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Anklagen wegen Fabrikeinsturz

1. Juni 2015

Zwei Jahre nach dem schlimmsten Fabrikunglück in der Geschichte Bangladeschs sind 42 mutmaßlich Verantwortliche angeklagt worden. Bei dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza waren mehr als 1100 Menschen gestorben.

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Eingestürzte Textilfabrik Rana Plaza am 24.04.2013 in Bangladesch (Foto: epa)
Bild: picture-alliance/dpa

Unter den 42 Beschuldigten seien der Gebäudebesitzer, seine Eltern, Eigentümer und Manager der im Gebäude ansässigen Textilunternehmen sowie zwölf Beamte, die für die Sicherheitskontrollen verantwortlich waren, sagte Bijoy Krishna Kar, einer der Chefermittler in Dhaka. "Alle Angeklagten haben eine kollektive Verantwortung für diese Massentötung von mehr als 1100 unschuldigen Menschen." Sollten sie verurteilt werden, drohe ihnen die Todesstrafe.

Arbeiter mit Schlägen ins Gebäude gezwungen

Es sei Anklage wegen fahrlässiger Tötung sowie wegen Verstoßes gegen Gebäudebau- und Sicherheitsbestimmungen erhoben worden, erklärte Kar.

Die Ermittler hatten festgestellt, dass für den Bau des achtstöckigen Rana-Plaza-Gebäudes minderwertiges Material verwendet worden war. Noch kurz vor dem Einsturz hatten sich viele Arbeiter nach eigenen Angaben geweigert, in die Fabrik zu gehen, weil sie angesichts von Rissen in den Mauern eine Katastrophe befürchteten. Die Fabrikbetreiber antworteten den Berichten zufolge auf diese Sorgen mit Knüppeln - wenig später stürzte das Gebäude ein.

Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken

Der Rana-Plaza Komplex in einem Außenbezirk der Hauptstadt Dhaka war am 24. April 2013 in sich zusammengestürzt und hatte mehrere Tausend Menschen unter sich begraben - die meisten davon Textilarbeiter, die in einer der fünf Fabriken nähten. 1138 Menschen starben, mehr als 2000 Menschen wurden verletzt.

Bangladesch Tote bei Einsturz von Textilfabrik 24.04.2013 (Foto: rtr)
Rana Plaza im April 2013: das schlimmste Fabrikunglück in der Geschichte BangladeschsBild: Reuters

Fabrikbesitzer Rana war wenige Tage nach dem Unglück an der Grenze zu Indien festgenommen worden, als er sich in das Nachbarland absetzen wollte. Er hatte das ursprünglich als Einkaufszentrum gebaute sechsstöckige Gebäude um drei Stockwerke aufstocken lassen und an die Fabrikanten vermietet.

Das Fabrikunglück warf ein grelles Licht auf die Sicherheitsprobleme in den Textilfabriken des Landes, das nach China weltweit die Nummer zwei der Textilproduzenten ist. Die meisten westlichen Modekonzerne lassen in Bangladesch fertigen. Im Rana-Plaza Komplex hatten auch deutsche Unternehmen nähen lassen.

Strukturelle Verbesserungen fehlen

Das entwicklungspolitische Inkota-Netzwerk begrüßte die Anklageerhebung. Es werde vermutlich sehr schwierig, individuelle Nachlässigkeiten zu beweisen, erklärte Inkota-Sprecher Berndt Hinzmann. Deshalb sei es sinnvoll, in beiden Angelegenheiten Anzeige zu erstatten.

Trauernde Menschen am Jahrestag des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza (Foto: DW)
Angehörige am ersten Jahrestag des verheerenden Einsturzes: die Trauer ist großBild: DW/M. Mamun

In Bangladesch kommt es immer wieder zu Unfällen in Textilfabriken. Erst am Sonntag stürzte eine Fabrik in Dhaka ein, nachdem ein Feuer in dem Gebäude ausgebrochen war. Offenbar wurden nur wenige Menschen leicht verletzt. Doch das Ereignis zeige, wie dringlich strukturelle Verbesserungen im Textilsektor seien, betonte Hinzmann. Zudem müssten die Verantwortlichen für solche Katastrophen und Menschenrechtsverletzungen in der Textilindustrie zur Rechenschaft gezogen werden.

cw/gri (afp, dpa, epd)