Wieder ein tödlicher Anschlag auf Sumatra
16. Mai 2018Auf der indonesischen Insel Sumatra haben offenbar islamische Extremisten ein Auto in eine Polizeiwache gesteuert und Beamte im Gebäude mit Macheten und Schwertern angegriffen. Ein Polizist sei bei dem Vorfall in Pekanbaru in der zentralen Provinz Riau getötet worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Polizisten hätten vier der Angreifer erschossen.
Bereits am Montag hatte es in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya auf Java einen Angriff auf eine Polizeiwache gegeben, am Sonntag waren dort drei Kirchen attackiert worden, mit einem Dutzend Toten. Was die indonesische Gesellschaft schockiert: Der Anschlag am Sonntag wurde von einer muslimischen Familie verübt, die nicht davor zurückschreckte, auch die eigenen Kinder in die Luft zu sprengen. Keines der Kinder war volljährig: die Söhne 15 und 17, die Mädchen neun und zwölf. Der Vater hatte den Sprengstoff für die Kirche in sein Auto gepackt, die Söhne auf ihre Mopeds. Mutter und Töchter trugen Sprengstoffgürtel unter ihren Gewändern.
Noch am selben Abend explodierte in der Stadt Sidoarjo in einer Wohnung eine Bombe. Es gab vier Tote: der mutmaßliche Bombenleger, seine Frau, zwei Kinder. Die Polizei ist sich sicher, dass sie ebenfalls einen Anschlag planten. Am Montag sprengte sich vor der Polizeizentrale von Surabaya eine weitere Familie in die Luft, wieder mit Mopeds, ein Elternpaar mit zwei Kindern. Die achtjährige Tochter, die ebenfalls auf einem der Mopeds saß, überlebte. So etwas kennt man selbst aus Ländern kaum, die noch mehr unter islamistischem Terror leiden.
Die indonesischen Ermittler sind sich sicher, dass hinter den Anschlägen die indonesische Islamistengruppe Jemaat Ansharud Daulah (JAD) steckt. Angeblich hat die Gruppe mehrere Hundert Mitglieder, die der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nahestehen.
Inzwischen hat der IS die Bombenserie auf die Kirchen für sich reklamiert - bestätigt ist es noch nicht. Die Direktorin des indonesischen Instituts für Konfliktforschung (IPAC), Sydney Jones, hält das jedoch für möglich. "Dem IS ist es gelungen, das Konzept vom 'Heiligen Krieg' zu einer Familiensache zu machen, in dem jeder eine Rolle hat, auch Frauen und Kinder."
Traditionell folgt der südostasiatische Inselstaat, mit 260 Millionen Einwohnern das größte muslimische Land der Erde, einer moderaten Auslegung des Islam. Allerdings gewinnen Extremisten an Gefolgschaft und die Zahl der Anschläge steigt.
nob/kle (afp/dpa)