Anklage wegen massenhaftem Kükentod
13. Februar 2016Hähnchen legen keine Eier und werden langsamer fett. Hühner sind für die Agrarindustrie weit wertvoller. So sterben 45 bis 50 Millionen Hähnchenküken alleine in der Bundesrepublik unmittelbar nach ihrem Schlüpfen durch Gas – oder sie werden bei lebendigem Leib geschreddert. Die politischen Bemühungen, dem ein Ende zu bereiten, dauern schon lange an, Ende offen. Nun ergreift eine Staatsanwaltschaft die Initiative.
Ermittler im nordrhein-westfälischen Münster haben Anklage gegen eine Brüterei erhoben. Dem Betrieb in Senden werde die massenhafte Vernichtung männlicher Eintagsküken vorgeworfen, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Man habe Anklage beim Landgericht erhoben und strebe gegebenenfalls eine höchstrichterliche Rechtsprechung an. Denn es handele sich um ein bundesweites Problem.
Das Unternehmen wollte sich nicht äußern.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ist es das erste Mal, dass in einem solchen Fall Anklage erhoben wird. Bereits 2013 habe die Organisation Peta 2013 Strafanzeige gegen die Brüterei erstattet. Das massenhafte Küken-Töten sei "der überwiegenden Auffassung zufolge nach dem Tierschutzgesetz verboten". Die Praxis werde aber von Behörden und Landwirtschaftsministerium bisher geduldet.
Tatsächlich zieht sich eine politische Lösung seit Jahren hin: Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt wollte den bisherigen Umgang mit den männlichen Küken nicht einfach verbieten, weil diese Praktiken dann einfach ins Ausland verlagert würden. Dennoch hält der Minister an seinem Ziel fest, mithilfe der Forschung eine technische Lösung zu finden, mit der die massenhafte Vernichtung überflüssig wird.
Ziel sei es, so heißt es in einer Vorlage des Ministers, "dass das Töten männlicher Eintagsküken 2017 aufhört - daran arbeiten wir bereits intensiv."
rb/wl (dpa, dw, BMEL)