"Amphan" wütet in Südasien
20. Mai 2020Mit viel Wind und Regen hat "Amphan" den Osten Indiens und Bangladesch erreicht. Es seien Windgeschwindigkeiten von bis 190 Kilometern in der Stunde zu erwarten, warnen Meteorologen. Am Meer könnten sich bis zu 15 Meter hohe Wellen auftürmen - mit Überschwemmungen bis weit ins Landesinnere.
Schwer betroffen sind vor allem Küstenregionen mit vielen schlecht gebauten Hütten, das Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch mit mehr als einer Million Bewohnern und dicht besiedelte Städte wie das indische Kolkata (früher Kalkutta). Allein im gleichnamigen Distrikt leben 15 Millionen Menschen.
Millionen müssen Häuser verlassen
"Ich habe so etwas mein ganzes Leben lang noch nicht gesehen", beschrieb Sriparna Bose, eine Hochschuldozentin, Sturmszenen in Kolkata. Fernsehbilder zeigten, wie zahlreiche Bäume umknicken. Vielerorts wurde die Stromversorgung unterbrochen. Die Behörden gehen davon aus, dass auch etliche Straßen und Bahngleise zerstört werden.
In Indien und Bangladesch waren in den vergangenen Tagen mehrere Millionen Menschen in Notunterkünfte gebracht worden. Allein in Westbengalen beteiligten sich gut 20.000 Polizisten, Rettungskräfte und Freiwillige mit Bussen und Booten an den Evakuierungen, wie die Regierungschefin des ostindischen Bundesstaates, Mamata Banerjee, mitteilte.
Noch schwieriger als sonst
Erschwert wurden die Rettungsmaßnahmen durch die Coronavirus-Pandemie. Um Abstandsregeln einhalten zu können, wurden besonders viele Notunterkünfte benötigt. "Normalerweise werden vor so einem Mega-Zyklon Hunderte Menschen in Bussen und mit Lastwägen gemeinsam in große öffentliche Gebäude wie Schulen oder Turnhallen evakuiert", sagte Hilfekoordinator Felix Neuhaus der Organisation AWO International. Unter Einhaltung der Abstandsregeln sei das aber kaum umsetzbar gewesen.
Besonders verheerend sei die Situation in dem riesigen Rohingya-Flüchtlingslager Cox's Bazar. "Ohne schnelle internationale Hilfe wird sich das Virus ungehindert dort ausbreiten", sagte die Vizepräsidentin des European Rohingya Council, Ambia Parveen. In dem Lager wurden erst kürzlich die ersten Corona-Fälle bestätigt.
In Bangladesch fürchten die Behörden, dass "Amphan" der schlimmste Wirbelsturm seit "Sidr" im Jahr 2007 wird - damals starben rund 3500 Menschen.
Die Region am Golf von Bengalen wird regelmäßig von Wirbelstürmen heimgesucht. 1991 kamen in Bangladesch fast 140.000 Menschen durch einen Zyklon und von ihm verursachte Überschwemmungen ums Leben. 1999 wurden im indischen Bundesstaat Odisha fast 10.000 Menschen Opfer eines gewaltigen Sturms.
wa/qu (afp, dpa, rtr)