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Oh du fröhliche Streikzeit

21. Dezember 2015

Mitten im Last-Minute-Weihnachtsgeschäft haben Amazon-Beschäftigte an mehreren Standorten ihre Arbeit niedergelegt. Die Streiks sollen teilweise bis Heiligabend dauern. Amazon beteuert: Wir liefern dennoch.

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Pakete in einem Amazon-Lager (Foto: rtr)
Bild: Reuters/N. Hall

Im Endspurt des Weihnachtsgeschäfts will die Gewerkschaft Verdi mit neuen Streiks den Druck auf den Internethändler Amazon erhöhen. Mitarbeiter in sechs der insgesamt neun Verteilzentren in Deutschland beteiligten sich an dem Ausstand, teilte Verdi mit.

Demnmach legten in den Versandzentren in Leipzig, Rheinberg, Werne, Bad Hersfeld, Graben und Koblenz Beschäftigte die Arbeit nieder. In Leipzig und Bad Hersfeld soll der Arbeitskampf schon am Montag beziehungsweise Dienstag enden, in den anderen Versandzentren erst an Heiligabend.

Amazon: Streiks haben keine Auswirkungen auf die Kunden

Amazon erklärte, dass die Auslieferungen nicht beeinträchtigt würden. "Es gibt überhaupt keine Auswirkungen auf unsere Lieferungszusagen für die Kunden", sagte eine Sprecherin des US-Konzerns. Der Großteil des Personals würde arbeiten. Zudem nutze Amazon ein Netzwerk von 29 Verteilzentren in ganz Europa.

Seit zwei Jahren ringt Verdi mit Amazon um die Einführung eines Tarifvertrages auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels - bislang ohne Durchbruch. Verdi fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird.

Verdi fordert "existenzsichernde Arbeitsbedingungen"

"Die Beschäftigten bei Amazon fordern mit Nachdruck ihr Recht auf einen Tarifvertrag ein. Sie haben Amazon in den vergangenen Wochen mit kurzfristig angesetzten Streiks unter Druck gesetzt, und ihre Beharrlichkeit wird nicht nachlassen, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Solange der Versandhändler sich weigere, über "existenzsichernde Arbeitsbedingungen" zu verhandeln, werde es immer wieder zu Streiks kommen.

Amazon betont im Tarifstreit immer wieder, ein guter Arbeitgeber zu sein und vergleichsweise hohe Löhne zu zahlen. Laut dem Versandhändler erhält ein Mitarbeiter in einem Logistikzentrum nach zwei Jahren - zusammen mit Boni, Aktien und jährlichen Sonderzahlungen - einen durchschnittlichen Monatslohn von 2311 Euro.

Erfolgreiche Klagen gegen Sonntagsarbeit

Deutschland ist für Amazon nach den USA der zweitgrößte Markt mit mehr als 10.000 Angestellten in den Warenlagern und mehr als 10.000 Saisonarbeitern. Europaweit hat Amazon 29 Logistikzentren und plant weitere. 2017 soll etwa im nordrhein-westfälischen Werne ein weiteres Verteilzentrum aufmachen.

Streikende bei Amazon am 16.12.2014 (Foto: dpa)
Alle Jahre wieder: Bereits vor einem Jahr hatten Amazon-Mitrbeiter ihre Arbeit kurz vor Weihnachten niedergelegtBild: picture-alliance/dpa/P. Endig

Während Verdi trotz immer wiederkehrender Streiks bei den Tarifverträgen nicht weiterkommt, erzielte die Gewerkschaft in einem anderen Punkt vor Gericht einen Teilerfolg gegen Amazon: Der Online-Händler hatte für den 13. und 20 Dezember an mehreren Standorten Sonntagsarbeit beantragt. Zwar kamen die zuständigen Behörden der Bitte Amazons in fast allen Fällen nach, doch Verdi legte vor mehreren Gerichten Beschwerde dagegen ein und siegte in allen Fällen.

cw/djo (rtr, afp)