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Terrorismus

Anschlag in Moskau: Wer ist ISPK?

Monir Ghaedi
23. März 2024

Was ist bekannt über die Terrorgruppe, die hinter dem Anschlag auf die Moskauer Konzerthalle stehen soll? Die aus Afghanistan heraus agierenden Dschihadisten haben ihre Aktivitäten in Russland verstärkt. Ein Überblick.

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Konflikt in Syrien | Propaganda-Video mit IS-Kämpfern in Syrien
Dieses Standbild eines undatierten Propaganda-Videos wurde von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am 19.05.2017 ins Internet gestelltBild: Uncredited/Militant Photo/dpa/picture alliance

Kurz nach dem Anschlag auf die Moskauer Konzerthalle Crocus City Hall in der Nacht vom 22. März bekannte sich ein Ableger des sogenannten Islamischen Staats, der sich "Islamischer Staat Provinz Khorasan" (ISPK) nennt, zu der Tat. Die Erklärung wurde über die ISIS-nahe Nachrichtenagentur Amaq veröffentlicht und über die Nachrichtenplattform Telegram verbreitet.

Wer steht hinter ISIS-K?

ISPK gilt als einer der gewalttätigsten Ableger des IS. Die transnationale dschihadistische Terrorgruppe hat seit 2015 bei Anschlägen in Afghanistan und Pakistan Tausende von Menschen getötet.

Der Name der Gruppe leitet sich von Khorasan ab, einer antiken Bezeichnung für ein Gebiet, das Teile Irans, Turkmenistansund Afghanistans umfasst, obwohl ihre Aktivitäten über diese Region hinausgehen.

ISPK wurde 2014 von einer Gruppe übergelaufener Taliban- und Al-Qaida-Mitglieder in Pakistan und Afghanistan gegründet. Die Gruppe vertritt eine gewalttätige Auslegung des Dschihadismus.

Im Jahr 2015 bezeichnete sich die Gruppe offiziell als ein Ableger von ISIS in der Region Khorasan. Wie ISIS verfolgt auch ISPK das Ziel, ein transnationales Kalifat zu errichten, einen Staat für Muslime, der nach ihrer eigenen radikalen Auslegung des Islam regiert wird.

Zwei Menschen umarmen sich hinter einem verstaubten Pickup-Truck in Syrien. Szene aus dem Film "Kinder des Kalifats"
In der Dokumentation "Kinder des Kalifats" begleitet der syrische Filmemacher Talal Derki zwei Jahre lang eine radikal-islamistische FamilieBild: Autlook/Basis Berlin Syrien

Gibt es Kontakte zu anderen Dschihadisten-Gruppen?

Analysten beschreiben die Verbindungen zwischen ISPK-Mitgliedern und anderen islamistischen Terrorgruppen als fließend, wobei Kämpfer und Fraktionen von Gruppen wie Al-Qaida und den Taliban häufig zu ISPK wechseln.

Bevor die Taliban im August 2021 erneut die Macht in Afghanistan eroberten, nahmen sowohl die US-amerikanischen als auch die ehemaligen afghanischen Regierungstruppen ISPK in Afghanistan ins Visier und töteten zahlreiche ihrer mittleren und höheren Anführer.

Das durch den Abzug der USA entstandene Sicherheitsvakuum gab der Gruppe jedoch neuen Auftrieb. Es ermöglichte es ihr, weitere Ausbildungslager zu errichten und die internationalen Netzwerke auszubauen.

Taliban-Kämpfer feiern den Abzug von US-Truppen im März 2020
Taliban-Kämpfer feiern den Abzug von US-Truppen im März 2020Bild: NOORULLAH SHIRZADA/AFP/Getty Images

Wie ist das Verhältnis zu den Taliban?

Die Taliban haben nach eigenen Angaben versucht, die Aktivitäten von ISPK einzudämmen, und behaupten, dass ihre Sicherheitskräfte seit ihrer Rückkehr an die Macht Tausende von Mitgliedern der Gruppe festgenommen und inhaftiert hätten.

Die Fähigkeit der Taliban, die Gruppe einzudämmen, wird jedoch nach Medienberichten als unzureichend und ineffektiv angesehen, da die Angriffe der Gruppe auf ethnische und religiöse Minderheiten in Afghanistan immer häufiger geworden sind.

Die Vereinten Nationen haben wiederholt ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass Gruppen wie Al-Qaida und ISPK durch ihre Verbindungen zu Taliban-Mitgliedern in den Besitz fortschrittlicherer NATO-Waffen gelangen könnten, die von den aus Afghanistan abziehenden internationalen Truppen zurückgelassen worden waren. Das Land sei aufgrund der fehlenden Sicherheitsüberwachung zu einem Zufluchtsort für sie geworden.

Trauerfeier für Opfer von Explosionen nahe der Stadt Kerman, Iran. Männer tragen den Sarg eines Opfers durch die Straße
Trauerfeier für die Opfer des Bombenanschlags in der iranischen Stadt Kerman im Januar dieses JahresBild: Mohammad Ali Mohammadian/Anadolu/picture alliance

Jüngste Aktivitäten von ISPK

ISIS-K bekannte sich zu einem Bombenanschlag, bei dem am 3. Januar 2024 in der iranischen Stadt Kerman 95 Menschen getötet worden waren. Agenturberichten zufolge hatten US-Geheimdienste wie bei dem jüngsten Anschlag in Moskau auch in diesem Fall die Regierung in Teheran Wochen zuvor vor dem geplanten Attentat gewarnt.

Seit ihrem jüngsten Wiedererstarken hat die Gruppe ihr Augenmerk verstärkt auf Russland gerichtet. Im März wiesen US-Geheimdienstmitarbeiter darauf hin, dass die Gruppe in Russland aktiv ist und Pläne für Anschläge in Moskau schmiedet.

Der russische Sicherheitsdienst FSB erklärte, er habe am 7. März einen bewaffneten Angriff der Gruppe auf eine Synagoge in der Region Kaluga nahe Moskau verhindert.

Normalisierung in Syrien | Baschar al-Assad und der russische Präsident Wladimir Putin auf einem Plakat in einer Straße in Damaskus. Auf dem Plakat steht auf Arabisch: "Die Gerechtigkeit wird siegen".
"Die Gerechtigkeit wird siegen": Dieser Satz in Arabisch steht auf dem Plakat in Damaskus, das Putin und den syrischen Machthaber Assad zeigtBild: Louai BESHARA/AFP/Getty Images

Ein Motiv für die Terrorattacken auf Russland könnte Experten zufolge in der russischen Intervention im syrischen Bürgerkrieg liegen. Moskau unterstützte Syriens Präsident Bashar al-Assad und flog Luftangriffe auf ISIS-Stellungen. Viele ISIS-Führer verurteilen Putin seitdem als einen Führer, an dessen Hand das Blut der Muslime klebt.

Die Propaganda von ISPK bezieht sich auch auf die Geschichte der sowjetischen Invasion in Afghanistan. Die Regierung der damaligen Sowjetunion hielt das Land von 1979 bis 1989 besetzt.

Die Gruppe versucht auch, Terroranschläge in Europa zu verüben. Die deutsche Polizei hat in den vergangenen Jahren mehrere ISPK-Anhänger festgenommen.

Zuletzt wurden im März zwei mutmaßliche Anhänger des Islamischen Staates im Bundesstaat Nordrhein-Westfalen festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen, einen Anschlag auf das schwedische Parlament geplant zu haben.

ISPK-Führer haben Vergeltungsanschläge gegen Schweden sowie die Niederlande und Dänemark angekündigt, weil in diesen Ländern Koranverbrennungen stattgefunden haben.

Russische Propaganda nutzt Koranverbrennungen

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.