Anschlag auf Rotes Kreuz in Afghanistan
29. Mai 2013Den Angaben zufolge sprengte sich zunächst ein Selbstmordattentäter am Tor des Geländes in die Luft. Mehr als drei seiner Komplizen seien daraufhin in das Gebäude eingedrungen, in dem sie sich ein Feuergefecht mit afghanischen Sicherheitskräften geliefert hätten. Dabei wurde ein afghanischer Wächter getötet, zwei weitere wurden verletzt. Es sei gelungen, sechs Ausländer in Sicherheit zu bringen, teilten die Behörden weiter mit. Ob sich noch weitere Ausländer auf dem Gelände aufhielten, sei nicht klar.
Der arabische Sender Al Dschasira meldete, ein Teil des Gebäudes stehe in Flammen. Nach Angaben der afghanischen Sicherheitskräfte wurde das Gelände weiträumig abgesperrt. Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sprach von einem "Terrorangriff".
IKRK leistet "neutrale" Hilfe
Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) bestätigte per Twitter, es habe einen "Zwischenfall" in dessen Niederlassung an der Grenze zu Pakistan gegeben. Dschalalabad liegt etwa 150 Kilometer östlich von der afghanischen Hauptstadt Kabul. Nach Angaben von Al Dschasira leistet das Rote Kreuz in Afghanistan jedes Jahr Hilfen im Umfang von 90 Millionen Dollar.
Rund 1.500 Mitarbeiter der Organisation sind demnach vor Ort tätig. Das IKRK verhält sich laut seinen Statuten bei seiner Arbeit in Konflikt- und Kriegsgebieten neutral. In Afghanistan hat die Organisation stets deutlich gemacht, dass es auch den aufständischen Taliban Beistand leiste und daher auch radikal-islamische Kämpfer in Erster Hilfe ausbilde.
Zunehmende Gefahr für Hilfsorganisationen
Mit dem jüngsten Anschlag verschlechtert sich die Lage der internationalen Organisationen am Hindukusch. Vor wenigen Tagen hatten radikal-islamische Taliban in der Hauptstadt Kabul das Büro der Internationalen Organisation für Migration angegriffen und sechs Mitarbeiter verletzt. Die Taliban erklärten, die Hilfsorganisation mit Sitz in Genf sei eine Deckorganisation für westliche Geheimdienste.
Bisher bekannte sich niemand zu dem Angriff. Doch wie jedes Jahr haben die Taliban kürzlich eine Frühjahrsoffensive gestartet. Die Extremisten drohten mit einer Serie von Selbstmordattentaten und Anschlägen auf ausländische Militärstützpunkte und Diplomatenviertel in den kommenden Monaten.
Gerade in den vergangenen Wochen nahm die Gewalt dramatisch zu. In der vergangenen Woche griffen nach afghanischen Behördenangaben mehr als 500 Aufständische mehrere Polizeiposten in der Provinz Kandahar an, mehr als 30 Menschen wurden getötet.
GD/qu (rtr, kna, epd)