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Im Libanon explodierte Pager: Firmen aus Europa im Fokus

Ashutosh Pandey
19. September 2024

Das Unternehmen aus Taiwan, dessen Name auf den Pagern stand, die im Libanon detonierten, hat die Herstellung der Geräte bestritten. Zwei bisher unbekannte Firmen aus Ungarn und Bulgarien rücken jetzt ins Rampenlicht.

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Reste eines im Libanon detonierten Pagers mit dem Aufdruck Gold Apollo
Die Pager, die im Libanon detonierten, werden mit dem Unternehmen Gold Apollo aus Taiwan in Verbindung gebracht Bild: Balkis Press/ABACA/IMAGO

Die ungarische Firma BAC Consulting wurde mit der Manipulation tausender Pager in Verbindung gebracht, die von Mitgliedern der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz genutzt und am Dienstag im Libanon detoniert waren. Dabei wurden mindestens zwölf Menschen getötet und fast 3000 verletzt.

Der Name der Firma in Budapest tauchte erstmals in einer Erklärung des Unternehmens Gold Apollo aus Taiwanauf, auf den die Etiketten auf den Geräten hinwiesen. Gold Apollo erklärte, es habe die Geräte nicht hergestellt, sondern sie seien von seinem ungarischen Partner BAC Consulting produziert worden.

"Das war nicht unser Produkt. Es stand nur unser Markenname darauf", sagte der Gründer und Präsident von Gold Apollo, Hsu Ching-kuang, am Mittwoch vor Reportern am Sitz des Unternehmens in der nordtaiwanesischen Stadt Neu-Taipeh.

"Wir sind vielleicht kein großes Unternehmen, aber wir sind ein verantwortungsbewusstes Unternehmen", sagte er. "Diese Sache ist uns sehr peinlich."

Warum ist die Hisbollah im Libanon so mächtig?

Gold Apollo teilte in einer Erklärung mit, dass das Pagermodell AR-924 von BAC hergestellt und verkauft wurde. Die ungarische Firma sei befugt gewesen, die Marke Apollo für den Verkauf der Produkte in bestimmten Regionen zu verwenden. "Das Design und die Herstellung der Produkte liegen vollständig in den Händen von BAC", heißt es in der Erklärung.

Hsu sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, es habe Probleme mit Überweisungen von BAC gegeben.

"Die Überweisung war sehr seltsam", sagte er laut Reuters und anderen Quellen auf einer Pressekonferenz. Er fügte hinzu, die Zahlungen seien über den Nahen Osten erfolgt.

Hsu ging nicht weiter darauf ein und legte auch keinen Nachweis für einen Vertrag mit BAC vor, aus dem hervorgeht, dass sein Unternehmen in den letzten drei Jahren eine Lizenzvereinbarung abgeschlossen hat.

Das ungarische Medienunternehmen Telex berichtete unterdessen, dass Norta Global, ein Unternehmen mit Sitz in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, die Pager an die Hisbollah geliefert habe. Das bulgarische Unternehmen, das einem norwegischen Staatsbürger gehört, soll hinter dem Geschäft mit Gold Apollo stehen, obwohl auf dem Papier BAC den Vertrag unterzeichnet hat, so Telex.

Die New York Times berichtete am Mittwoch, dass BAC Teil einer israelischen Tarnfirma gewesen sei und dass mindestens zwei weitere Scheinfirmen gegründet wurden, um die Verbindungen zu israelischen Geheimdienstmitarbeitern zu verschleiern.

Was macht BAC Consulting?

Laut seiner Website entwickelt BAC Consulting "internationale Technologiekooperationen zwischen Ländern für den Verkauf von Telekommunikationsprodukten". In einem Zusatz heißt es dort, dass es bei der Zusammenarbeit darum geht, "Unternehmen von Asien aus die Expansion auf neue Märkte, z. B. in Entwicklungsländern" zu ermöglichen.

Screenshot Webseite BAC Consulting
BAC wurde im Mai 2022 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung eingetragen und ist nach eigenen Angaben an über 100 Aktivitäten beteiligtBild: BAC Consulting

Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben auf mehr als zehn Jahre Beratungserfahrung zurückblicken kann, nennt die Telekommunikation als einen seiner zentralen Bereiche und sagt, es integriere "die besten technologischen Erfahrungen und Praktiken aus verschiedenen geografischen Gebieten".

BAC Consulting gibt auch eine Goldschmuckkollektion mit dem Namen Nelkhael als Geschäftsbereich an und verspricht Unterstützung bei Branding und Marketing der Schmucklinie. Pikanterweise ist Nelkhael der Name eines Schutzengels aus der jüdischen Mythologie.

Dem offiziellen Unternehmensregister in Ungarn zufolge ist BAC in verschiedenen Bereichen tätig, von der Herstellung elektronischer medizinischer Geräte und elektronischer Komponenten bis hin zur Förderung von Erdgas und Rohöl.

Inzwischen hat Ungarn offiziell auf das Pager-Problem reagiert. Regierungssprecher Zoltan Kovacs sagte auf der Social-Media-Plattform X, dass BAC "ein Zwischenhändler ist, der keine Produktions- oder Betriebsstätte in Ungarn hat". Kovacs fügte hinzu, dass die fraglichen Pager nie in Ungarn gewesen seien.

Nur eine Briefkastenfirma?

Die Deutsche Welle traf an der offiziellen Adresse von BAC in Budapest keinen Angestellten des Unternehmens an. Niemand reagierte auf die Türklingel. Ein Din A4-Blatt mit dem Namen von BAC ist der einzige Beweis für die Existenz des Unternehmens.

DIN A4-Blatt mit den Namen von Firmen - darunter BAC Consulting - an der mutmaßlichen Firmenadresse in Budapest
Einziger Beweis der Existenz von BAC Bild: Bogár Zsolt/DW

Die Bewohner des Hauses sagten gegenüber der DW, dass sie die Firma nicht kennen und dass nur selten Briefe an dieser Adresse ankommen.

Nach Angaben des Dienstleisters Company Wall, der Finanz- und Geschäftsinformationen über Unternehmen zusammenstellt und analysiert, erzielte BAC Consulting im Jahr 2023 bei einem Umsatz von 215 Millionen ungarischen Forint (rund 545.000 Euro) einen Gewinn nach Steuern von 18,3 Millionen ungarischen Forint (46.400 Euro). Im Jahr 2022 verzeichnete das Unternehmen einen Gewinn nach Steuern von 5,8 Millionen ungarischen Forint (rund 15.000 Euro)

Am Mittwoch wurde auf der BAC-Website zunächst ein Anmeldebildschirm anstelle der Startseite angezeigt. Schließlich erschien die Fehlermeldung "Sie haben keine Berechtigung für den Zugriff auf diese Ressource".

Die Geschäftsführerin des Unternehmens ist Cristiana Barsony-Arcidiacono, die in ihrem Lebenslauf als "Wissenschaftlerin mit einem sehr vielseitigen Hintergrund, die an interdisziplinären Projekten für strategische Entscheidungen arbeitet", beschrieben wird. Sie ist seit März 2016 bei BAC und nennt unter anderem Geschäftsentwicklung und Nachhaltigkeitsstrategie als ihre Fachgebiete.

Im offiziellen Unternehmensregister wird die 49-jährige Barsony-Arcidiacono als alleinige Eigentümerin des Unternehmens genannt.

Die DW hat BAC und Geschäftsführerin Barsony-Arcidiacono um eine Stellungnahme zu den Verbindungen des Unternehmens zu den Pagern im Libanon gebeten. Die Anrufe bei den registrierten Telefonnummern wurden nicht beantwortet.

DW besuchte auch die Wohnung von Barsony-Arcidiacono an ihrer Melde-Adresse, aber niemand öffnete die Tür.

Ansicht des zweieinhalbgeschossigen Mehrfamilienhauses in Budapest, in dem BAC Consulting und rund zehn weiterer Firmen gemeldet sind
Firmensitz von BAC Consulting und rund zehn weiterer Firmen in BudapestBild: Bogár Zsolt/DW

Was wissen wir über die bulgarische Firma?

Unter Berufung auf Quellen, die mit dem Fall vertraut sind, berichtete Telex, dass die Geschäftsführerin von BAC Consulting, Barsony-Arcidiacono, in Kontakt mit Norta Global stand. Dem Bericht zufolge war es das bulgarische Unternehmen, nicht BAC Consulting, das die Pager aus Taiwan importierte.

Als Reaktion auf den Bericht erklärten die bulgarischen Behörden, dass es in ihrem Land keine Zollvorgänge im Zusammenhang mit den Pagern gegeben habe. Sie bestätigten, dass sie eine mögliche Verwicklung von Norta Global in die Lieferkette untersuchen würden.

Norta Global wurde am 14. April 2022 gegründet, etwa zur gleichen Zeit, als BAC bei den ungarischen Behörden registriert wurde. Das Unternehmen wurde mit einem eingezahlten Anfangskapital von 200 bulgarischen Lew (102 Euro) registriert.

Graffiti und lose Kabel neben der Haustür im Eingangsbereich des Geschäftshaus von Norta Global in Sofia
Firmensitz von Norta Global und knapp 200 weiterer Firmen in Sofia Bild: Alexander Detev/DW

Die Adresse des eingetragenen Firmensitzes in Sofia wird von nahezu 200 weiteren Firmen genutzt. Norta Global behauptet, Managementberatungsdienste anzubieten, erwähnt aber keinen Fertigungsaktivitäten. Die DW hat Norta Global um eine Stellungnahme gebeten.

Die DW-Reporter Zsolt Bogar und Alexander Detev haben an diesem Bericht aus Budapest und Sofia mitgearbeitet.

Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert