Belagerung in Thailands Hauptstadt Bangkok
1. Dezember 2013Die Regierung mobilisierte nach dem Tod eines Demonstranten bei Zusammenstößen am Samstagabend Armee-Einheiten zur Verstärkung der Polizei. Die Soldaten seien allerdings unbewaffnet, betonte ein Regierungssprecher. Die Demonstranten hatten angekündigt, an diesem Sonntag weitere Ministerien und Behörden besetzen zu wollen.
Rothemden umgehen Eskalation
Die Führung der als Rothemden bekannten Regierungsunterstützer forderte die Demonstranten auf, ihre Großkundgebung für Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu beenden. Man wolle die komplizierte Lage für die Regierung nicht zusätzlich erschweren.
Bei einem der getöteten Demonstranten handelt es sich Agenturberichten zufolge um einen 21-Jährigen. Er war von zwei Kugeln tödlich getroffen worden. Die genauen Umstände blieben zunächst unklar. Die Tat ereignete sich in der Nähe eines Stadions, in dem sich etwa 70.000 Anhänger der Regierung versammelt haben. Auf dem Weg dorthin hatten Regierungsgegner zuvor einen Bus der Rothemden mit Steinen attackiert. Später wurde noch der Tod eines Unterstützers der Rothemden gemeldet.
Thailand wird seit Ende Oktober von der heftigsten Protestwelle seit dem Frühjahr 2010 erschüttert. Damals waren bei der Niederschlagung wochenlanger Demonstrationen von Anhängern des ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra gegen die damalige Regierung mehr als 90 Menschen getötet worden. Thaksin, der Bruder der heutigen Regierungschefin, war vor gut sieben Jahren durch einen Putsch königstreuer Militärs gestürzt worden. Er lebt im Exil und gilt vielen als Strippenzieher der derzeitigen Regierung.
Die derzeitigen Proteste entzündeten sich an einem von der Regierung befürworteten Amnestiegesetz, das Thaksin womöglich die Rückkehr in seine Heimat ermöglicht hätte. Die Regierungspartei ließ den Gesetzentwurf mittlerweile aber wieder fallen.
Welche Rolle spielt Thaksin?
Thaksins Sturz im September 2006 spaltet die thailändische Gesellschaft bis heute und sorgte in den vergangenen Jahren mehrfach für schwere Regierungskrisen. Die Rothemden verfügen besonders in den ländlichen Gebieten des Königreichs über großen Rückhalt. Die als Gelbhemden bekannten Regierungsgegner sind dagegen vor allem bei ranghohen Beamten und Militärs sowie Geschäftsleuten und Angehörigen der Mittelschicht anzutreffen.
ml/re (dpa/afp)