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Ankläger wollen Lebenslang für Karadzic

27. September 2014

Im Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien wollen die Ankläger eine lebenslange Haftstrafe für den früheren bosnischen Serbenführer Karadzic beantragen. Bis zum Urteil werden aber noch Monate vergehen.

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Karadzic (hinten) auf dem Weg in den Gerichtssaal (Archivfoto AFP/Getty Images)
Bild: Michael Kooren/AFP/Getty Images

Lebenslänglich sei "das einzig angemessene Strafmaß" für Radovan Karadzic, heißt es in einem von derAnklagevertretung in Den Haag veröffentlichten Grundlagenpapier zu ihrem bevorstehenden Schlussplädoyer. "Unter seinem Kommando und seiner Aufsicht haben Karadzics Befehlsempfänger und diejenigen, die mit ihnen kooperiert haben, hunderttausende Muslime und Kroaten vertrieben, getötet, gefoltert und auf andere Weise misshandelt", argumentieren die Ankläger. "Das Ausmaß und der Umfang dieser kriminellen Akte ist enorm."

Völkermord und Kriegsverbrechen

Karadzic ist vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien wegen Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs angeklagt. Die Kläger werfen dem heute 69-Jährigen sowie dem inzwischen verstorbenen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und dem ebenfalls in Den Haag vor Gericht stehenden früheren bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic vor, nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens 1991 gemeinsam sogenannte ethnische Säuberungen in den von Serben beanspruchten Teilen Bosniens vorgenommen zu haben.

Muslime, Kroaten und andere nicht-serbische Bevölkerungsgruppen wurden demnach systematisch vertrieben. "Karadzic war bei weitem die mächtigste Person" in der sogenannten serbischen Republik, betonen die Ankläger in ihrem 781 Seiten umfassenden Grundlagenpapier.

100.000 Tote

Karadzic ist danach auch für den Völkermord von Srebrenica 1995 verantwortlich. Damals hatten serbische Einheiten die damalige UN-Schutzzone überrannt und rund 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet. Ein weiterer Anklagepunkt ist die 44-monatige Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, bei der nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 10.000 Zivilisten getötet wurden. Insgesamt starben im Bosnienkrieg zwischen 1992 und 1995 etwa 100.000 Menschen. Rund 2,2 Millionen weitere Menschen wurden vertrieben.

Nach Kriegsende konnte sich Karadzic 13 Jahre lang in Serbien verstecken. Erst 2008 wurde der frühere Psychiater und Dichter in Belgrad gefasst und an das Tribunal überstellt. Karadzic hat in dem Verfahren alle Vorwürfe zurückgewiesen und sich als unschuldig dargestellt. Die Schlussplädoyers von Anklage und Verteidigung werden am Montag beginnen. Das Urteil wird nicht vor Ende nächsten Jahres erwartet.

wl/jj (dpa, afp)