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"Am Rande der Zivilisation"

Gerd Schmitz

"Wege zu Luther", unter diesem Motto werben die Städte Eisleben, Wittenberg, Eisenach und Erfurt weltweit um Gäste. Eine Reise durch das Leben des Reformators Martin Luther, Teil 2: Zu Hause in Wittenberg.

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Das Augustinerkloster in WittenbergBild: Lutherhaus Wittenberg

Wittenberg in Sachsen-Anhalt: Der 28-jährige Luther, mittlerweile Priester, wurde im Spätsommer 1511 in das Städtchen am rechten Elbeufer versetzt. Mit damals 2000 Menschen ein ziemlich verschlafener Ort "am Rande der Zivilisation", wie Luther angesichts der morastigen Wege und der geduckten Lehmhäuser spottete. Niemand konnte ahnen, dass Wittenberg einmal weltberühmt werden sollte.

Luther wohnte im Klostergebäude der Augustinereremiten. Der Besuch der "Lutherstube" vermittelt einen authentischen Eindruck: Der Fußboden, die Täfelung, die Bänke und der Eichenholztisch stammen noch aus Luthers Zeit. Hier befindet sich die größte reformationsgeschichtliche Sammlung der Welt mit mehr als 10.000 alten Drucken, 6000 Handschriften, Tausenden von Lutherporträts, 2000 Münzen und Medaillen sowie 14.000 Grafiken. Aufwändige Sanierungsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. Seit dem 6. März 2003 ist eine neue Dauerausstellung zu sehen.

Heirat mit Katharina

Martin Luther
Martin LutherBild: DW

Unweit des Lutherhauses steht die berühmte "Luthereiche", 1830 an der Stelle gepflanzt, an der Martin Luther am 10. Dezember 1520 die Bücher des Kanonischen Rechts und die Bannandrohungsbulle aus Rom verbrannt haben soll. In der Stadtkirche St. Marien predigte Luther erstmals in deutscher Sprache. Hier legte er 1524 demonstrativ die Mönchskutte ab und heiratete ein Jahr später die ehemalige katholische Nonne Katharina von Bohra.

Das bemerkenswerteste Kunstwerk in diesem ältesten Gebäude Wittenbergs ist der 1547 geweihte Reformationsaltar von Lucas Cranach dem Älteren. In der mittleren Tafel ist die Einsetzung des Abendmahls dargestellt. Rechts im Vordergrund erkennt man im Kreis der zwölf Apostel Luther als Junker Jörg, der Lucas Cranach dem Jüngeren den Kelch reicht.

Die Schlosskirche zu Wittenberg ist die nächste Station unseres Rundganges. Der Turm trägt einen markanten, mit reichem Maßwerk versehenen Helm, der die Kaiserkrone symbolisiert. Die heutige Bronzetür stammt von 1858. In den Türflügeln ist der lateinische Text der 95 Thesen in Gutenbergschen Minuskeln wiedergegeben.

Cranachs Apotheke

Auf dem Marktplatz steht eines der schönsten Renaissance-Rathäuser Mitteldeutschlands. Lucas Cranach der Ältere, der mit Luther befreundet war und der mit seiner Malerei und Grafik die Ziele der Reformation kräftig gefördert hat, amtierte von 1537 bis 1544 als Bürgermeister in diesem Rathaus. Außerdem betrieb er die Stadtapotheke, die heute noch steht, eine Buchhandlung und vor allem seine florierende Werkstatt, durch die Wittenberg zu einem wichtigen deutschen Kunstzentrum wurde.

Vor dem Rathaus befindet sich ein besonders repräsentatives Lutherdenkmal. Ursprünglich für Luthers Geburts- und Sterbeort Eisleben bestimmt, wurde die Statue auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. nach Wittenberg gebracht. Sie ist ein Werk des Berliner Bildhauers Gottfried Schadow, in künstlerischer Hinsicht wohl das bedeutendste unter den zahlreichen Luther-Denkmälern in Deutschland. Den neugotischen Baldachin entwarf Karl Friedrich Schinkel.