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Am Anfang stand der Zahnbohrer

Monika Lohmüller13. Februar 2004

Die deutsche Firma Meisinger ist heimlicher Weltmeister der Medizintechnik. Mit einem Zahnbohrer fing vor über 100 Jahren alles an. Was für viele ein Schrecken ist, wurde für die Firma Meisinger zum Erfolg.

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Glück gehabt! Hier muss der Zahnarzt nicht bohrenBild: AP

Diamant-Keramik-Polierer, Hartmetallfräser, Kronentrenner - das sind einige der vielen Handwerkzeuge für Zahnärzte und Zahnlabore, die die Firma Meisinger mit Sitz in Neuss bei Düsseldorf herstellt. Aber angefangen hat alles mit dem Zahnbohrer. Seit 1888 steht der Name für "Erfolg aus der Drehung". Damals waren es ausschließlich Dentalinstrumente, die in der deutsch-amerikanischen Zahnbohrerfabrik hergestellt wurden. Deutsch-amerikanisch deshalb, weil auf dem europäischen und amerikanischen Markt gleichzeitig begonnen wurde, rotierenden Instrumente herzustellen.

"Vor 1888 gab es eigentlich diese Produkte noch nicht für den Zahnarzt. Die Stahlbohrer kamen der Schweizer Uhrenindustrie, wo auch vor 1888 schon mit ähnlichen Instrumenten gearbeitet wurde", erklärt Sebastian Voss, der das Familienunternehmen zusammen mit Burkard Höchst in der vierten Generation leitet.

Noch Anfang des vorigen Jahrhunderts war der Markt für hochwertige zahnärztliche Werkzeuge das wichtigste Geschäftsfeld der Firma Meisinger. Doch die Anforderungen wuchsen, noch mehr Präzision, noch kleinere Instrumente zum Bohren, Fräsen, Schleifen oder Polieren waren gefragt. Und das nicht nur in der Zahn-, sondern in der gesamten Medizintechnik. Über 12.000 Produkte stellt das Unternehmen heute her, die zum Beispiel bei der Implantation von Knochen benutzt werden.

So winzig die Instrumente auch sind, sie müssen Härte zeigen. Auch schon in der Vergangenheit, als Stahlbohrer noch von Hand verzahnt, mit Bunsenbrennern gehärtet und zum Abkühlen in eine rohe Kartoffel gesteckt wurden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es dann schon erste halbautomatische Dreh- und Fräsmaschinen und die ersten Diamantinstrumente. Firmenchef Höchst berichtet, dass im Zuge der höheren Anforderungen an Hygiene und Patientensicherheit der rostende Werkstoff Stahl ais dem medizinischen Bereich weitgehend wurde. "Als letzte Stufe hat sich die Bearbeitung von Titanmaterialien eigentlich durchgesetzt," so Höchst. Titan wird auch ein bio-kompatibler Werkstoff genannt, weil er körperverträglich ist. Deshalb ist Titan vor allem in der Implantologie der Werkstoff der Zukunft.

Etwa zwei Milliarden Meisinger-Produkte sind bislang in über 120 Länder der Welt ausgeliefert worden. Für den großen amerikanischen Markt unterhält das Unternehmen eine eigene Niederlassung. Produziert allerdings wird nur in Deutschland. Zu den über 300 Mitarbeitern gehören jene, die in Forschungs- und Entwicklungslabors die Produkte stets den neuesten Anforderungen und Kundenwünschen anpassen.

Oft sind es Jobs auf Lebenszeit, eine Rarität in Zeiten der Globalisierung und Rationalisierung. Doch bei Meisinger gehen die Uhren offensichtlich anders. Fachlich hoch qualifiziert sei die gesamte Belegschaft, versichert Burkard Höchst, um die hohen Anforderungen, die an die Produkte gestellt würden, überhaupt realisieren zu können. Bei allen Schwierigkeiten, räumt er ein, die der so häufig beklagte teure Standort Deutschland mit sich bringt, - Meisinger will nicht davon lassen, seine Qualitätsprodukte in Deutschland herzustellen.