"Eigentlich ist das Bild schon fertig, bevor ich überhaupt anfange zu malen. Es entsteht in meinem Kopf. Ich weiß schon vorher, was daraus wird", sagt Amoako Boafo im Interview. Ob er auch vorhergesehen hat, was für einen Hype er auf dem Kunstmarkt auslösen wird? Bis vor ein paar Jahren wusste kaum jemand, wer Amoako Boafo ist.
Angeheizt auch von den Debatten um die "Black Lives Matter"-Bewegung hat sich der Wert seiner Werke auf dem Kunstmarkt auf einen Schlag um mehr als das 15-fache ihres Schätzpreises erhöht. Im Februar 2020 ging eines seiner Bilder bei einer Auktion für mehr als 800.000 Euro über den Ladentisch. Ein anderes ist mittlerweile im Besitz des New Yorker Guggenheim-Museums.
Was macht ihn so erfolgreich? Amoako Boafo, geboren 1984 in Accra als Sohn eines Fischers und einer Köchin. Schon in jungen Jahren ist er begeisterter Tennisspieler und begabter Zeichner. Hin- und hergerissen zwischen seinen beiden Leidenschaften entscheidet er sich für die Kunst. Nach einer Ausbildung am Ghanatta College of Art and Design in Accra bietet sich 2014 die Chance zu einem Studium in Europa: an der Akademie der bildenden Künste Wien. In der österreichischen Hauptstadt trifft der Kunststudent aus Westafrika auf die Werke der Wiener Moderne des 20. Jahrhunderts, des europäischen Jugendstils.
Eine Begegnung, die ihn nachhaltig beeinflusst. Angelehnt an die Kunst seiner beiden Vorbilder Gustav Klimt und Egon Schiele beginnt Amoako Boafo Porträts zu malen - virtuos, intensiv, sinnlich. Die Gesichter seiner Figuren malt er mit den Fingern unmittelbar auf die Leinwand. Er porträtiert ausschließlich schwarze Menschen, eingebettet in farbenprächtige Designs und entwickelt so einen ganz eigenen neuen und unverwechselbaren Stil.
Auch die Modewelt reißt sich um seine Motive: Kim Jones, Chefdesigner des französischen Luxuslabels "Dior", lädt ihn ein, die Sommer Kollektion 2021 zu gestalten. Amoako Boafo hat es in kürzester Zeit in den Kunstolymp geschafft, als einer der wenigen seiner Heimat.
Jetzt will er auch anderen jungen Künstlerinnen und Künstlern aus Ghana helfen und eine Kunstschule in Accra aufbauen: "Ich glaube, das ist es, was ich aus Wien mitgenommen habe", sagt Amoako Boafo im Interview mit DW: "In Ghana lernen wir alle, wie man malt, wir beherrschen die Technik. Aber die Kommunikation und das Lernen, wie man sich gegenseitig kritisiert und austauscht, um besser zu werden, das haben wir nicht gelernt. Und das will ich hier ermöglichen."
Amoako Boafo zählt zu den angesagtesten Künstlern der Zeit, aber er weiß, wie schmal der Grat des Erfolgs auf dem Kunstmarkt ist - und wie wichtig ein gutes Netzwerk ist. Kultur.21 hat Amoako Boafo getroffen: ganz privat, in seinem Studio in Accra und im Museumsquartier in Wien.