denn seit die "Akademische Prüfstelle" in Peking alle Uni-Bewerber persönlich prüft, ist der Betrug mit gefälschten Papieren nicht mehr möglich. Dafür floriert jetzt der Handel mit falschen Versprechungen.