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Amnesty kontert Infantino-Rundumschlag

19. November 2022

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International widerspricht FIFA-Chef Gianni Infantino, der die Kritik an WM-Gastgeber Katar als "Heuchelei" bezeichnet. Der DFB geht auf Distanz zu Infantino.

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FIFA-Präsident Gianni Infantino schaut bei der Pressekonferenz zum WM-Auftakt in Katar mit verkniffener Miene nach unten.
FIFA-Präsident Gianni Infantino distanziert sich von der Kritik an WM-Gastgeber KatarBild: Robert Michael/dpa/picture alliance

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat mit deutlicher Kritik auf die Pressekonferenz Gianni Infantinos vor der Fußball-WM in Katar reagiert. Indem der FIFA-Präsident "berechtigte Kritik an der Menschenrechtslage beiseite schiebt, weist er den enormen Preis zurück, den Arbeitsmigranten zahlen mussten, um sein Flaggschiff-Turnier zu ermöglichen - sowie die Verantwortung der FIFA dafür", sagte Steve Cockburn, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte bei Amnesty International. 

Infantino kritisiert "Heuchelei"

Infantino hatte zuvor in einem einstündigen Monolog die vor allem aus Europa kommende Kritik an WM-Gastgeber Katar als "reine Heuchelei" zurückgewiesen und sich auf die Seite des Emirats gestellt. "Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3000 Jahre entschuldigen, bevor wir anderen Moralpredigten halten", sagte Infantino: "Heute fühle ich sehr starke Gefühle. Heute fühle ich mich als Katarer, heute fühle ich mich als Araber, heute fühle ich mich afrikanisch. Heute fühle ich mich homosexuell. Heute fühle ich mich behindert, heute fühle ich mich als Arbeitsmigrant." Nicht alles sei gut in Katar, räumte Infantino ein, gleichzeitig beobachte er jedoch Fortschritte im Wüstenstaat wie die Abschaffung des Kafala-Systems

Amnesty-Abteilungsleiter Cockburn entgegnete, Forderungen nach Gleichheit, Würde und Entschädigung dürften nicht "als eine Art Kulturkampf" behandelt werden. Sie seien "universelle Menschenrechte, zu deren Einhaltung sich die FIFA in ihren eigenen Statuten verpflichtet hat".

Als Hoffnungsschimmer bezeichnete Cockburn die Ankündigung Infantinos, den sogenannten Legacy Fund, in den WM-Einnahmen fließen, globaler anzulegen. "Wenn die FIFA etwas von diesem Turnier retten will, muss sie ankündigen, dass sie einen erheblichen Teil der sechs Milliarden US-Dollar, die die Organisation an diesem Turnier verdient, investieren wird", sagte Cockburn. Es müsse sichergestellt werden, dass mit diesem Fonds Arbeiter und deren Familien direkt entschädigt würden.

DFB-Kritik an Infantino

Am Vortag war DFB-Präsident Bernd Neuendorf auf deutliche Distanz zu Infantino gegangen. "Insbesondere sein Schreiben, dass die Menschenrechte jetzt keine Rolle mehr spielen und wir uns hier auf den Fußball konzentrieren sollen" habe den DFB "einigermaßen irritiert und auch verstört", sagte Neuendorf.

Der DFB hatte die neuerliche Kandidatur Infantinos für den Posten des FIFA-Chefs nicht unterstützt, wegen mangelnder Erfolgsaussicht aber darauf verzichtet, eine eigene Bewerberin oder einen Bewerber ins Rennen zu schicken. Die Wiederwahl Infantinos beim FIFA-Kongress Mitte März in Ruandas Hauptstadt Kigali ist so gut wie sicher, da der Schweizer der einzige Kandidat für den höchsten Posten im Weltfußball ist.

sn (dpa, sid)