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Amerikas wichtigster Satiriker hört auf

6. August 2015

Es ist das Ende einer Fernseh-Ära: US-Moderator Jon Stewart verabschiedet sich nach 16 Jahren an der Spitze von "The Daily Show". Seine Arbeit beeinflusste auch eine Sendung in Deutschland.

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Jon Stewart (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Cowie

Ein Kapitel der amerikanischen Fernsehgeschichte wird geschlossen: Jon Stewart wird zum letzten Mal "The Daily Show" moderieren. In einer Sonderausgabe der Sendung verabschiedet sich der Comedian in der Nacht auf Freitag vom Fernsehpublikum - und gönnt sich künftig mehr Zeit für sein Privatleben und für andere Projekte.

"The Daily Show" ist eine an Nachrichtenformate angelehnte halbstündige Satiresendung, die viermal wöchentlich auf dem Kabelkanal Comedy Central läuft. Jon Stewart moderiert seit 16 Jahren das Programm, er hat mehr als 2600 Sendungen bestritten. "The Daily Show with Jon Stewart" wird im Schnitt von etwa zwei Millionen Zuschauern im amerikanischen Fernsehen gesehen und von Millionen weltweit im Internet. Die Sendung wurde insgesamt 20 Mal mit dem wichtigsten amerikanischen Fernsehpreis ausgezeichnet, dem Emmy.

In der Sendung kommentiert Stewart das aktuelle politische Geschehen, vor allem aber auch die US-amerikanische Nachrichtenlandschaft. Der 52-Jährige, der seine Karriere als Stand-Up-Comedian begann, gilt als eines der einflussreichsten Gesichter der politischen Berichterstattung in den USA.

Kritik nicht nur nach rechts

Vor allem rechte Politiker und rechtspopulistische Medien zieht Stewart in seiner Sendung tief durch den Kakao. Zu den Lieblingszielen der "Daily Show" zählen der konservative Nachrichtensender Fox News, republikanische Hardliner wie Sarah Palin, Donald Trump oder Paul Ryan und auch die rechtspopulistische Tea Party-Bewegung. Der 52-Jährige - der sich selbst in einem Interview mit CNN als den Demokraten zugeneigt, aber "eher sozialistisch oder parteilos" bezeichnete - übt aber auch links der Republikaner pointierte Kritik. Über die mangelhafte Umsetzung der Gesundheitsreform Obamas macht er sich ebenso lustig wie über die sensationsgetriebene Berichterstattung von CNN.

Jon Stewart mit Barack Obama bei einer Aufzeichnung von "The Daily Show"Mitte Juli (Foto: SAUL LOEB/AFP/Getty Images)
Jon Stewart mit Barack Obama bei einer Aufzeichnung von "The Daily Show" im Juli 2015Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb

Als Interviewpartner zu Gast in Stewarts Sendung waren zahlreiche Hollywoodstars und Popmusiker, aber auch Aktivisten wie Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai sowie Autoren, Journalisten und politische Größen wie US-Präsident Barack Obama oder der ehemalige pakistanische Präsident Pervez Musharraf. In zahlreichen Ländern wurde das Format kopiert: Die erfolgreiche deutsche Satire-Sendung "heute-show" hat sich am Vorbild der "Daily Show" orientiert ebenso wie Formate in den Niederlanden, Ägypten und dem Irak.

Die Zukunft der "Daily Show": Mehr Internet

Nach dem Ausscheiden von Stewart übernimmt Comedian Trevor Noah die Sendung. Der 30-jährige Südafrikaner wurde im März zum Nachfolger von Stewart erklärt, erst im Dezember 2014 hatte er als Korrespondent bei der Daily Show begonnen. Noah kündigte bei einer Veranstaltung für Fernsehkritiker vergangene Woche an, er wolle die Show optisch und vor allem thematisch leicht verändern – er wolle den Fokus weniger auf den 24-Stunden-Zyklus der Nachrichtensender legen und sich vermehrt auch mit Internetberichterstattung auseinandersetzen. Die erste Sendung mit Trevor Noah wird am 28. September ausgestrahlt.

mb/rb/kle (dpa, rtre)