Angola, Erdölgigant der Kontraste
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Alltag im Schlamm
Im Armenviertel Cazenga, im Westen der Hauptstadt Luanda, leben mehr als 400.000 Menschen auf gerade mal 40 Quadratkilometern. Befestigte Straßen gibt es nicht und meistens auch keinen Strom. Aus dieser Gegend stammen viele Politiker der Regierungspartei MPLA. Ein Entwicklungs- oder Infrastrukturprogramm für Cazenga hat bislang allerdings keiner von ihnen in die Wege geleitet.
Eine Partei, ein Präsident
"MPLA - die Partei vom Präsidenten! Seit dem Bürgerkrieg versucht er, die Macht zu verlassen, die Bevölkerung will ihn aber noch. Also macht er weiter", so erklärt Euricleurival Vasco, 27 Jahre alt, wem er bei den Wahlen 2012 seine Stimme gegeben hat. Kritiker sagen jedoch, dass José Eduardo dos Santos bislang kein einziges seiner Wahlversprechen verwirklicht hat, etwa Zugang zu Wasser und Strom.
Keine Jobs für die Bevölkerung
Etwa 40 Prozent der Angolaner leben von weniger als einem Dollar am Tag. Vom Erdölboom hatten sich viele von ihnen Arbeit und mehr Wohlstand erhofft. Weil der aber ausbleibt, leben sie von der Hand in den Mund oder - wie diese Keksverkäuferinnen - von illegalen Jobs.
Luanda im Luxus
Angekommen ist der Erdöl-Boom bislang nur in Angolas Hauptstadt Luanda. Längst ist sie eine der teuersten Städte der Welt. Wer eine Wohnung mieten will, muss 5.000 Dollar und mehr zahlen. Deutlich zu sehen ist der neue Reichtum in der Baía de Luanda, der Bucht von Luanda: überall wird gebaut, an immer neuen Wolkenkratzern.
Das Kapitol Angolas
In der Nähe der Baía de Luanda entsteht das neue Parlament Angolas. 175 von 220 Sitzen gehören der Regierungspartei MPLA. Die größte Oppositionspartei, UNITA, hat 32 Abgeordnete. Sie beklagt immer wieder, wie wenig Spielraum die MPLA der Opposition lässt.
Angolas starker Mann
Präsident José Eduardo Dos Santos – hier auf einem Wahlplakat– dominiert laut Kritikern alles: Exekutive, Judikative und Legislative. Dos Santos regiert Angola seit 33 Jahren. Er trat am 20. September 1979, mitten im Bürgerkrieg, die Nachfolge von Agostinho Neto als Staatspräsident und Parteivorsitzender an.
Wiederaufbau in Rekordzeit?
Auf dem Land, weit weg von der Hauptstadt, sind auch zehn Jahre nach dem Bürgerkrieg (1975-2002) noch immer nicht alle Minen entschärft - wie hier nahe der nördlichen Stadt Soyo. Immerhin gibt es jetzt Verbindungswege zwischen vielen Provinzstädten. 2002 war es noch fast unmöglich, das Land mit dem Auto zu durchqueren.
Reichtum in der Tiefe
Angola verfügt nicht nur über riesige Mengen Erdöl – vor der Küste des westafrikanischen Landes wird auch Erdgas gefördert. Die erste Flüssigerdgasanlage des Landes wurde im nördlichen Soyo errichtet, befindet sich jedoch noch in der Testphase. 5,2 Millionen Tonnen Flüssigerdgas soll die Anlage jährlich produzieren.
Grüne Zukunft nach dem schwarzen Gold?
Angolas ist massiv abhängig vom Öl. Zwar hat die Regierung im Oktober 2012 ein Erdölfonds gegründet, um im In- und Ausland zu investieren und sich gegen schwankende Erdölpreise mit Reserven abzusichern – doch die Öl-Vorräte dürften nur noch 20 bis 30 Jahre reichen. Eine Alternative sehen Experten im Ausbau der Landwirtschaft.
Investoren aus dem Ausland
Werbeschilder chinesischer Unternehmen sind in Angola oft zu sehen. Die Chinesen sind die größte Ausländergemeinschaft im Land, gefolgt von vielen krisengeplagten Portugiesen und den ebenfalls kulturnahen Brasilianern. Da es nicht mit den chinesischen Investitionen konkurrieren kann, bietet das lateinamerikanische Land hauptsächlich technische Ausbildung an.
Leben in der Blechhütte
Angolas Regierung sollte "in die Menschen investieren und nicht in den Asphalt", sagt Erzieher Fernando Pinto Ndondi. Er bekommt von der Schule, in der er unterrichtet, knapp 300 Dollar im Monat, um seine fünf Kinder zu ernähren. Ndondi ist obdachlos und lebt im Vorort Viana – denn sein Haus in Luanda musste einem Straßenbauprojekt der Regierung weichen.
Wohin fließt das Geld?
Im Korruptionsindex von Transparency International liegt Angola auf Platz 168 von 182. Immer wieder wird der Regierung Veruntreuung von Geldern vorgeworfen. Was etwa ist mit den rund 32 Milliarden Dollar passiert, die die staatliche Erdölfirma Sonangol 2007 bis 2010 erwirtschaftet hat? Die sind in Infrastrukturprojekte geflossen, sagt der Konzern. In welche genau, ist allerdings unklar.