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Anfang und Ende einer Flut

Wim Abbink22. August 2002

Verwüstete Straßen, zerstörte Häuser und vor den Wassermassen fliehende Menschen in Dresden, dagegen zwei Wochen später und fast 600 Flusskilometer elbabwärts in Hamburg ein ganz anderes Bild.

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Landungsbrücke in HamburgBild: Illuscope

Das Jahrhundert-Hochwasser hat seine zerstörerische Wucht eingebüßt. Unspektakulär läuft die Flut auf ihrem letzten Abschnitt bis zur Mündung in Cuxhaven aus. Die Entwarnung für Hamburg kam indes schon zu einem Zeitpunkt, als Dresden gerade in den Fluten versank.

Die Gezeiten machen sich bemerkbar

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hatte bereits ausgerechnet, dass "der Wasserstand im Hafen nur um maximal wenige Zentimeter steigen" würde. Es kam wie angekündigt: Seitdem das Elb-Hochwasser am Wochenende (24./25.08.2002) das Stauwehr bei Geesthacht vor den Toren Hamburgs passiert hat, verteilen sich die Wassermassen. Hinter dem Stauwerk wird das Flussbett breiter und tiefer. Die so genannte Tideelbe mit den spürbaren Auswirkungen der Gezeiten beginnt. In dem Ebbe- und Flut-Bereich ist man unterschiedliche Wasserstände und Sturmfluten gewöhnt, hat die Deiche an den kritischen Stellen darauf ausgerichtet.

Fast 600 Flusskilometer trennen die Partnerstädte Dresden und Hamburg. Jetzt stehen die beiden Elbmetropolen für den Anfang und das Ende der Jahrhundertflut. In Hamburg, wo sich die Wassermassen auf das riesige Hafenbecken und das verzweigte Kanalsystem verteilen konnten, blieb die Elbeflut fast ohne Folgen.

Erinnerungen wurden wach

Große Betroffenheit haben die Bilder aus Dresden aber gerade im Norden ausgelöst. Genau 40 Jahre ist es her, dass die große Sturmflut über die Stadt hereinbrach. 1962 erfuhren die Menschen in Hamburg Hilfe aus aller Welt. "Nun ist es an der Zeit, Solidarität mit den Menschen in unserer Partnerstadt Dresden zu zeigen", schrieben die Initiatoren einer Spendenaktion Hamburger Medien. Die Schirmherrschaft übernahm Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der 1962 als Innensenator der Stadt die Hilfe für die Sturmflutopfer organisierte.

Hamburg Hochwasser
Historisches Hochwasser: Hamburg 1962Bild: AP

Diesmal blieb Hamburg von der Flut verschont. Einige vorsorglich geräumte Sommerhäuser, teilweise unterbrochener Schiffsverkehr für Sportboote und geringe Mengen an Treibgut - mehr war von der Jahrhundertflut nicht übrig geblieben. Doch auch wenn die letzte Elb-Etappe ohne katastrophale Überschwemmungen verläuft, mit möglichen Umweltschäden wird man auch hier kämpfen müssen. Noch vor sechs Wochen hatten auch in Hamburg Tausende den ersten Internationalen Elbe-Badetag gefeiert, jetzt bangen viele Menschen um die Sauberkeit der Elbe.

Langwierige Folgen für das Wattenmeer?

Vor allem das hochempfindliche Wattenmeer vor der niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Nordseeküste könnte durch verseuchtes Wasser stark gefährdet werden. In der Zukunft sei mit deutlich höheren Konzentrationen von schädlichen Substanzen wie etwa Schwermetallen zu rechnen, hatten Forscher prognostiziert.

Erste Messungen der Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe (Arge Elbe) hatten bereits eine fünf- bis zehnfach höhere Belastung der Elbe mit Schwermetallen ergeben. Während der Fluss nach Ansicht von Greenpeace mehrere Jahre brauchen werde, "um sich zu putzen", rechnen die Umweltschützer mit erheblich langwierigeren Folgen für das Wattenmeer - wegen der geringen Fließgeschwindigkeit. Allein die Menge des Quecksilbers, die zusätzlich in die Nordsee gelangt, entspricht einer durchschnittlichen Jahresmenge.